Jene Nacht im Fruehling
Park dann endete, machte sich kurz Zwischenstation bei F.A.O. Schwarz, wo sie sie einen Plüschaffen erstand, weil sie meinte, das hübsche kleine, possierliche Wesen könne die Strenge ihres Apartments ein wenig auflockern.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah sie nun das Plaza Hotel und Bergdorf Goodman’s Kaufhaus -dieses herrliche, wunderschöne Bergdorf, wobei sie ahnte oder instinktiv wußte, daß man ihm einen ganzen Tag widmen mußte. Also beschränkte sie sich jetzt auf das Erdgeschoß, wo sie, wie sie meinte, nicht allzu sehr in Gefahr geraten würde. Sie unterschätzte Bergdorf jedoch, denn sie verließ das Geschäft mit einer Einkaufstüte voller Socken, Strumpfhosen und einem Ledergürtel mit Silberschnallen. Nach Bergdorf kam sie dann zu Fendi’s und passierte das mit Gitterstäben gesicherte und einer Festung gleichende Juweliergeschäft von Harry Winston, das sie an die Herzogin von Windsor denken ließ. Als sie ihren Weg in südlicher Richtung fortsetzte, kam sie an Charles Jourdan, Bendel’s und Elizabeth Ardens roter Eingangstür vorbei.
Sie lächelte, als sie über die Straße zu Saks hinüberblickte, und sich an den herrlichen Tag erinnerte, den sie dort mit Mike verbracht und an dem er dort in wenigen Stunden soviel für sie getan hatte. Anschließend betrat sie das Rockefeller Center und betrachtete die goldene Statue des fliegenden Menschen, die sie bereits unzählige Male im Fernsehen bewundert hatte. Als sie sich an das Gitter lehnte, das auf das Areal hinuntersah, auf dem sich im Winter Schlittschuhläufer tummelten, stellte sie ihre schweren Einkaufstaschen zu ihren Füßen ab und rieb ihre Hände aneinander. Sie war nun seit Stunden unterwegs sollte eigentlich müde sein, aber statt dessen fühlte sie sich herrlich lebendig. Sie hatte sich dem Feind gestellt, und dieser hatte sich als reizender, sehr unterhaltsamer Freund entpuppt. Als sie die Leute in ihrer Nähe betrachtete und die Schaufenster des Metropolitan Geschenkladens, konnte sie nicht umhin, zu lächeln. Was für ein wunderschöner Ort, dachte sie bei sich.
Nachdem sie sich bei einem Straßenhändler einen Hot dog gekauft hatte, verließ sie das Rockefeller Center wieder und ging in südlicher Richtung weiter, wo sie in die Auslage eines Ladens sah und dort eine ungefähr zwölf Zentimeter große Bronzestatuette eines japanischen Samuraikriegers erblickte. Der kleine Krieger war kräftig gebaut und geharnischt, trug aber ein überaus einnehmendes Lächeln zur Schau, das sie an Michael erinnerte. Nachdem Mike bisher soviel für sie getan hatte, wollte sie ihm gern ein Geschenk machen, und dafür schien ihr diese kleine Statue ideal geeignet zu sein. Also ging sie in den Laden und bat den Inhaber, ihr die Statue aus dem Schaufenster zu zeigen.
Es war in diesem Laden, wo Samantha lernte, was jeder echte New Yorker weiß: daß man in New York alles kaufen kann und Preisschilder keineswegs besagen, daß der damit ausgezeichnete Gegenstand auch tatsächlich soviel kostet.
Entgegen der allgemeinen Weltmeinung gibt es kein menschliches Wesen auf Erden, das netter sein kann als ein New Yorker Kaufmann, wenn er seine Waren einem reichgekleideten Kunden zeigt. Der Mann betrachtete Sams teures Modellkostüm, ihre Mark-Cross-Handtasche, ihre Bally-Schuhe und den großen Brillanten, der an ihrem Ringfinger funkelte, und lächelte liebenswürdig, als er ihr die kleine Statue aus dem Schaufenster holte. Es war kein falsches Lächeln, denn niemand hat jemals etwas mehr geliebt als ein echter New Yorker das Kaufen und Verkaufen.
»Wieviel kostet sie?« erkundigte sich Samantha.
»Siebenhundertfünfzig«, antwortete der Mann.
Sam machte ein langes Gesicht. Sie wollte diese Statue zu gern haben, aber der Preis war viel zu hoch für diese Bronze.
Der Kaufmann, der einen geschulten Blick für Touristen hatte, die so naiv waren, daß man ihnen alles zu fast jedem Preis andrehen konnte - tatsächlich kauften sie oft Sachen, die sie gar nicht haben wollten, nur um einen aufdringlichen Verkäufer loszuwerden hielt Samantha für eine New Yorkerin. Sie war gekleidet wie eine New Yorkerin, hatte sogar die Fingernägel einer New Yorkerin (im übrigen Amerika ließen sich nur sehr reiche, müßig gehende, eitle Frauen die Nägel maniküren, doch in New York gab es dank der Koreaner in jedem Häuserblock mindestens fünf Kosmetiksalons, wo man sich für acht Dollar die Nägel richten lassen konnte). Der Ladeninhaber glaubte, Samantha
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