jennissimo (German Edition)
bisher hat mir alles geschmeckt, was sie gekocht hat.“
Jenna hob die Augenbrauen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater über diese Wendung besonders erfreut sein würde.
„Du weißt, dass du dann alle tierischen Produkte aufgeben musst. Kein Fleisch, keine Eier, keine Milch.“
„Das ist schon ein bisschen abschreckend“, bekannte Beth. „Aber einen Versuch wert. Ich schaue mir das heute an. Mal sehen, was ich danach denke.“
„Viel Glück“, murmelte Jenna.
Um elf, die Kunden warteten bereits, war von Serenity noch immer nichts zu sehen.
„Merkwürdig“, murmelte Jenna. „Sonst kommt sie immer etwas früher.“
„Vielleicht hat sie sich in der Zeit geirrt“, sagte Violet. „Soll ich sie anrufen?“
„Ich mache das.“ Jenna fragte sich, was sie tun sollte, wenn Serenity nicht auftauchte. Wahrscheinlich wäre sie in der Lage, den Kurs selbst zu halten, aber ohne die Begeisterung und den Charme ihrer Mutter. Serenity war besonders …
Sie erstarrte. Mutter? Hatte sie das Wort wirklich gedacht? Hatte sie ihre Schutzmauern fallen und Serenity wirklich so nahe an sich herangelassen?
Offensichtlich, dachte sie, nicht ganz sicher, was sie davon halten sollte. Beth war immer noch die Mutter ihres Herzens, aber vielleicht, nur vielleicht war da wirklich genug Raum, auch Serenity zu lieben.
Ihr Handy klingelte, sie sah auf die Nummer. Die Vorwahl 707 war ihr bekannt.
„Das ist Serenity“, sagte sie. „Wahrscheinlich ruft sie an, um zu sagen, dass sie auf dem Weg ist.“ Sie ging ran. „Hallo?“
„J-Jenna?“
Die Stimme klang verzweifelt. „Tom? Was ist los?“
„Es ist … Serenity kann nicht k-kommen.“ Er begann zu schluchzen.
Kalte Angst packte sie. „Was ist passiert?“
„Sie ist seit ein paar Stunden im Krankenhaus.“
„Ich verstehe nicht. Ist sie krank? Hatte sie einen Unfall?“
„Sie stirbt.“
20. KAPITEL
A n die Fahrt ins Krankenhaus konnte sie sich hinterher nicht mehr erinnern. Beth hatte sie ins Auto geschoben und sich ans Steuer gesetzt. Im Krankenhaus erkundigten sie sich nach dem Stockwerk und rannten die Treppe hinauf in die Station, in der Tom bereits auf sie wartete. Beth ließ Jennas Hand nicht eine Sekunde los.
Es war, als ob ihr Vater seit dem letzten Mal geschrumpft wäre. Seine Augen waren rot, sein Gesicht aschfahl. Er sah selbst wie ein Patient aus. Als er sie entdeckte, ging er mit großen Schritten zu ihr, schlang die Arme um sie und hielt sie so fest, dass sie keine Luft mehr bekam.
„Sie wollte nicht, dass du es erfährst.“ Er weinte laut auf. „Ich sagte, du müsstest es wissen, aber das wollte sie nicht.“
Jenna fühlte sich angenehm benommen. Sie war zwar keine Expertin, ging aber davon aus, dass sie sich in einem Schockzustand befand. Nichts ergab mehr einen Sinn. Nicht das grelle Deckenlicht, nicht die uniformierten Krankenschwestern und nicht der Geruch nach Mittagessen und Desinfektionsmitteln.
Dann war Dragon da, zog seinen Vater zurück und ermöglichte es Jenna auf diese Weise, wieder Luft zu bekommen.
Ihr Bruder war in etwas besserer Verfassung als Tom, aber auch er sah blass und traurig aus.
„Was zum Teufel geht hier vor sich?“, frage Jenna. „Wo ist Serenity?“
„Sie kommt gleich zurück“, erklärte Dragon. Er sah zu Beth. „Könntest du einen Moment bei ihm bleiben?“
„Natürlich.“
Beth legte einen Arm um Toms Hüfte und schob ihn zu den Stühlen vor dem Schwesternzimmer.
Dragon nahm Jennas Hand. „Mom hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, und er hat in fast alle ihre Organe gestreut. Die Diagnose hat sie vor etwa vier Monaten bekommen, da war er schon weit fortgeschritten. Eine Chemotherapie hat sie abgelehnt. Siesagt, sie will ihre letzten Monate nicht damit verbringen, sich zu übergeben und von Medikamenten vergiftet zu werden, die sie sowieso nicht heilen könnten.“ Tränen stiegen in seine Augen. „Es tut mir leid. Sie wollte es so. Sie wollte, dass du sie kennenlernst, bevor sie für immer geht.“
Jenna hörte seine Worte, konnte sie aber nicht begreifen. Das war doch alles völlig verrückt!
„Nein“, sagte sie langsam. „Nein, das glaube ich nicht. Das Universum, das sie aufgefordert hat, mit mir Kontakt aufzunehmen, war in Wahrheit Bauchspeicheldrüsenkrebs?“
„Tut mir leid“, wiederholte Dragon.
Ihr war klar, dass sein Schmerz größer sein musste als ihrer. Dass sie jemanden verlor, den sie erst seit ein paar Monaten kannte, und er seine Mutter. Aber keine dieser
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