jennissimo (German Edition)
einmal mit dem Tod“, fuhr sie ihn an.
„Jeder macht mal Fehler.“
Sie sah die Qual in seinem Gesicht. Ihre Stimme wurde sanfter. „Entschuldige! Sie ist deine Mutter. Es muss schrecklich für dich sein.“
„Ich komme schon klar.“
„Ich habe Violet gebeten, sich um dich zu kümmern.“
Er lächelte matt. „Sie muss nicht herkommen.“
„Ich glaube, sie möchte das gern.“ Sie warf einen langen Blick auf das Krankenhaus. „Ich muss da wohl reingehen, oder?“
Beth legte ihr eine Hand auf den Rücken. „Ich bin da.“
Jenna sah sie an. „Du versteckst doch nicht irgendwelche großen Geheimnisse vor mir?“
„Nein, Jenna. Alles ist gut.“ Beth holte tief Luft. „Wir müssen jetzt für Serenity stark sein.“
Jenna betrachtete ihren Bruder. „Wie lange?“
Er zuckte zusammen. „Tage. Vielleicht ein paar Wochen.“
Ein scharfer Schmerz fuhr in ihren Bauch. „Okay“, wisperte sie. „Ich kann das.“
Sie betrat erneut das Krankenhaus und ging nach oben. Als sie vor Serenitys Tür ankam, sagte sie sich immer wieder, dass alles gut werden würde. Dass sie jetzt stark sein und ihre Familie stützen würde. Einen kleinen, aber geschmackvollen Nervenzusammenbruch konnte sie sich dann später gestatten.
Sie betrat das Zimmer.
Tom saß neben Serenity und hielt ihre Hand. Sie sah eigentlich aus wie immer. Dünn und blass, aber wunderschön. Als ihre Blicke sich trafen, schüttelte Serenity den Kopf.
„Du denkst, dass ich es dir hätte sagen sollen.“
„Ja.“
„Mit der Zeit wirst du verstehen, dass ich recht hatte.“
Das bezweifelte sie, aber jetzt war sicher nicht der richtige Moment für eine Auseinandersetzung. „Wie geht es dir?“, fragte sie.
„Ich habe Schmerzen, aber man wird mir Medikamente dagegen geben. Ich hoffe nur, dass sie mich nicht wirr machen.“
Beth trat neben sie. „Fahrt ihr zurück nach Napa?“
Serenity und Tom wechselten einen Blick, dann schüttelte Serenity den Kopf. „Ich möchte nicht auf der Fahrt sterben.“
„Verstehe“, sagte Beth. „Du solltest bei den Menschen sein,die du liebst. Bitte, komm zu uns nach Hause. Wir werden dir unten ein Zimmer einrichten. All deine Freunde können kommen.“
Zum ersten Mal, seit Jenna sie kannte, wirkte Serenity überrascht. „Das musst du nicht tun.“
Beth nahm ihre Hand. „Ich möchte es aber. Auch du bist Jennas Mutter. Wir sollten alle zusammen sein.“
Serenity sah Tom fragend an. Seine Augen waren ganz rot und erwiderten ihren Blick traurig. Er schien sich von Minute zu Minute weiter aufzulösen.
„Danke“, sagte Serenity. „Das ist wirklich sehr nett von dir.“ Sie blickte zu Jenna. „Tut mir leid, dass ich dir das angetan habe, aber ich wollte, dass wir uns kennenlernen. Dass du ein Teil von uns wirst und wir ein Teil von dir. Ich habe das für dich getan und vielleicht auch ein klein wenig für mich.“
Jenna nickte, als ob sie es verstünde. Aber das war nicht so.
Schneller als Jenna es für möglich gehalten hätte, wurde ein ungenutzter Raum im Haus ihrer Eltern geputzt, ein Krankenhausbett hereingestellt, außerdem ein rollbarer Tisch. Aber das war das einzige Zugeständnis an ihre Krankheit, das Serenity zuließ. Davon abgesehen wünschte sie sich bequeme Stühle für ihre vielen Besucher und bat darum, die Vorhänge von den Fenstern zu nehmen. Sie wolle alles sehen können, erklärte sie. Jenna stellte große Pflanzen in die Zimmerecken und zündete Räucherstäbchen und Kerzen an.
Als Serenity aus dem Krankenhaus kam, sah sie blass und zerbrechlich aus. Tom half ihr ins Bett, und sie schlief ein paar Stunden. Die ganze Zeit saß Jenna neben ihr und rief Serenitys Freunde an, um ihnen zu sagen, was geschehen war. Beth hatte eine Liste mit Hotels in der Nähe zusammengestellt.
Als Tom wieder ins Zimmer kam, ging Jenna in die Küche zu ihrer Mutter.
„Das wird nicht leicht werden“, sagte sie.
„So ist das Leben nun mal.“ Beth deutete auf das veganeKochbuch, das sie gekauft hatte. „Ich werde nur ein paar einfache Gerichte ausprobieren und dafür sorgen, dass die wichtigsten Zutaten immer vorrätig sind. Ich habe das Gefühl, dass eine Menge Leute zu Besuch kommen werden.“
„Ich schätze, da hast du recht.“
Beth lächelte sie an. „Alles in Ordnung?“
„Ich denke schon. Aber ich stehe noch unter Schock.“
„Aber du bist nicht mehr so wütend?“
„Oh, die Wut ist schon noch da. Doch die ignoriere ich.“
„Braves Kind.“ Beth lachte leise. „Wenn es
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