jennissimo (German Edition)
schob sie sie vehement zur Seite. Nicht jetzt! befahl sie sich. Sie konnte ihren Nervenzusammenbruch bekommen, sobald sie geparkt hatte.
Um die Ecke vom Yogastudio fand sie einen Parkplatz und eilte in das Gebäude. Am Empfang saß eine junge Frau.
„Der Unterricht hat bereits begonnen“, sagte sie. „Tut mir leid, aber wir lassen keine Nachzügler rein.“
„Ich bin hier, um meine Mutter abzuholen“, erklärte Jenna. „Ein familiärer Notfall.“
„Oh, das tut mir leid! Ich hole sie. Wie ist ihr Name?“
„Beth Stevens.“
Die Frau ging zu der geschlossenen Tür und drückte sie leise auf. Jenna lief in dem Foyer auf und ab, bis die Frau mit ihrer Mutter im Schlepptau zurückkam.
„Jenna! Was machst du hier? Nicht dass ich mich über die Unterbrechung beschweren möchte. Ich schwöre, eine Sekunde länger und ich hätte mir sämtliche Knochen gebrochen. Es gibt Dinge, die mein Körper sich einfach weigert zu tun.“
Ohne nachzudenken stürzte Jenna auf sie zu. „Mo-om“, schluchzte sie.
Ihre Mutter nahm sie in die Arme und hielt sie fest.
Alles ist so vertraut, dachte sie dankbar. Wie es sich anfühlt, wie es duftet und die Gewissheit, dass die Umarmung nie zu früh aufhört.
Beth führte sie zu einer Holzbank. Die junge Frau entschuldigte sich und verschwand in einem anderen Raum. Beth berührte Jennas Gesicht.
„Was ist passiert?“, fragte sie. „Hast du Schmerzen?“
„Nein, mir geht es gut.“ Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. „Es kam vollkommen überraschend. Auf einmal warensie einfach da und sagten …“ Sie legte eine Hand auf die Brust. „Ich kann nicht atmen.“
„Du kannst.“ Ihre Mutter schlang einen Arm um sie und sah sie prüfend an. „Sag mir, was passiert ist, Jenna. So langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun.“
„Meine leiblichen Eltern sind hier.“
Beths Mund klappte auf. „Wie bitte?“
„Tom und Serenity Johnson. Sie sind vorhin einfach in meinen Laden spaziert und haben sich aufgeführt, als würden sie mich kennen. Zuerst dachte ich, dass sie uns ausrauben wollten oder so was. Und dann haben sie verkündet, dass sie meine richtigen Eltern sind.“
Jenna spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte, sie schluckte schwer.
„Sie sind Hippies und komisch und Vegetarier. Serenity sagte, dass sie auf ein Zeichen des Universums gewartet haben, bevor sie anfingen, mich zu suchen, und dass schließlich eines kam.“
„Per Post?“, fragte Beth.
Jenna sah sie böse an. „Das ist nicht lustig!“
„Ach, Schätzchen, irgendwie schon.“
„Das sind meine leiblichen Eltern! Was haben die hier zu suchen? Ich will sie nicht kennenlernen! Ich will das alles nicht.“
Beth strich über Jennas Haar. „Sie sind deine Familie.“
„Biologisch vielleicht. Ihr seid meine Familie.“
„Aber von ihnen stammst du ab. Das ist doch etwas.“
„Warum stellst du dich auf ihre Seite? Du kennst sie gar nicht. Oh, halt! Du kennst sie von damals, als ihr mich adoptiert habt. Davon hast du mir allerdings nie erzählt. Wieso nicht?“
Beth streichelte ihre Wange. „Nun beruhige dich. Du regst dich viel zu sehr auf.“
„Weil ich allen Grund dazu habe. Wieso regst du dich nicht auf? Wieso fühlst du dich nicht bedroht? Sag mir, dass ich sie nie mehr wiedersehen muss, bitte!“
Ihre Mutter lächelte sie an. „Die beiden haben mir das großartigste Geschenk meines Lebens gemacht. Ich bin ihnen jedenTag dankbar, Jenna.“
Ja klar. Immer schön vernünftig bleiben. Als ob das helfen würde.
„Ich finde es nett, dass sie hier sind“, erklärte Beth. „Sie können dir deine Fragen beantworten, was ich nie konnte. Woher du kommst und woher du deine Gene hast.“
„Mich interessieren meine Gene nicht“, murrte Jenna, verärgert, dass Beth nicht vor Wut schrie und darauf bestand, dass sie sich von den Johnsons fernhielt.
„Das wirst du, sobald du selbst Kinder hast.“
„Als ob das jemals passieren würde.“
Beth küsste sie auf die Wange. „Ich weiß, dass das ein Schock für dich ist. Wie seid ihr verblieben?“
„Ich habe ihnen gesagt, dass ich einen Termin habe, und bin weggerannt.“
Beth hob die Augenbrauen.
„Wag es ja nicht, Mom!“ Jenna erhob sich. „Es war schrecklich! Ich musste da raus. Höflich kann ich auch noch später sein.“
Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Nicht das unerwartete Auftauchen ihrer leiblichen Eltern und schon gar nicht Beths Ruhe. Sie wusste doch, dass ihre Mutter sich Soap Operas anschaute, somit
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