Jenny heftig in Noeten
ob Mom ihn immer noch niedlich finden würde, wenn sie ihn als »Tarzan« in der Lagunenszene gesehen hätte, wo zum großen Entzücken von Jane – und Trina – sein Lendenschurz davontrieb.
»Genau der«, bestätigte ich.
»Na.« Mom wandte sich wieder ihrem Skizzenblock zu. »Wenn du dich mal bloß nicht in ihn verliebst. Er wohnt doch sicher irgendwo in Hollywood. Da würdet ihr zwei euch nicht oft sehen.«
»Keine Angst, Mom.« Ich dachte an die Zeremonie mit den Treue-Tattoos. »Luke Striker ist nicht so mein Typ.«
»Und Trina?«, sagte Mom. »Du weißt doch, wie sie ist.«
»Schon.« Ich wusste sogar sehr genau, wie sie war. »Aber er hat die ganze Zeit eine Brille auf, sodass ihn niemand erkennen kann.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte Mom.
»Wieso denn nicht?« Dad schlug den Immobilienteil auf. Er ist Architekt und interessiert sich immer sehr dafür, welche Häuser gerade zum Verkauf stehen. »Bei Clark Kent hat es auch geklappt.«
Nach der Erfüllung meiner familiären Verpflichtungen ging ich nach oben in mein Zimmer, um Hausaufgaben zu machen. Ich schaltete den PC ein und rief meine Mails ab. Die meisten waren von Trina. Obwohl sie direkt nebenan wohnt, mailen wir uns öfter, als dass wir telefonieren… oder uns sehen. Ich weiß selbst nicht, warum. Vielleicht weil wir nicht so oft aus dem Haus gehen. In Clayton gibt es nicht so viele Orte für Jugendliche. Mal abgesehen von der Schule. Ich lese sehr viel und Trina probt ständig irgendeine Rolle für die Theater-AG.
Meistens kann man sie sogar proben hören. Unsere Häuser stehen nämlich nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt und Trina besitzt ein – wie Mr Hall sagt – ausnehmend kräftiges Zwerchfell. Besser gesagt ihre Stimme ist sehr durchdringend. Sie spielt seit der Grundschule in so gut wie jedem Schultheaterstück die Hauptrolle, weshalb ich denke, dass sie ziemlich gute Chancen auf eine Karriere hat. Trina möchte später mal wie ihr großes Vorbild Meryl Streep in Yale Schauspiel studieren und hat sich fest vorgenommen, danach den Broadway im Sturm zu erobern. Film interessiert sie nicht. Sie sagt, die Wechselwirkung zwischen Künstler und Publikum im Theater sei wie eine Droge, nach der sie süchtig ist.
Hey, wo bist du im Chor abgeblieben? , schrieb sie. Ihr Nick ist – Überraschung! – »Dramaqueen«. La Hall ist voll ausgerastet, weil du gar nicht mehr wiedergekommen bist .
Ich bin es gewohnt, Trina wegen der Annie-Sache anzulügen (einmal hat sie mich direkt verdächtigt, Annie zu sein, als der Register den Brief eines Jungen abdruckte, der sich darüber beklagte, er könne nur wach bleiben, wenn er seine täglichen sechs Dosen Cola Light trinken würde, allerdings müsse er dann abends vier Schlaftabletten schlucken, um einschlafen zu können. Annies Antwort: »Dann trink weniger Cola«, war laut Trina so »typisch Jen«, dass ich um ein Haar aufgeflogen wäre), also schrieb ich ganz entspannt zurück:
JENNYG:
Cara hatte mal wieder einen Heulanfall. Hab ich was verpasst?
DRAMAQUEEN:
Ich glaub, die wird zu Hause nicht genug beachtet. Sonst würde sie es in der Schule nicht immer so krampfhaft darauf anlegen, oder? Und ja, du hast voll was verpasst. Hall hat uns das Kleid gezeigt, das wir beim Wettbewerb in Luers anziehen sollen. Halt dich fest: Es ist rot, mit einem paillettenbestickten Blitz vorne drauf.
Eine widerliche Vorstellung. Vor allem wenn ich es mir an meinem Körper vorstellte.
JENNYG:
Du lügst.
DRAMAQUEEN:
Au contraire, mon frère . UND es ist aus einem Material, das keine einzige in der Natur natürlich vorkommende Faser enthält. UND es kostet 180 Dollar.
JENNYG:
Verberat nos et lacerat fortuna!
DRAMAQUEEN:
Du sagst es. Die Jungs haben es gut. Die müssen sich zu ihrem Smoking bloß einen roten Kummerbund und eine rote Fliege kaufen. Für Samstag ist ein Autowaschtag angesetzt, um Geld für die Mädchen zu sammeln, die fortuna im Stich gelassen hat und die sich das Kleid nicht leisten können. Ich hab dich für die Schicht zwischen 12 und 14 Uhr eingetragen. Dann werden wir beim Autowaschen wenigstens ein bisschen braun. Falls es nicht regnet.
JENNYG:
Als ich in diesen Chor eingetreten bin, hast du vergessen, mir zu sagen, dass er erbarmungslos Stück für Stück meiner kostbaren Freizeit auffressen wird.
DRAMAQUEEN:
Ach komm, als hättest du was Besseres zu tun.
Leider hat sie Recht. Ich hab nichts Besseres zu tun. Trotzdem.
JENNYG:
Und überhaupt: HUNDERTACHTZIG DOLLAR? Für ein
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