Jenny heftig in Noeten
wie die meisten anderen Leute weiß, dass ich Annie bin.
OTEMPORA:
Andererseits kennt sie dich. Eigentlich müsste sie wissen, dass du wegen so was nicht sauer wirst.
Nein, werde ich nicht. Nie. So bin ich nicht.
Ich schrieb ihm, er solle sich deswegen keine Sorgen machen, und setzte mich dann an meine Mathehausaufgaben. Denn selbst Mädchen-die-wegen-so-was-nicht-sauer-werden müssen Hausaufgaben machen.
Sogar solche Mädchen, die schon sehr bald, ohne dass es irgendjemand ahnte, sehr eng mit einem Filmstar wie Luke Striker befreundet sein würden.
Fragt Annie
Stellt Annie eure drängendsten Fragen zum Thema zwischenmenschliche Beziehungen. Na los, traut euch! Der Clayton Highschool Register behält sich vor, Briefe an Annie abzudrucken, wobei Namen und E-Mail-Adressen der Ratsuchenden selbstverständlich vertraulich behandelt werden.
Liebe Annie,
ich verliebe mich immer nur in Jungs, die in festen Händen sind. Also welche, die schon eine Freundin haben. Ich flirte so lang mit ihnen, bis sie mit ihrer Freundin Schluss machen. Aber sobald sie dann frei sind, merke ich, dass ich sie gar nicht mehr so toll finde. Was stimmt nicht mit mir? Und was kann ich dagegen tun?
Eine Möchtegernfreundin (aber nur, bis ich es bin)
Liebe Möchtegernfreundin,
entweder hast du Angst vor einer festen Bindung, oder es macht dir einfach Spaß, anderen Mädchen den Freund wegzuschnappen. Aber die Tatsache, dass du das als Problem erkennst, bedeutet, dass du der Lösung schon ein gutes Stück näher gekommen bist. Nimm dir ganz fest vor, in Zukunft die Pfoten von den Freunden deiner Freundinnen zu lassen…denn sonst sind sie bald die längste Zeit deine Freundinnen gewesen und du hast GAR keine Freunde mehr. Weder männliche noch weibliche.
Annie
Vier
Ich hatte gedacht, Luke Striker würde irgendwann im Laufe der folgenden Woche in Clayton auftauchen. Oder in der Woche danach. Ich war ganz und gar nicht darauf vorbereitet, ihm schon am nächsten Tag gegenüberzustehen.
Aber genauso war es. Vor Latein saß ich an meinem Platz und überflog die druckfrische Ausgabe des Register , als plötzlich die Tür des Klassenzimmers aufging, Ms Kellogg durch den Spalt linste, meinen Namen rief und mich mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich winkte. Ich sprang auf und ging auf den Gang, wo sie neben einem großen, ziemlich fertig wirkenden Typen auf mich wartete.
»Ah, Jenny«, sagte sie, und ihre Augen strahlten noch heller als üblich. »Das hier ist Lucas Smith, der neue Schüler, über den wir gestern gesprochen haben.«
Ich war so in Kwangs Artikel über Betty Ann vertieft gewesen (mein Layout war aber auch sehr gelungen: Das Bild von Betty Ann in ihrem Cheerleaderkostüm mit der Zeile Vermisst: Belohnung ausgesetzt! darunter, sah original so aus wie die Fahndungsfotos von vermissten Kindern), dass ich fast gesagt hätte: » Welcher neue Schüler? «
Dann fiel es mir wieder ein. Luke Striker! Luke Striker kam nach Clayton, um für eine Rolle zu recherchieren, und würde sich als neuer Schüler ausgeben.
Und jetzt war er da.
Ich lief vor Verlegenheit knallrot an. Weil es noch nicht zum Unterricht geklingelt hatte, hetzten um uns herum Schüler zu ihren Klassenräumen, aber die schauten Ms Kellogg oder »Lucas« noch nicht einmal an. Keine Ahnung, weshalb ich so verlegen war.
Ich war selbst überrascht über meine Reaktion. Auf den Anblick von Luke Striker in Fleisch und Blut, meine ich. Wobei von Fleisch eigentlich nichts zu sehen war, weil er viel mehr anhatte als in seinem letzten Film. Von irgendwem musste er sich Infos darüber besorgt haben, wie die Jungs hier in Indiana so rumlaufen, er hatte den Look nämlich voll drauf: in den Kniekehlen hängende Jeans, ein schlabberiges Footballtrikot in XXL und so hässliche Klump-Turnschuhe. Außerdem trug er eine Brille mit Drahtgestell und hatte sich die Haare wachsen lassen. Sie waren sogar noch länger als in seinem Lanzelot-Film. Und dunkler. Anscheinend war Luke nicht wirklich naturblond.
Und er war größer, als ich erwartet hätte. Der Typ, der da im Gang stand und den ich »an die Hand nehmen sollte«, sah eigentlich nicht mehr nach Filmstar aus als ich selbst…
Wenn man nicht wusste, dass er einer war, meine ich.
»Oh«, sagte ich lahm, weil Ms Kellogg so erwartungsvoll auf mich herunterlächelte. »Ach, so. Hi.«
Luke nickte mir nur zu. Keine Ahnung, ob aus Mitleid (weil er meine flammend roten Wangen bemerkt hatte) oder aus angeborener Coolness. Jedenfalls spürte ich
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