Jenny heftig in Noeten
Servietten in die Hand gedrückt hatte, statt mich zu küssen, hatte das nichts damit zu tun gehabt, dass er mich nicht anziehend fand.
O nein. Er hatte geglaubt, ich sei in Luke Striker verliebt.
Er hatte geglaubt, ich sei in festen Händen.
Das war es, was er mich damals im Auto hatte fragen wollen. Jetzt begriff ich. Die Frage wäre gewesen, ob ich in Luke Striker verliebt war oder nicht.
Und plötzlich hatte ich das Gefühl – obwohl es natürlich dunkel war und ich in meinem dünnen Chiffonkleid auch ein bisschen fror –, als wäre die Sonne aufgegangen.
Echt wahr. Als wäre die Sonne aufgegangen und würde auf mich herabscheinen und mich wärmen.
»Ich bin mit Luke zum Frühlingsball gegangen«, erklärte ich Scott, und mir wurde ganz schwindelig, weil er mich so anschaute, als… als wäre ich ihm wirklich wichtig, »weil er mich darum gebeten hat, und nicht, weil ich in ihn verliebt bin. Wahrscheinlich bin ich sogar das einzige Mädchen in ganz Clayton, das nicht in ihn verliebt ist. Und es auch nie war.«
»Ist das echt wahr?« Scott griff nach meiner Hand und hielt sie – nicht zu fest, aber auch nicht so, als wollte er mich so bald wieder loslassen. »Dann macht es dir nichts aus… dass er jetzt mit Geri zusammen ist? Du bist nicht… du warst nie…?«
»Nein, natürlich nicht.« Ich konnte nicht anders, ich musste einfach laut lachen. Ich kam mir vor wie im Film. Die Sonne schien, kleine tschilpende Vögelchen flatterten mir um den Kopf. Fast erwartete ich, einen Regenbogen zu sehen und einen Chor, der mit schallenden Stimmen »Day by Day« schmetterte. »Ich war nie so in Luke Striker verliebt…«
Und dann (unglaublich, aber wahr) rutschte sie mir einfach heraus. Die Wahrheit. So entspannt, als würden wir uns über irgendein Buch unterhalten.
»…wie in dich.«
Da – ich hatte es gesagt. Es war heraus, schwebte im Raum. Das Wort mit L.
Einfach so.
Fast wünschte ich mir, ich könnte danach greifen und es mir schnell wieder in den Mund stopfen.
Und Scotts Griff wurde fester, als wollte er mich wirklich nicht mehr loslassen.
»Hast du gerade gesagt, dass du in mich verliebt bist?«, fragte er.
Was sollte ich tun? Ich hatte es gesagt. Es gab kein Zurück mehr.
Und wisst ihr was? Ich wollte es auch nicht mehr zurücknehmen.
»Sogar schon seit der… fünften Klasse.« Ich wusste, dass ich mich um Kopf und Kragen redete, aber es war mir egal. »Deshalb hab ich auch nie etwas mit einem anderen Jungen angefangen. Okay, du bist weggezogen und hast woanders gewohnt, aber dann warst du wieder da und ich…«
Mehr konnte ich nicht sagen. Weil Scott mich an sich riss und umarmte.
Und mich wieder küsste.
Und diesmal hörten wir nicht mehr auf.
Wir küssten uns, während um uns herum die Feuerwerkskörper explodierten. Wir merkten noch nicht einmal etwas davon.
Wahrscheinlich weil wir gerade unser eigenes Feuerwerk abbrannten.
Als wir irgendwann wieder zum Lagerfeuer zurückschlenderten – Scott hatte mir seinen Arm um die Schulter gelegt und ich ihm meinen um die Hüfte –, kam uns Trina entgegengerannt. »Wo wart ihr denn? Ihr habt das ganze… hey… Was…?« Ihre Augen wurden groß. »Oh.«
Wahrscheinlich hatte sie Scotts Arm um meine Schulter bemerkt. Oder mein seliges Lächeln. Jedenfalls sagte sie mir das später. Dass ich selig ausgesehen hätte… obwohl ich keine Vergissmeinnicht mehr in der Haarspange stecken hatte, sondern die Blüte einer wilden Möhre.
Aber ihr würdet auch selig lächeln, wenn euch der Junge, den ihr seit der fünften Klasse liebt, gesagt hätte, dass er euch auch liebt.
Scott findet übrigens auch, dass ich nächstes Jahr als Schülersprecherin kandidieren soll. Er hat gesagt, er würde meinen von meinen Wahlkampfmanagerinnen Cara und Trina organisierten Wahlkampf sogar durch den Verkauf selbst gebackener Kekse, Muffins und Kuchen unterstützen.
Und obwohl ich Scotts Koch- und Backkünste sehr zu schätzen weiß, frage ich mich, ob Schülersprecherin nicht fast ein bisschen, na ja, zu niedrig gegriffen ist. Ich meine, ein Mädchen mit meinen diplomatischen Fähigkeiten… Wieso kandidiere ich eigentlich nicht gleich fürs Weiße Haus?
Stargeflüster aus Los Angeles
Alle reden über …
Luke Striker, der gestern auf dem Rodeo Drive mit seiner derzeitigen Freundin Geri Lynn Packard gesehen wurde, die kürzlich ihr Studium an der University of California in L.A. aufgenommen hat. Luke trug einen auffälligen Verband um den rechten Oberarm. Es
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