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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Martach
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Spielzeug lag wahllos verteilt im Garten, mitten in der Auffahrt zur Garage stand ein Kett-Car herum, auf einer Wäscheleine hingen eine Menge Sachen zum Trocknen, und aus dem Haus hörte man das laute Geschrei von Geschwistern, die sich zankten.
    Hier war also Julian zuhause. Dass er bei diesem Lärm und dieser Unruhe nicht gerne hier war, konnte Kirsten irgendwie verstehen. Der Junge war viel empfindsamer, als man auf den ersten Blick glauben mochte.
    Kirsten ging zur Haustür und schellte. Zwei Mädchen öffneten, sie mochten acht oder neun Jahre alt sein und beäugten die Besucherin misstrauisch.
    „Ist eure Mutter da?“
    „Was wollen Sie denn von ihr?“, fragte die ältere keck.
    „Das muss ich einem kleinen Fräulein Naseweis nicht gleich erzählen“, stellte Kirsten, noch immer freundlich, fest.
    Die Mädchen liefen ins Haus. „Mama, da ist eine fremde Frau, die hat mich weiße Nase genannt.“
    Gleich darauf kam eine etwas schwerfällige Frau an die Tür. Sie sah müde aus und ein wenig ungepflegt, aber sie machte einen mütterlichen Eindruck. Ihre Miene war allerdings abweisend, vermutlich erwartete sie, wie schon oft vorher, eine Vertreterin für diverse Produkte vorzufinden.
    Kirsten streckte freundlich die Hand aus.
    „Frau Wedemeier? Ich bin Kirsten Hillersen, die Mutter von Jenny. Ich hoffe, Julian hat Ihnen schon von mir erzählt.“
    Die Frau stutzte einen Augenblick, dann aber glitt ein Lächeln auf ihre Züge und machte sie um mindestens zehn Jahre jünger.
    „Sie sind das? Mein Julian spricht dauernd von Ihnen. Das ist aber nett, dass Sie sich die Zeit nehmen, und einmal zu besuchen. Entschuldigen Sie bitte die Unordnung.“
    Mit einer Handbewegung ging Kirsten darüber hinweg. „Wo Kinder sind, kann es nicht anders sein.“
    „Kommen Sie doch herein, mögen Sie einen Kaffee – oder hat Julian am Ende wieder etwas angestellt? Ausgerechnet bei Ihnen...“
    Ein Ausdruck des Erschreckens trat in ihr Gesicht.
    „Nein, nein, hat er nicht. Und einen Kaffee nehme ich gern.“
    Kirsten folgte der Frau in ein geräumiges Wohnzimmer, in dem ebenfalls überall Spielzeug lag. In einem Laufstall krähte fröhlich ein kleines Kind, und die beiden Mädchen drückten sich scheu aber auch neugierig an die Tür und beobachteten die fremde Frau.
    Frau Wedemeier kam mit einem Tablett voll Kaffeegeschirr aus der Küche. „Der Kaffee ist gleich fertig. Aber nehmen Sie doch bitte Platz, Frau Hillersen. Karla, Emily, geht nach draußen spielen.“
    „Wir wollen aber...“
    „Geht!“ Blitzartig verschwanden die beiden Mädchen.
    Der Höflichkeit halber wartete Kirsten, bis auch der Kaffee auf dem Tisch stand, so konnte sie sicher sein, dass die Frau nicht wieder von ihren hausfraulichen Pflichten in Anspruch genommen wurde. Sie versuchte sich ein Bild zu machen. Offensichtlich war dies hier eine kinderreiche Familie, und Julian machte irgendwie nicht den Eindruck, als gehöre er dazu. Das sollte sich gleich darauf zu ihrer Verwunderung bestätigen.
    „Ich weiß nicht genau, warum Sie hergekommen sind, Frau Hillersen. Julian ist ein etwas schwieriges Kind, er stammt aus meiner ersten Ehe, und mein Mann – mein jetziger Mann – ist sehr streng mit ihm. Die beiden sind wie Feuer und Wasser, und Julian schien sich lange Zeit einen Spaß daraus zu machen, einen Streich nach dem anderen zu verüben. Seit er viel mit Ihrer Jenny zusammen ist, hat sich das geändert. Und er schwärmt geradezu von Ihnen, so dass ich schon dachte, ich müsste eifersüchtig werden. Allerdings hat er seit neuestem gute Noten in der Schule, und sein Betragen ist schlagartig besser geworden. Ich denke, das ist auf Ihren und Jennys Einfluss zurückzuführen. Allein dafür bin ich Ihnen schon dankbar.“
    „Julian ist mir mittlerweile ein lieber Hausgast geworden“, gestand Kirsten. „Und ich muss sagen, zu Anfang war ich nicht dieser Meinung, denn da war er wohl der Anführer einer üblen Bande. Irgendwie hat meine Tochter es geschafft ihn zu zähmen. Allerdings wollte ich mich davon überzeugen, dass Sie nichts dagegen haben, wenn der Junge so häufig bei uns ist. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken ihn hier zuhause entfremden zu wollen.“
    Frau Wedemeier seufzte. „Das können Sie gar nicht. Es ist fast so, als gehörte er gar nicht hierher. Und er scheint sich erst bei Ihnen so richtig wohl zu fühlen.“
    „Ja, den Eindruck habe ich auch. Und mittlerweile kann ich sagen, dass er ein lieber, aufmerksamer Junge ist, der

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