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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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den Anschein hat, als würde ich mich zu Agent McCarthy neigen, um ihn zu küssen?« Lucille wartete sein Nicken ab. »Alex hat Patricks Fingerabdrücke darauf sichergestellt. Er ist leider derjenige, der versucht, mich aus dem Haus zu vertreiben.«
    »Leider?« Verständnislos über ihre Wortwahl schüttelte Alex seinen Kopf.
    Craig fasste die Rückenlehne des Stuhls, auf dem das Jackett lag, so fest an, dass seine Handgelenke weiß hervortraten. »Niemals!«
    Lapidar zuckte der FBI-Agent mit den Achseln. »Beweise sind Beweise.«
    »Wieso sollte Patrick so etwas tun?«, fragte Craig und schaute von Alex zu Lucille. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Alex schnaubte. »Das liegt doch auf der Hand. Er ist verliebt in Lucille und eifersüchtig.«
    »Das glaube ich nicht.« Lucilles Zunge klebte am Gaumen.
    Alex lehnte sich über den Teakholztisch zu ihr herüber. »Hast du nicht bemerkt, wie er dich angesehen hat, als er eben in den Salon kam? Dein Männerbesuch passte ihm gar nicht. Ich bin ihm ein Dorn im Auge, ebenso wie Mr Bellamy.«
    Räuspernd verschränkte sie die Arme vor dem Brustkorb. »Ich denke nicht, dass er etwas gegen Männerbesuch hat. Im Gegenteil!«
    »Du bist blind für seine Zuneigung«, wetterte Alex etwas zu laut für Lucilles Geschmack, »deshalb erkennst du sie auch nicht, was ihn immer wütender gemacht und ihn dazu bewogen hat, dich heimlich auf Schritt und Tritt zu verfolgen wie ein Stalker … aus Liebe.«
    »Patrick hat sich garantiert nicht in mich verguckt.« Es nutzte nichts. Zu gern hätte sie seine Privatsphäre geschützt, aber diesen Vorwurf konnte sie nicht im Raum stehen lassen, denn er entbehrte jeder Wahrheit. »Er ist schwul.«
    »Und leidet an einer schweren Form von Agoraphobie«, fügte Craig sachlich hinzu. »Die psychische Krankheit macht es ihm unmöglich, das Haus zu verlassen. Er bekommt schon Panikattacken, wenn er einen Fuß in den Garten setzt. Unter keinen Umständen hat er das Anwesen verlassen und dieses Foto geschossen!«
    Einige Sekunden, die sich für Lucille wie Minuten anfühlten, blieb es still im Salon.
    Nun, da sie von Patricks Erkrankung wusste, wurde ihr klar, weshalb sein Teint so blass war und er als einziger Angestellter in der Villa wohnte, zudem in einem Kellerapartment, in dem es keine Fenster gab. Seine Introvertiertheit lag wohl nicht allein an seiner klassischen Ausbildung zum Butler, sondern auch daran, dass ihm soziale Kontakte fehlten. Selbst seine Aussage, er könne Cory in einer Partnerschaft nichts bieten, machte für Lucille mit einem Mal Sinn. Nicht die Angst vor dem Coming-out oder dass Patrick Corys Vorgesetzter war stand zwischen den beiden Männern, sondern die Agoraphobie. Der Hausvorsteher tat ihr leid. Sehr leid!
    Im Brustton der Überzeugung sagte sie: »Er war es nicht!«
    Gereizt warf Alex das Feuerzeug über den Tisch. Der falsche Kugelschreiber rollte ein Stück und wäre beinahe zu Boden gefallen, blieb jedoch im letzten Moment am Rand liegen.
    »Sie sprachen von Beweisen«, begann Craig. »Ich möchte die Untersuchungsergebnisse der Daktyloskopie gerne mit eigenen Augen sehen. Sie haben den Laborbericht doch sicher mitgebracht?«
    Lucille bewunderte ihn für die Ruhe, die er ausstrahlte, denn in ihr herrschte Verwirrung. Was ging hier vor sich? Obwohl die Klimaanlage auf Hochtouren lief, wurde die Luft im Raum immer stickiger.
    Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Eben noch hatte sie geglaubt, dass Alex Patricks falsches Spiel entlarvt hatte, und eine tiefe Enttäuschung verspürt, die sie überraschte. So introvertiert wie der Butler auch war, sie mochte ihn irgendwie. Er gehörte in dieses Haus, zur Familie Bellamy, zu Craig.
    Inzwischen sprach zu viel gegen ihn als Täter. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass er ihr den Familienschmuck untergeschoben hatte, doch keinesfalls hatte er den Schnappschuss von McCarthy und ihr machen können.
    Aber wie konnte Alex dann ausschließlich Patricks Fingerabdrücke auf der Fotografie sichergestellt haben? Hatte jemand sie absichtlich auf das Bild übertragen, um den Verdacht auf den Butler zu lenken?
    »Sie können mir glauben«, versicherte Alex verschnupft und schnippte ein imaginäres Staubkorn von seiner Brusttasche. »Ich habe den Vergleich der Fingerabdrücke höchstpersönlich durchgeführt, weil es sich um einen Freundschaftsdienst für Mrs Dawson handelte. So etwas macht das Bureau für gewöhnlich nicht.«
    »Dafür bin ich dir auch sehr dankbar«, warf

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