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Jenseits aller Tabus

Jenseits aller Tabus

Titel: Jenseits aller Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Schenkel ein Loch. Seine Hosenbeine waren binnen kurzer Zeit blutverschmiert. Winselnd lag er vor ihr. Sie hätte ihre Hände nach ihm ausstrecken und ihn berühren können, so nah lag er bei ihr.
    Das Zittern wurde wieder stärker. Sie drückte ihren Rücken an die Wand, zog die Knie an und hielt die Mündung noch immer auf Alvaro gerichtet, nur für den Fall, dass er immer noch nicht genug hatte.
    Plötzlich schrie Alex auf. Als Lucille zu ihm schaute, lag er bewusstlos neben den Scherben der Vitrine. Craig musste ihn ausgeknockt haben.
    »Du hast meinem Image ganz schön tiefe Kratzer zugefügt.« Craig zog sein T-Shirt aus und wischte damit das Blut von seinen Armen, dabei schenkte er ihr ein liebevolles Lächeln. »Ich bin derjenige mit der FBI-Ausbildung, aber dein Gegner lag eher am Boden als meiner. Nicht ich, sondern du solltest dich beim Bureau bewerben.«
    »Ich bevorzuge es, gegen Schädlinge und Unkraut zu kämpfen«, sagte sie in Anlehnung an ihr Studium für Gartenbau und Landschaftspflege.
    Er kam zu ihr, hockte sich neben sie und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sein Kuss war der süßeste – und lebendigste! –, den Lucille jemals erhalten hatte.

EPILOG
     
    »Hast du deinen Badeanzug dabei?«, fragte Lucille ihre Freundin Ava, die neben ihr im Umkleidezimmer des Personals stand, beiläufig und beobachtete gespielt gelangweilt, wie Madison zornesrot ihre Sachen zusammenpackte.
    Mad warf ihr Parfüm so aufbrausend in ihren Louis-Vuitton-Shopper – ein Imitat, wie Lucille auf den ersten Blick erkannte, denn der Hersteller hatte nicht nur an hochwertigen Materialien gespart, sondern auch bei dem aufgedruckten Logo am unteren Bügel des Ls, sodass es aus einem gekreuzten V und I bestand –, dass der Flakon zerbrach und ein aufdringlicher Lilien-Vanille-Duft die Luft schwängerte.
    Ava lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Spind. »Hatte ich doch versprochen. Ich freue mich schon, das erste Mal in den Bellamy’schen Swimmingpool zu springen.«
    Aufbrausend knallte Taylor ihre Spindtür zu, schwieg jedoch. Normalerweise sah ihre Frisur wie gemeißelt aus, doch seit Craig die Kündigung ausgesprochen hatte, schienen ihre Haare an Kraft und Glanz verloren zu haben und klebten unschön an ihrem Kopf. Die Farbige nahm die Plastiktüte, in die sie all ihr Chichi gepackt hatte, von der Sitzbank in der Mitte des Raumes und drehte das obere Ende so fest, als wollte sie die Tüte würgen.
    Oder mich, unkte Lucille in Gedanken, hauchte ihre Fingernägel an und polierte sie an ihrem Trägershirt, um Nate mit ihrer indirekten Verächtlichkeit zu provozieren. Er bleckte seine gebleichten Zähne, ob bewusst oder unbewusst, konnte sie nicht sagen.
    Mit einem anerkennenden Lächeln musterte sie Ava von den Haaren bis zu den Zehenspitzen. »Du hast abgenommen.«
    »Zwei Kilos sind runter.« Ava strich über ihren Bauch wie eine Schwangere.
    Er wölbte sich immer noch leicht, aber Lucille fand, dass ihre Freundin im Gesicht schlanker aussah. Was Ava jedoch viel attraktiver machte, war das Strahlen, das sie neuerdings trug. Sie versteckte ihre Verliebtheit nicht länger, sondern flirtete ungeniert mit Cory und der Gärtner mit ihr. Dringend musste Lucille erfahren, was es Neues gab.
    Seit Alex Fisher und Alvaro Nunoz, so lautete sein richtiger Name, vom Federal Bureau of Investigation verhaftet worden waren, waren fünf Tage vergangen. Erneut hatten Special Agents Lucilles Aussage aufgenommen, doch diesmal hatten sie sich ständig entschuldigt. Zu Recht! Das Zeugenschutzprogramm hatte Lucille zu keiner Zeit wirklich Schutz geboten.
    Als kleine Wiedergutmachung hatte das FBI-Labor den Schmuck von Mildred Bellamy untersucht und auf ihrer Brosche, einem großen Saphir in einer kunstvoll geschmiedeten Goldfassung, Madisons Fingerabdrücke sichergestellt. Als Craig seine Hausangestellte in die Mangel genommen hatte, war sie eingeknickt und hatte Taylor und Nate ans Messer geliefert, um ihren eigenen Kopf zu retten. Vergeblich.
    Vermutlich hat Madison jetzt nicht nur keinen Job, sondern auch keine Freunde mehr, dachte Lucille und seufzte theatralisch.
    Die drei ehemaligen Angestellten deuteten ihren Seufzer wohl als Ungeduld, denn sie schimpften vor sich hin, allerdings so leise und gemurmelt, dass Lucille die Worte nicht verstand. Wahrscheinlich befürchteten sie, doch noch angezeigt zu werden, sollten sie Lucille in letzter Sekunde gegen sich aufbringen.
    Lucille verspürte ein Quäntchen Macht, doch es behagte ihr

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