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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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obwohl sie wusste , dass er sie nicht hören konnte. Ziellos wanderten ihre Augen über seinen Körper, als suche sie nach einem Rest Leben.
    Und da entdeckte sie den Samtbeutel in seinen Fingern. Es war das einzige, dessen er von Clancey hatte habhaft werden können. Ihr Stiefbruder war von Winstons Attacke so überrascht gewesen, dass er dessen Griff nach dem Beutel in seinem Gürtel nicht bemerkt hatte.
    Jemand rief ihren Namen. Ross. Ma. Jemand kam durch die Bäume gelaufen. Zweige knackten. Sie näherten sich.
    Ohne nachzudenken nahm sie Winston den Beutel aus der Hand und steckte ihn zurück in die Tasche ihres Rockes, als Ross gerade aus dem Gebüsch stürzte.
    »Lydia!« rief er entsetzt. Er blieb plötzlich stehen, als er Lydia über Winston gebeugt sah.
    Ma, die direkt hinter ihm kam, rief: »Um Himmels willen!« Dann drehte sie sich um und versperrte den Weg. »Zurück ins Lager mit den Kindern, das ist kein Anblick für sie.«
    Lydia sah Ross über die Leiche ihres Freundes hinweg an. In ihren Augen standen die Tränen. »Ross«, rief sie gequält und streckte die Arme nach ihm aus.
    Ein paar andere eilten um ihn herum, da er wie angewurzelt stehenblieb; er starrte seine Frau an, der das Haar wild über den Rücken hing, deren Mieder aufgerissen war und die überall auf Hals und Brust Kratzer hatte. Er spürte, wie ein wildes Nein aus der Tiefe seiner Brust durch die Kehle aufstieg, bevor es aus seinem Mund donnerte. Er stieß die anderen zur Seite, machte einen Satz und riss sie auf die Füße.
    Sie konnte nicht stehen und klammerte sich an seinen Schultern fest. »Bring deine Kleider in Ordnung«, knurrte er in ihr Ohr.
    Sie verstand sein Toben falsch und sah ihn ausdruckslos an. Er griff heftig nach den Zipfeln ihres Mieders und zog sie über ihre Brüste zusammen.
    »Mrs. Coleman, was ist passiert?«
    Grayson muss te die Frage ein paarmal wiederholen, bis sie ihr vom Schock betäubtes Gehirn erreichte. Warum schaute Ross so finster? War ihm nicht klar, dass sie versucht hatte, ihn zu beschützen? Mein Freund, ist gerade meinetwegen zugrunde gegangen, hätte sie am liebsten in sein kaltes, versteinertes Gesicht geschrien.
    Verwirrt wandte sie sich Grayson und den anderen zu. »Was? Oh, ein Mann«, stammelte sie. »Ich bin spazierengegangen. Ein Mann...«
    »Was für ein Mann? Habt Ihr ihn schon einmal gesehen?«
    Sie sah durch Grayson hindurch, als wäre sie ihm nie zuvor begegnet. Warum machten sie sich Gedanken über Clancey? Winston Hill war tot. Er hatte ihr Bücher geliehen. Mit Ross’ Hilfe konnte sie sie lesen. »Ah... nein, nein«, stammelte sie. »Er... hat mich angegriffen. Mr. Hill...« Ihre Stimme begann zu brechen. »Mr. Hill versuchte, mir zu helfen.«
    »Das reicht, Gentlemen«, sagte Ma, wogte auf Lydia zu und nahm sie in ihre massigen Arme. »Ich kümmere mich um sie. Sieht irgendwie so aus, als hätte es jemand auf diesen Treck abgesehen. Ihr solltet ihn verfolgen, weit kann er noch nicht sein.«
    Niemand hatte bemerkt, dass Moses durch die Bäume gekommen war. Hinter den anderen zurückgeblieben, sah er fassungslos auf die Leiche seines ehemaligen Besitzers und Freundes. Er konnte sich noch an den Tag erinnern, an dem Winston Hill geboren worden war. Damals war er nur ein Hausbursche gewesen; den jungen Herrn hatte er jedoch von Anfang an geliebt, denn der hatte ihn wie einen Menschen behandelt. Nicht wie einen Sklaven.
    Grayson, der das Gefühl hatte, als läge plötzlich das Gewicht der Welt auf seinen Schultern, sagte: »Ich denke, wir sollten Mr. Hill zurückbringen...«
    »Da ist meine Aufgabe.« In vollendeter Würde schritt Moses zwischen den anderen hindurch und kniete sich neben Winstons Leiche. Mit der Sorgfalt einer Mutter um ihr Kind hob er ihn in seine Arme, stand auf und trug ihn zurück in Richtung Wagen. Nur die Tränen in seinen Augen verrieten seinen Schmerz.
    Lydia brach zusammen, als sie im Wagen der Längstens angekommen war, Kummer und Leid überwältigten sie. Erst Luke, jetzt Winston. Sie waren ihretwegen gestorben. Ihretwegen. Sie war Abschaum und niemals so viele Opfer wert.
    »Wo ist Ross?« fragte sie. Wo ist er? Warum hatte er sie so ha ss erfüllt angesehen? Ob er von Clancey wusste ?
    »Er ist unterwegs auf der Suche nach Eurem Angreifer, der wohl auch Lukes Mörder war. Hier, trinkt den Tee.«
    »Lee?«
    »Anabeth hat ihn schon zu Bett gebracht. Jetzt versucht zu schlafen, und verge ss t alles, was passiert ist.«
    »Das kann ich nicht, es ist doch

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