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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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alle da...« Seine Daumen strichen über ihre Wangenknochen, wischten die letzten Tränen weg. »Ma...« Er sah, wie sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten, doch diesmal war nicht Furcht der Grund. Ihr Blick schien sich von dem Alptraum befreien zu wollen, den sie soeben durchlitten hatte. »Ma würde nicht...« Seine Daumen strichen jetzt abwechselnd über ihre Lippen. Sie waren noch feucht von der Berührung ihrer Zunge, »...zulassen, dass dir etwas zustößt.«
    Da wusste er, dass er sie küssen würde und es nichts mehr gab, was ihn daran hindern könnte. Die Wahl hatte er schon lange nicht mehr, die Würfel waren gefallen, und es hätte übernatürliche Kräfte erfordert, zu widerstehen. Also gab er sich geschlagen und machte die Götter dafür verantwortlich, dass er seinen Kopf langsam zu ihrem wartenden Mund senkte.
    Zuerst berührte er nur sacht ihre Lippen mit den seinen. Ihre Finger klammerten sich noch fester an ihn. Dann drehte er ihren Kopf etwas weiter nach hinten und rieb seine Lippen über die ihren, strich sanft mit seinem Schnurrbart darüber und ließ den Druck langsam anwachsen, bis sie den Mund ein wenig öffnete.
    Sein Herz wollte zerspringen, aber er überstürzte nichts. Er zögerte, nahm sich Zeit, ihren Atem zu kosten und sich zu überlegen, was er wohl hinter diesem ersten weichen Tor finden würde.
    Dann tastete er mit der Zungenspitze über ihre Oberlippe, sacht, so sacht, dass er nicht einmal sicher war, ob er sie gefunden hatte, bis er den weichen, unterbrochenen Luftstrom spürte, der ihren Lippen entkam und die seinen streifte.
    Die Fähre schwankte, und sie verloren das Gleichgewicht. Ross, der kniete, kippte ebenfalls um, als sie nach hinten auf einen Stapel Bettzeug fiel. Sein heißer, smaragdfarbener Blick umfa ss te ihr Gesicht, ihre Kehle, wanderte bis hinab zu ihrer Brust und dann wieder zurück zu ihrem Mund, von dem er noch nicht annähernd genug bekommen hatte. Sie lag bewegungslos und geräuschlos da wie ein Opfertier.
    Die Finger seiner Hand durchfuhren ihr Haar bis auf die Kopfhaut. Seine andere Hand umfa ss te ihr Kinn. Er streckte sich neben ihr aus, so dicht, dass seine Brust die weichen Hügel ihres Busens berührte.
    Als sein Mund den ihren wieder bedeckte, übernahm sein Instinkt die Führung. Schon mit dreizehn hatte er von einer Freundin seiner Mutter im Bordell gezeigt bekommen, wie man kü ss t.
    Die Hure hatte ihn an einem langweiligen Nachmittag mit auf ihr Zimmer genommen und ihn geneckt, während sie ihn bekannt machte mit den Geheimnissen des Küssens. Er hatte gelernt, richtig zu saugen, seine Zunge zu bewegen, als würde er Honig sammeln, in wechselndem Tempo zu stoßen und zu schieben. Der glänzende Schüler zeigte eine natürliche Begabung fürs Küssen, so dass sogar die Hure dabei ihre Freude hatte.
    Ross wandte seine ganze Kunst auf diesen Ku ss an, denn noch nie hatte er eine Zärtlichkeit mehr gefürchtet und erwartet.
    Nur hatte seine Sehnsucht ihn nicht darauf vorbereitet, wie aufrüttelnd köstlich es sein würde. Die Wirklichkeit überstieg seine Erwartung bei weitem. Lydia besaß einen wunderbaren Mund, eine süße, feuchte Tiefe, die er ausgiebig erkundete, weil er so sehr danach gehungert hatte. Er rieb seine Zunge über ihre glatten Zähne, berührte ihren Gaumen, erforschte den glatten, inneren Rand ihrer Lippen, stupste spielerisch ihre Zungenspitze mit der seinen. Und er wandte jenes leichte, süße Saugen an, das ihr zu verstehen gab, er würde sie am liebsten ganz in sich aufsaugen, wenn er könnte.
    Vorläufig war er sich nicht bewu ss t, wie tief das Kollern der Erregung in seiner Kehle klang. Erst als die Fähre in Arkansas ans Ufer stieß, hörte er das tierähnliche Knurren und fragte sich einen Augenblick, wo es wohl herkommen mochte.
    Als er aus dem Taumel erwachte, schob er sich mit einer heftigen Bewegung von ihr. Ihre Augen waren genauso weit und fragend wie vorher, aber nicht mehr so angstvoll. Ihr voller Mund glänzte von seinem Ku ss . Die Haut um ihre Lippen war leicht gerötet von seinem Schnurrbart.
    Er hatte sich in diesem Ku ss , in ihr, völlig verloren. Sie hatte ihn alles vergessen lassen - wer er war, wer sie war... wer Victoria gewesen war.
    Mit einem Ruck stand er auf und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf. Er wagte es nicht, Lydia noch einmal anzusehen und stieg hinten aus dem Wagen, als Ma gerade mit fragender Miene auftauchte.
    »Nun?« wollte sie wissen.
    »Es geht ihr gut«, sagte er

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