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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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die »kleine Runde« der SoKo Alpen. »Eigenartig, wie doch die Spuren in beiden Fällen im wahrsten Sinn des Worts im Sand verlaufen sind.«
    Die sogenannte »kleine Runde« bestand aus Mayr, Eberl und Jenny Galland, die im Fall der Naomi Berlascumi recherchierten, und Tom, Matthes und Ina, die die Ermittlungen um die tote Amelie Bartz führten.
    »Man hatte – wie bei uns im Selma-Fall – gleich zu Beginn Schwierigkeiten, die Toten zu identifizieren«, meinte Jenny.
    »Das Problem scheint mir zu sein«, mischte sich Mayr ein, »dass keiner vom anderen etwas weiß. Die Bozener haben noch nie von einer toten Berlascumi in Padua gehört. Und umgekehrt die Italiener nichts von Amelie Bartz. Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Fällen konnten also nicht berücksichtigt werden. Abstimmungsprobleme.« Die blaue Baseballmütze schien ihm angewachsen zu sein. Jetzt schob er sie auf den Hinterkopf.
    »Genau«, rief der junge Tom aus und nickte. »Unsere Innsbrucker haben im Umfeld des Leichenfunds diverse DNA s sichergestellt. Von Bedeutung wäre nun die DNA aus dem Sperma des Vergewaltigers und wahrscheinlich Mörders. Es müsste bei allen drei Fällen identisch sein, dann hätten wir Gewissheit.«
    Überrascht schaute Mayr auf. »Sind sie doch bereits«, brummte er. »Das war doch von Beginn an Ottakrings Theorie. Ist schon verifiziert.«
    »Oh …« Tom lief rot an.
    »Abstimmungsprobleme«, murmelte Eberl.
    »Doch ohne Vergleichs- DNA ist das alles nichts wert. Keinerlei Zurufe aus der Bevölkerung. Wir kommen und kommen nicht weiter …«, brachte Mayr vor.
    »Und der Hund bleibt spurlos verschwunden«, warf Ina aus der Rosenheimer Truppe ein.
    Es schien System zu sein, dass ihr die braunen Haare über die Stirn und ins Gesicht hingen. Bei näherem Hinsehen erkannte man, dass sie damit eine Handvoll hässlicher Pickel verdeckte.
    »Wir haben uns von den Großeltern in Gargnano ein naturgetreues Foto von Giorgio besorgt. Doch das Tier ist wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hat das Viech gesehen.«
    Und so ging es weiter. Der Bericht der Ermittler war nicht nur dürftig. Er war frustrierend. Ottakring hatte sich nicht die Welt davon erhofft. Doch »a bisserl wos geht allerweil«, war sein Leitspruch.
    Diesmal hatte er sich gewaltig getäuscht.

Rosenheim – Wörgl, Sonntag, 9.   April 2000
    Die Sache mit dem Sardenmädchen war nun schon ein Vierteljahr her. Thorsten Gollek spürte wieder dieses Kribbeln im Bauch, das ihm anzeigte, dass es wieder Zeit wurde zu handeln.
    Er liebte seinen Sohn, er mochte seine Frau. Sie hatte so einen komischen Humor. »Du hast doch sicher schon gehört, dass Fernfahrer viel fremdgehen«, hatte er sie einmal gefragt. Sie hatte abgewinkt. »Das kann in jedem Bürojob genauso passieren«, hatte sie geantwortet. Da hatte er sie von der Seite angesehen, ob sie es ernst meinte. Sie meinte es ernst. Ohne Zweifel.
    Wenn sie mit ihrem privaten Ford eine Spazierfahrt machten oder zu Aldi fuhren, deutete sie manchmal aus Spaß auf eine Frau, die an der Bushaltestelle wartete oder einfach am Straßenrand stand, und sagte: »Du, Thorsten, wie wär’s denn mit der?« Dann sagte er: »Spinnst du? Da müsste ich dich ja betrügen.«
    Ja, das sagte er. Helen war einfach naiv.
    An diesem Abend hatte er Lust, allein eine Spazierfahrt durch Rosenheim zu machen. Er wusch sich und zog seine besten Jeans und ein frisches Hemd an. Er nahm die Umgehungsstraße, passierte McDonald’s, unterquerte die Eisenbahnunterführung, wartete an der Ampel, bog für dreihundert Meter in die Gießereistraße ein und nahm die Biege Richtung Bahnhofsvorplatz. Der Bahnhof war ein beliebter Sammelplatz der jungen Leute.
    Das Mädchen stand vor den gläsernen Eingangstüren des Bahnhofsgebäudes auf der obersten Stufe des Treppenabgangs. Es hatte sich auf achtzehn getrimmt, war aber höchstens vierzehn, das konnte er sehen. Das Mädchen trug ein weit ausgeschnittenes rotes Top über kühnen Brüsten und einen kurzen Rock in allen Regenbogenfarben mit eingewebten glitzernden Sternchen.
    Sonst nichts. Außer hellbraunen Wildlederstiefeln natürlich, die über die Knöchel reichten. Und eine Spange im Haar.
    Das Mädchen wartete.
    Die Bahnhofsuhr über ihr zeigte zwanzig Uhr zwölf.
    Gollek musste sich immer wieder wundern, wie diese jungen Dinger bei solchen Temperaturen nicht froren. Ihm selbst wurde heiß bei dem Anblick, je länger er hinsah. Er hatte den Motor abgestellt, und die Zone zwischen seinen Oberschenkeln beulte

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