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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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er sich und unterquerte die Schranke. Zu Fuß marschierte er los. Die langen Reihen wartender Lkws sah er schon von Weitem im grellen Scheinwerferlicht.
    Es war offensichtlich. Es handelte sich um einen Terminal. Unterhalb des Daches vor ihm wurden die Fahrzeuge gewogen, die Fahrer bezahlten die Gebühr und fuhren auf eine Art Bahnsteig, von wo aus sie einen Anlauf nahmen, um auf den für sie bestimmten Flachwagen des Zugs zu kommen.
    »Das ist kein Weg für Spaziergänger«, hörte er eine weibliche Stimme. Eine große, schlanke Frau stand vor dem Abfertigungsgebäude, in dem sich die Buchungsagentur befand, und hatte die Arme gekreuzt zum Verbotszeichen erhoben.
    Ottakring lächelte. Zeichen der Vorsicht und Aufmerksamkeit erfreuten sich stets seiner ungeteilten Hochachtung. Er sei kein Spaziergänger, gab er zurück. Er recherchiere für ein Buch. Er sei Kriminalromanautor.
    Ein Leuchten erschien auf dem Gesicht der Frau, die sich als Conny vorstellte. Bereitwillig stand sie ihm Rede und Antwort auf seine Fragen. Ja, der Zug verkehre stündlich von Wörgl zum Brenner. Bis zu achtzehn Lkws auf jedem Zug. Am Brenner verließen die Autos die Bahn und setzten von dort aus ihren weiteren Weg fort.
    »Ich nehme an, die gleiche Strecke verkehrt auch umgekehrt, vom Brenner bis nach Wörgl?«, fragte Ottakring.
    »Ja. Selbstverständlich auch umgekehrt Brennersee–Wörgl, Kosten zwischen hundert und zweihundert Euro, je nach Gewicht.«
    Sie gingen nach drinnen, und Ottakring bekam einen Kaffee angeboten, den er stehend an einem Bistrotisch genoss. Die Agentur war ein einziger Raum von der Größe eines Klassenzimmers. Quer laufende Konsolen mit einer Reihe von Kommunikationsapparaten und anderen technischen Geräten gaben ihm einen modernen Anstrich. Connys Kollegin werkelte im Hintergrund herum.
    Das war blöd, dachte Ottakring. Wieso hatte er sich als Krimiautor vorgestellt. Wie sollte er sie jetzt nach dem Fahndungsbild fragen. Der Dreh mit dem Schwager wäre besser gewesen. Trotzdem zog er das Bild aus der Tasche.
    »Wie finden Sie den?«, fragte er, einer Eingebung folgend. »Das ist meine Hauptperson. Der Mörder. Kommt Ihnen der Mann bekannt vor?«
    Conny nahm ihm das Bild aus der Hand und musterte es eingehend. Sie trat ans Fenster, um besseres Licht zu haben. Draußen fuhr der nächste Laster auf die Waage. Der Fahrer kam herein, um den Fahrpreis zu bezahlen.
    »Mir ist tatsächlich, als hätte ich den schon mal gesehen«, überlegte Conny. Sie sprach zu sich selbst. »Aber das kann natürlich nicht sein, hehehehe.«
    Ottakring tat neugierig. »Warum?«, fragte er etwas dümmlich. »An wen erinnert er Sie denn?«
    »Ach nichts. An irgendeinen Fahrer vielleicht. Aber das ist dummes Zeug. Diese Figur haben ja Sie erfunden.« Mit strahlenden Augen reichte sie ihm das Bild zurück.
    Mehr war bestimmt nicht aus ihr herauszuholen, ohne sich selbst verdächtig zu machen. Er bedankte und verabschiedete sich.
    »Krieg ich den Krimi, wenn er fertig ist?«, rief ihm Conny hinterher.
    Ottakring hob im Gehen die Schultern und winkte wortlos zurück. Er wollte kein Versprechen geben, das er nicht halten konnte.
    Auf dem kurzen Marsch zum Auto rauschten ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Er war durch seine Sammelleidenschaft auf eine Spur gestoßen, die über Sardinien und Südtirol bis nach München führte. Es war die Spur einer grausamen Mordserie. Einer Serie, die nicht etwa auf dem Autobahnparkplatz in Ramersdorf ihr Ende gefunden hatte. Ein Serienmörder war lernfähig. Er würde lernen, seine Technik zu perfektionieren. Jagen und Töten war für diese Menschen das Wichtigste im Leben. Sie hörten nicht einfach damit auf. Er spürte, dass er zu einer wichtigen Erkenntnis gekommen war. Diese Sache duldete keinerlei Aufschub. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Der Mörder durfte keine Gelegenheit haben, noch einmal zuzuschlagen. Vorher musste Ottakring ihn fassen. Der Weg dorthin führte über die Rollende Landstraße, das war ihm in diesen Minuten klar geworden.
    * * *
    Nein, laufen lassen konnte er sie unmöglich, das war Gollek sehr bewusst. Sie hatte ihn gesehen, sie würde sich an sein Gesicht erinnern. Vielleicht hatte sie sich das Autokennzeichen gemerkt. Clara hieß sie. Hübscher Name. Zwölf Jahre? Er hätte sie für vierzehn oder fünfzehn gehalten. Vorhin hatte er den Eindruck gehabt, dass sie sich am liebsten freiwillig hätte vernaschen lassen. Doch dann war sie mit dem Messer …
    Er holte aus und

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