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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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der sonst selten aus sich herausging.
    Ottakring machte ein Gesicht, als hätte er das schon lange gewusst, nur nicht geäußert, um auch anderen eine Chance zu geben.
    Noch in der letzten Nacht hatten Ottakring und Lola wie üblich telefoniert, und er hatte erfahren müssen, dass sie momentan komplett in den Arbeitsrhythmus ihrer Rundfunkanstalt eingespannt sei. Aufnahmen, Konferenzen, Programmstrategie, Orchesterproben, eine ausgiebige Dienstreise zum Generalsekretär nach Berlin. »Ach, hör schon auf«, hatte er das Telefonat so freundlich wie möglich beendet.
    »Morgen wird ein herrlicher Frühlingstag!«, meinte er an diesem Abend zu Waller. »Wie wär’s mit einer Radltour?«
    Waller erwartete erst am Sonntagnachmittag Besuch. Am Vormittag hätte er Zeit und Lust.
    Sie fuhren, die Morgensonne im Gesicht, zum Inndamm Richtung Thansau, dann weiter nach Süden. Der grüne Inn war diesmal wirklich grün und zog träge und gelangweilt in die Gegenrichtung dahin. In Neubeuern machten sie vor einem kleinen Café mitten am Marktplatz Rast. Der Platz war berühmt für seine Kulisse, bestehend aus lüftlbemalten Häusern, einer mächtigen Barockkirche und dem Schloss, welches das gesamte Dorf überragte. Es diente als Internat.
    Ottakring taten wieder einmal seine frisch verheilten Verletzungen weh.
    »Morgen werden wir das Phantombild in der Presse haben«, sagte Ottakring. Er trank Cola. »Im Regionalfernsehen kommt’s am Abend, haben sie mir zugesichert. Volle Öffentlichkeit. Der Mayr hat zwar recht mit seiner Vorsicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Kerl erkennt, ist größer als die, dass er die Suche mitkriegt und nach Südamerika abhaut.«
    Die frische Luft tat gut. Ottakring lehnte sich zurück und atmete tief. »Es wird das Bild sein, das nach den Angaben des Mädchens geschaffen wurde. Wenn der Mann sie vorm Kino in Rosenheim geschnappt hat, können wir nur hoffen, dass er auch hier in der Region lebt und wir einen Hinweis erhalten. Wenn sich dann auch noch herausstellt, dass er Fernfahrer ist, können wir uns die Befragungen der anderen vierundsiebzig Fernfahrer sparen.«
    »Ich habe wie besprochen trotzdem dafür gesorgt«, meinte Waller, »dass auch alle Speditionen das Bild erhalten. Agnes wird nachtelefonieren. Wäre doch gelacht, wenn wir da nicht einen Treffer erzielen würden.«
    »Das wäre tatsächlich ein Volltreffer. Den könnten wir brauchen nach der langen Fahndungszeit. Sie glauben ja nicht, welchen Druck der Präsident und letztlich auch das Ministerium machen.«
    Ottakring merkte, wie ihn die kleine Tour jetzt schon beansprucht hatte. Er nahm sich vor, zukünftig mehr zu sporteln. »Parallel fangen wir auf alle Fälle morgen mit den Befragungen der Fahrer an. Irgendwann werden wir an den Richtigen geraten. Wie werden Sie in Italien vorgehen? Sie kennen sich dort ja schon aus.«
    Das war nicht ironisch gemeint. Doch Waller hob die Augenbrauen und runzelte die Stirn. »Ich werde auf jeden Fall einen Topf voll Wattestäbchen mitnehmen«, sagte er. »Ich möchte von jedem Fahrer eine DNA -Probe mit nach Hause bringen.«
    Ottakring nickte und trank seine Cola leer. »So war’s besprochen. Wollen wir wieder?«
    Waller hatte ein feuerrotes Rennrad, mit der er jedem noch so kleinen Steinchen auf dem Weg auswich. Ottakrings zehn Jahre altes vorn und hinten gefedertes Mountainbike nahm dagegen spielend jedes Hindernis.
    »Wie geht’s eigentlich diesem entführten Kind?«, fragte Waller, als sie nach einer kurzen, windungsreichen Abwärtsfahrt wieder unter Bäumen am Damm entlangfuhren. »Ist es vernehmungsfähig? Wissen wir schon mehr?«
    Ottakring hatte gestern früh kurz mit der Klinik telefoniert. Roswitha war inzwischen wieder nach Hause zu ihren Eltern entlassen worden. Ihre Verletzung war geringfügig, und sie war psychisch stabil. Ottakring hielt sie für gefährdet und hatte Personenschutz angeordnet. Ihr Entführer hatte sie zwar freigelassen. Doch sie hatte ihn gesehen und war eine wichtige, um nicht zu sagen tödliche Zeugin. Wenn der Kerl es sich hinterher anders überlegt hatte …
    »Ist jemand da gewesen, um sie zu besuchen?«, hatte er die Stationsschwester gefragt.
    »Sie kann noch keinen Besuch empfangen«, war die Antwort. »Außer ihren Eltern natürlich.«
    »Das ist mir klar. Ich frage mich nur, ob sich jemand für sie interessiert hat.«
    »Ich frage einmal nach.«
    Ein Arzt, den Ottakring nicht kannte, war ans Telefon gekommen. »Es ist definitiv niemand hier

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