Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
Nach wenigen Augenblicken spalteten sie sich zu zwei gegenüberliegenden Fronten. Die Eine, rotes Feuer, verdorrtes Grau; die Andere, ein Gemisch aus Wasser, Erde, Gras und Gipfel.
Auf der anderen Seite des Staubes, begrüßte sie eine beinahe ebenso triste Umgebung, wie im Westen. Kein gutes Omen, schoss es Dante durch den Kopf und wenige Momente später, erspähte er eine Gruppe Orks, welche an der trostlosen Grenze patrouillierte.
„ Verflucht! Waldoran, Orks.“
Dante zeigte mit dem Finger auf die etwa fünfzig Gegner und begann schnellen Schrittes zu flüchten. Zu spät; sie waren entdeckt worden. Seine Begleiter taten es ihm gleich. Lediglich Waldoran drehte sich während seines Spurts bisweilen um die eigene Achse, damit einer seiner hervorragend platzierten Pfeile einen Hals oder ein ungeschütztes Auge durchbohren konnte. Nachdem Waldoran beinahe seinen gesamten Köcher verschossen hatte, wurde es jedoch eng, obwohl der Elf die Zahl ihrer Gegner beinahe halbiert hatte. Dantes Schritte verloren ihre Kraft. Er war – mit Garandor auf Chorz' Rücken – der Langsamste, weswegen der faule Atem der Bestien auf der Gänsehaut von Dantes Nacken kondensierte.
Er presste all seine Energie in seine Beine, doch die Orks befanden sich nun lediglich zwei Armeslängen hinter dem jungen Menschenkrieger. Waldoran erkannte die Gefahr der Situation und ging erneut dazu über, sich während des Rennens umzudrehen und seine tödlichen Pfeile abzufeuern. Bald war sein Köcher jedoch leer und in eben diesem Moment machte einer der Orks einen weiten Satz auf Dante zu und traf dessen Beine, woraufhin er sich überschlagend zu Boden stürzte. Waldoran reagierte unverzüglich. Er zog seinen elfischen Dolch und seinen Bogen, welchen er ohne Pfeile als Nahkampfwaffe einsetzen konnte, indem er ihn als eine Mischung aus Knüppel und Peitsche schwang, und rannte auf die etwa zwanzig Orks zu.
Dante hatte es irgendwie vollbracht sein Schwert zu ziehen und hieb wie wild um sich. Die schiere Zahl der Gegner war jedoch überwältigend und bald entwaffneten sie ihn. Glücklicherweise ermordeten sie ihn nicht unverzüglich, sondern versuchten offensichtlich, ihn zu fesseln. Seine Finger krallten sich in den Boden, als die Orks versuchten, ihn fortzuschleifen. Angst zerfraß seine Augen, während sein Antlitz sich in eine schmerzverzerrte Grimasse verwandelte. In diesem Moment erreichten Chorz und Waldoran den Trupp Orks. Der Anführer thronte über Dante. Ein hämisches Grinsen verunstaltete seine Fratze und ein rostiges Schwert schwebte lauernd über seinem Gesicht.
„ Nun wirst du sterben, Mensch. Und mit dir die Hoffnung. Ich weiß, wer du bist. Du bist einer der Auserwählten. Ich werde ein Held sein, wenn ich mit – „
Ein Pfeil wuchs aus seiner Brust. Chorz hatte Waldoran verteidigt, während der Bogen des Fürsten rasch, mit einem blutbehafteten Pfeil aus dem Hals eines Orks gespannt worden war. Der Hinterkopf des Menschen sackte auf den Boden. Sein Brustkorb pulsierte sichtbar vor Anstrengung und Aufregung.
„ Das war knapp.“ war alles, was er vollkommen verschwitzt herausbrachte.
„ Es tut mir Leid, Dante. Ich hätte dich nicht im Stich lassen dürfen. So etwas wird nie wieder vorkommen.“
Chorz trampelte indes fröhlich auf den Köpfen der Orks herum. Als kein Geräusch mehr vom Boden drang, trabte er zu Garandor, welcher sich im hohen Gras versteckt hielt und ließ ihn wieder aufsteigen.
„ Sind sie tot, Chorz?“ fragte der Zwerg ruhig.
„ Ihre Fratzen sind nicht mehr vom Boden zu unterscheiden.“ gab der Stier zufrieden zurück, woraufhin Garandor, wie immer in Gedanken versunken, bedächtig nickte.
Sie mussten sich nun beeilen, um so rasch wie möglich zu den Erodyn-Höhen zu gelangen und Garandor zeichnete einen Plan nach dem anderen hinter seinen geschlossenen Lidern, während er auf dem Rücken Chorz' umher schaukelte. Alle Szenarien endeten mit der bitteren Niederlage des Ostens. So durfte es nicht kommen. Er verschwieg die Bilder seinen Freunden.
Stumm saß er auf dem Rücken des trabenden Stieres und erlebte hinter seinen Augen, wie die geliebte Heimat tausendfach zerschmettert wurde.
XLV
Die rauen Stimmen der Anführer zweier Völker kratzten an der kristallklaren, kühlen Morgenluft, während die Elfen Antárs ihre Positionen schweigend, wissend einnahmen. Die letzten Hochelfen aus dem fernen Osten trafen nun ein; ihre Reise hatte entgegen
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