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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
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Erschöpft schloss sie die Augen und versuchte an irgendetwas zu denken, doch die Angst hatte all ihre Gedanken verschluckt und fauchte die Magierin an, als sie erneut versuchte, ein Bild Garandors heraufzubeschwören. Sie sollte ein wenig schlafen. Die Schlacht würde ihr alle Kräfte rauben. Die anderen Magier würden sie wecken, wenn ihre Zeit anbrach und das Horn Balradors konnte sie nicht überhören.
     

     

    Ein leichter Stoß weckte die Zwergin auf.
    „ Sie kommen. Es sind mehr, als wir erwartet haben.“ Der violett-gekleidete, elfische Zauberer hatte gesprochen, das Gesicht noch immer im Schatten der Kapuze verborgen.
    Balira erinnerte sich vage daran, zwischen den Bänden der zwergischen Bibliothek einen Bericht über diesen Magier gelesen zu haben. Er war, sofern ihre Erinnerungen sie nicht betrogen, einer der einzigen Überlebenden aus der Zeit Balradors. Niemand wusste, wo sich sein Domizil befand, doch aus dem Band ging hervor, dass er auf einer Insel hauste; einer Insel vor der Südküste Santúrs. Wie er dorthin gelangte, vermochte Balira jedoch nicht zu erahnen. Seine Stimme war ungewöhnlich rau für einen Elfen.
    War das Horn bereits erschallt? Balira traute sich nicht nachzufragen und auch die Anderen schwiegen. Die Zwergin wusste nicht, ob sie aus Furcht vor dem Elfen schwiegen, oder weil sie ebenfalls spürten, dass ihre Zeit bald anbrechen würde.
    „ Ich spüre die Schatten und ich höre die Trommeln. Auch die dumpfen Hufe der Telénastiere kann ich vernehmen, jedoch nur schwach, entfernt. Bald stehen sie am westlichen Fuß des Plateaus und werden ihre Positionen einnehmen.“ Dieses Mal hatte der alte Magier der Menschen mit seiner warmen, freundlichen Stimme gesprochen. Balira hatte den Eindruck, dass er ungeheuer sympathisch war.
    Die elfischen Magier schwiegen weiterhin, während sie aufrecht, gegen die dreckige Wand gelehnt, ruhten. Neben ihnen ihre Stäbe, beinahe so lang wie die Träger; sie konnten zur Not auch als Nahkampfwaffe eingesetzt werden und verheerenden Schaden anrichten. An die Magie, welche von den verschiedenfarbigen Diamanten am Ende jedes Stabes ausging, reichte die Vernichtung jedoch bei weitem nicht heran.
    Stimmen erreichten sie, drangen von oben in ihre Nische und verunsicherten Balira. Nun konnte auch sie die Trommeln und Hufe der Feinde vernehmen.
     

     

     

     

     

     

     

XLVI
     
     
     
     
    „ Lauft so rasch ihr könnt.“ Waldoran hatte es unglaublich eilig, wirkte zum ersten Mal nicht vollkommen gelassen.
    Sie hatten einen Ork entdeckt, dessen Antworten nicht bloß aus widerlichen Klumpen Schleim bestanden und ihn umgehend ausgefragt. Seine Erzählungen verhießen, sollten sie der Wahrheit entsprechen, nichts Gutes. Latenor war bereits bei den Erodyn-Höhen angekommen, wenn alles nach seinem Plan verlaufen war. Die Höhen befanden sich nahe der Grenze und so mussten sie keinen erheblichen Weg zurücklegen, doch wenn die Schlacht bereits zu Ende war, wenn sie ankamen, hatten sie das gesamte Blut und die gesamten Seelen des Ostens auf den zerbrechenden Schultern. Zumindest vermuteten sie dies, denn was in Wirklichkeit geschehen würde, konnte keiner der Gefährten vorhersehen.
    Lannus und Dante rannten so schnell ihre Beine sie trugen, doch es genügte nicht, um mit dem Elfen oder gar Chorz mitzuhalten, der mit Garandor auf dem Rücken etwa tausend Schritt vor ihnen, als winziger schwarzer Fleck vor einer Staubwolke flüchtete. Gelegentlich verflog die Wolke, als der Stier anhielt, um seine Begleiter nicht zu weit in Verzug geraten zu lassen.
    Auf einmal brach Lannus zusammen. Er blieb einfach inmitten der weiten Staubwüste liegen und hechelte wie ein Hund.
    „ Ich kann einfach nicht mehr, Dante. Lauft ohne mich weiter. Womöglich schafft ihr es auch ohne mich.“
    „ Nein. Du kommst mit, Lannus. Ich werde dich nicht hier lassen und sollte ich dich die letzten Schritte schleifen müssen. Ohne dich sind wir verloren. Du bist einer der Auserwählten. Du kannst nicht aufgeben, Lannus. Nicht hier und nicht jetzt; nicht, wo wir so weit gekommen sind. Ich helfe dir wieder auf die Beine.“ Mit diesen Worten streckte Dante seine Hand nach Lannus aus und zog ihn stolpernd auf die schwimmenden Füße. Keuchend standen sie nebeneinander, die Hände in die Knie gestützt.
    „ Du hast Recht.“ Eine notgedrungene Pause in der er Luft holte. „Ich kann hier nicht liegen bleiben und die Insel im Stich lassen. Ich kann kein dunklerer Verräter sein als

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