Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
meisten Zwerge ihre Waffen und Panzerungen zu keiner Zeit ablegten.
Grimmige Gesichter blickten starr geradeaus, als er sie vorsichtig passierte. Hier, im Herzen der zwergischen Macht, fühlte sich der Hauptmann der Klanglosen Klingen winzig und unbedeutend.
Sich umblickend schritt Raspiron weiter. Er erwartete, jeden Moment angesprochen zu werden und zuckte bei kleinsten Bewegungen in seiner unmittelbaren Nähe zusammen. Er redete sich Mut zu. Dies war die stolzeste Rasse Santúrs und sollte er an ihrer Seite kämpfen wollen, müsste er sich diese Ehre verdienen.
S
eine Haltung wurde stattlicher und majestätischer, desto länger er sich selbst zusprach.
Bald schritt er mit erhobenem Haupt durch die Wachen, deren Blicke dennoch durch seinen Körper glitten, als bestünde er aus Luft.
Die Zwerge schienen keiner besonderen Aufstellung zu gehorchen und standen lediglich starr im Raum herum; scheinbar zufällig verteilt, regungslos.
Am Ende dieser zweiten Halle, gelangte er an eine enorme Treppe, welche zuerst auf ein mittleres Plateau führte und sich danach in die entgegengesetzte Richtung weiter nach oben wandte, dort allerdings in eine linke und eine rechte Hälfte gespalten. Am Ende dieser beiden Treppen, verliefen zwei Gänge beinahe an der Höhe der Decke, welche in Richtung Ausgang verliefen. Raspiron fluchte, er wollte die Dunkelheit der Eingangshalle nicht erneut erleben. Er erreichte die erste Stufe, als ihm auffiel, dass sie unheimlich niedrig waren; angepasst an die kürzeren Beine des Bergvolkes. Stets zwei Stufen auf einmal nehmend, begann er die Besteigung.
Am mittleren Plateau angekommen, fand er sich vor einem riesigen Gemälde Toraburs wieder. Aus dieser Entfernung konnte er sehen, welch ein Meisterwerk es war, welch ein hervorragendes Auge für Details der Künstler hatte und welch eine unheimliche Anzahl an Tieren er erlegt haben musste, um dieses Farbspektrum zu erreichen.
Raspiron drehte sich um und erklomm die nächsten Stufen.
Oben angekommen, konnte er auf die zwergischen Wachen herunterschauen und stellte fest, dass selbst mit dem vollkommenen Überblick dieser Höhe kein Muster zu erkennen war. Fackeln säumten die gesamte Wand in Intervallen von etwas weniger als zwei Schritten. Sie strahlten eine verblüffende Helligkeit aus, was Raspiron zu dem Schluss kommen ließ, dass sie verzaubert sein mussten.
Geblendet erreichte der Hauptmann eine schmucklose Tür. Er öffnete sie mit nervösen Fingern und wurde angenehm überrascht, als er bemerkte, dass es sich nicht um die vollkommene Dunkelheit der Eingangshalle handelte. An Stelle der Nacht erwartete ihn nun eine angenehme, zwielichtige Bibliothek. Eine geringere Anzahl Zwerge als in der zweiten Halle hatte sich hier versammelt, doch selbst in der antiken Friedlichkeit und der Aura der Weisheit, welche die stille Bibliothek durchströmten, trugen sie ihre schweren Äxte und Hämmer bei sich und befanden sich – bis auf den Helm – in voller Montur. Einen unangenehmen Unterschied zwischen diesen Zwergen und den Wachen in der vorherigen Halle gab es allerdings. Inmitten der Bücher wurde er angestarrt; spürte wie seine Brust förmlich durch bloße, wütende Blicke durchbohrt wurde. Sie sahen das Abzeichen der Klanglosen Klingen. Die schwarze, an der Hälfte in dunkelrot übergehende Schlange prangte deutlich auf Raspirons weißem Gewand. Nachdem er äußerst unangenehme Momente in der Mitte der Bibliothek verbrachte und die finsteren Blicke widerwillig aufsog, die Brust immer noch stolz nach vorne gereckt, öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, doch wurde harsch unterbrochen.
„ Du hast hier nichts verloren. Verschwinde, bevor ich dafür sorge, dass du den Eisenturm in einem Sack verlässt.“ Ein Zwerg von breiter Statur machte ein paar bedrohliche Schritte auf ihn zu. Sein mehrfach geflochtener Bart reichte ihm bis zur Gürtelschnalle und die eingesetzten, goldenen Ringe klirrten mit jedem Schritt. Auf seinem Rücken trug der Zwerg einen gigantischen Streithammer, dessen Kopf hinter seiner linken Schulter hervor lugte und dessen Ende etwa auf Höhe des Gürtels, rechts vom Körper abstand. Raspiron blickte kurz auf die Hände seines Gegenübers und stellte fest, dass die mächtigen Fleischklumpen zu Fäusten geballt waren. Der Zwerg brodelte vor Wut, was nichts Gutes für den Hauptmann der Klanglosen Klingen bedeutete. Zwar war auch er ein hervorragender Krieger, doch gegen diesen Gegner würde er Schwierigkeiten haben, sollte
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