Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
es zu einem Kampf um Leben und Tod kommen. In diesem Fall wäre er ohnehin verloren, angesichts der Anzahl – etwa ein Dutzend – der Zwerge in ihrer Bibliothek.
„ Ich bin nicht gekommen, um jemanden zu verletzen. Ich möchte meine Hilfe anbieten.“
„ Wir brauchen die Hilfe eines Mörders nicht.“ spie der mächtige Zwerg hasserfüllt unter einem Regen aus Speichel.
„ Ich möchte mit deinem König sprechen. Lediglich Toraburs Befehl kann mich aus dem Eisenturm verbannen.“ antwortete Raspiron kühl.
„ Du wirst meinen König niemals zu Gesicht bekommen, Mensch.“ In den Augen des Zwergs brannte ein maliziöses Feuer, während zustimmendes Brummen aus der Menge ertönte, welche einen Halbmond um Raspirons Gegenüber gebildet hatte.
„ Du weißt, dass ihr jedes Schwert braucht, um gegen Latenor bestehen zu können.“ entgegnete der Hauptmann mit fester Stimme.
„ Wir brauchen keine Schwerter, die uns hinterrücks niederstechen, Mensch. Du wirst Torabur nicht zu Gesicht bekommen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er jedoch hämisch grinsend hinzu,
„ Außer du kommst an jedem einzelnen von uns vorbei.“
Gelächter ertönte aus dem Halbkreis und die tiefen Bassstimmen der Zwerge schüchternen Raspiron ein. Er spürte wie ihre Vibrationen sich in seinem Bauch ausbreiteten; eine Mischung aus Angst und dem tiefen Gelächter.
„ Ich werde euch nicht angreifen und ich kann euch nicht besiegen. Dennoch werde ich erst gehen, wenn ich mit Torabur gesprochen habe.“
„ Dann komm und zeigt was du kannst, Mensch.“
Der Zwerg ging einen Schritt auf Raspiron zu und zog seinen gewaltigen Streithammer mit beiden Händen, um das immense Gewicht halten zu können. Doch der Hauptmann ging nicht darauf ein.
„ Lass mich durch, Zwerg, ich werde nicht kämpfen.“
„ Du verdammte Ratte wagst es nicht, dich deinem Gegner zu stellen. Ihr Menschen seid eine Schande für den Osten.“ spottete sein Gegenüber. Ein finsteres Lächeln lag auf seinem Gesicht und warf Schatten unter die funkelnden Augen.
Fieberhaft suchte Raspiron nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch ihm fiel keiner ein. Jedes Szenario endete in seinen Gedanken mit seinem Tod. Da er keine andere Möglichkeit sah, entschied er sich für die Variante, welche ihm die größte Überlebenschance bot und zugleich nicht unehrenhaft wirkte.
„ Nun gut. Du willst mich nicht durchlassen, doch erhöre meinen Vorschlag. Wir kämpfen, du gegen mich, ohne Waffen, nur mit bloßen Händen. Der erste Tropfen Blut entscheidet den Sieger. Sollte ich gewinnen, lässt du mich zu Torabur durch und sollte ich verlieren, kehre ich um und werde nie wieder Fuß in den Eisenturm setzen.“
Sein Gegenüber dachte nach.
„ Einverstanden.“ Mit diesem Wort stellte der Zwerg seinen ungeheuren Streithammer sachte, mit dem Kopf zuerst, auf den Boden. Raspiron tat es ihm gleich und nahm als Erstes sein Langschwert aus der Scheide, um es behutsam neben den kolossalen Hammer zu legen, bevor er dazu überging, die unzähligen kleinen Dolche aus seinen Stiefeln, Armschienen und diversen anderen Verstecken unter dem langen, weißen Gewand hervorzukramen und neben dem Hammer und seinem Langschwert zu drapieren. Er fühlte sich erstaunlich leicht, nachdem er sich der großen Menge an Stahl, Silber und Diamanten entledigt hatte. Sein Blick wanderte wieder zu seinem Gegner.
„ Wie lautet dein Name, Mensch?“
„ Ich bin Raspiron, Anführer der Klanglosen Klingen. Und wer bist du, Zwerg?“
„ Ich bin Kergrimm.“
Sie traten sich entgegen, das finstere Lächeln des Zwerges weiterhin eine Grimasse aus dem vernarbten, grobschlächtigen Gesicht erschaffend. Raspiron lächelte nicht. Er wollte nur zu König Torabur, um ihm klar zu machen, was die Morde zu bedeuten hatten und dass die Klanglosen Klingen nun ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen Latenor sein konnten.
Raspirons Sterne standen nicht gut. Mit der enormen Muskelkraft des Zwerges konnte er nicht mithalten. Er musste es dennoch versuchen. Der größte Vorteil des Hauptmannes lag in seiner –
Ein kräftiger Schlag riss ihn aus seinen strategischen Überlegungen. Er segelte durch die Luft und landete rücklings auf dem kalten Stein. Sofort thronte Kergrimm über Raspiron und presste seinen Brustkorb mit einem bestiefelten Bein in den Boden. Die Geschwindigkeit des Zwerges überraschte den Hauptmann. Eine winzige Unachtsamkeit hatte zur Folge, dass der Kampf bereits entschieden war. Der Zwerg musste lediglich
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