Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
gemütliches Feuerrot getüncht. Es kam jedoch nicht in Frage, dass die Asche von einer dieser unzähligen Fackeln stammte, denn es herrschte kein Wind in diesen Tiefen und die winzigen, schwarzen Körner verschmutzten die Mitte des zwei Schritt bereiten Weges dort, wo die meisten Zwerge liefen.
Fußstapfen, in seiner direkten Umgebung. Seine strapaziösen, tückischen Winter als Krieger und Offizier hatten ihn gelehrt, dass er, ganz gleich in was für einer Situation er sich befand, die Ruhe bewahren musste. Sonst könnten ihm überflüssige Fehler unterlaufen, welche ihm im schlimmsten Fall das Leben kosten konnten. Angespannt drehte er sich um. Nichts. Der General konnte niemanden hinter sich ausmachen. Er drehte sich wieder nach vorne. Paradurs unheimliches Grinsen schwebte vor Grimmdors Antlitz. Die flackernden Fackeln an den Wänden warfen dunkle Schatten unter die Augen des schlanken Paradurs und ließen ihn wie einen Dämon des Westens wirken. Während Grimmdor blitzschnell seine Waffe zog, betrachtete er den Blick Paradurs eindringlich. Er befand sich nicht im Besitz eines Zaubers.
„ Paradur. Du bist der – der Verräter.“ spie der kräftige General hasserfüllt aus.
„ Du hast Recht. Ich bin auf Latenors Seite; auf der richtigen Seite. Dieser weinerliche Zwerg von einem König macht mich krank. Vor unzähligen Wintern, als die Zwerge noch ein erhabenes Volk waren, als wir Zwerge noch von mächtigen Herrschern geführt wurden, nicht von diesem lächerlichen Schwächling, konnte man stolz darauf sein, ein Sohn der Zwerge zu sein. Die Zeiten, in denen ich Toraburs Willen als zweiten Brustpanzer trage und seine Freundlichkeit als Halskette, sind vergangen.“ Grimmdors Sicherheit darüber, dass sein ehemaliger Freund nicht unter dem Einfluss eines Zaubers stand, geriet ins Wanken.
„ Ich stehe auf der Seite des Gewinners, denn wenn wir den lächerlichen Osten vernichtet haben, herrscht die Dunkelheit. Und in ihr werde ich einen hohen Rang erlangen.“ Die Stimme des schmalen Generals überschlug sich fanatisch.
„ Das bist nicht du, Paradur. Merkst du denn nicht, dass du verzaubert wurdest? Latenor hat einen Fluch auf dich gelegt. Du würdest Torabur niemals verraten.“ Grimmdor versuchte desperat, Paradur zur Vernunft zu bringen, den Zauber durch Worte aufzulösen.
„ Denkst du? Du bist genauso verblendet wie Torabur. Die Zeiten ändern sich, die Waagschale schwankt. Und nicht in Toraburs Richtung. Latenor wird siegen.“ Auf einmal senkte er seine Stimme und sie wurde sachte, verätzte das Gehör Grimmdors mit ihrem honigsüßen Besänftigung.
„ Noch ist es nicht zu spät, Grimmdor. Vertraue mir; folge mir. Das ist deine einzige Chance, am Leben zu bleiben. Es würde mir Schmerzen bereiten, dich zu ermorden. Ich bitte dich, Grimmdor. Folge mir.“ Paradur wand sich unter seiner eigenen Stimme.
„ Du kannst mich nicht besiegen. Ihr könnt uns nicht bezwingen. Niemals.“ Grimmdor bebte vor Wut, wusste weiterhin nicht, ob Paradur unter dem Einfluss eines Zaubers stand oder nicht.
Er musste sich zwingen, Paradur nicht zu ermorden. Sein Freund war nicht er selbst. Konnte es nicht sein. Das Zwielicht ließ ein loderndes Feuer in seinen Augen aufflackern.
„ Bist du dir sicher, Freund?“
„ Ich bin nicht mehr dein Freund.“ knurrte Grimmdor hasserfüllt, ohnmächtig, seiner Wut freien Lauf lassend.
Das irre Grinsen verweilte auf dem Gesicht Paradurs und schürte den Zorn und die Verachtung in Grimmdor stets stärker. Er war während des Gespräches weiter und weiter von seinem Gegenüber weggerückt und stürmte nun auf Paradur zu, unfähig sich zu halten. Die Axt weit erhoben war er bereit, einen mächtigen Hieb zu landen. Paradur nahm eine Fackel von einer Wand und warf sie nach seinem alten Freund. Grimmdor hielt seine freie Hand schützend vor die Augen. Genau in dem Moment schnellte Paradur nach vorne und hieb ihm die Vorderseite eines Hammers in den Magen. Obwohl die gewichtige Rüstung einen erheblichen Teil des Stoßes abfing, beugte sich Grimmdor nach vorne und die Luft wich mit einem asthmatischen Röcheln aus seinen Lungen. Der nächste Hieb Paradurs zielte auf Grimmdors Hinterkopf, doch dieser rannte, mit dem Kopf auf Magenhöhe, auf den schwächeren General zu und stieß ihn mit seinem gesamten Gewicht zu Boden, bevor er ihn unter seiner Masse begrub, ihn niederpresste. Paradur wand sich, vermochte es jedoch nicht, sich aus dem stählernen Griff zu befreien.
„ Nun wirst
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