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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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erst ermöglichten.
    Alles war Licht und Luft, zahlreiche Säulen und Bogengänge dienten keinem anderen Zweck, als zu einer bestimmten Uhr- oder auch Jahreszeit das Sonnenlicht einzufangen. Blumen, Bäume und Sträucher gab es in verschwenderischer Fülle, zu jedem Tag im Jahr blühte und duftete es hier. Man konnte Maruv viel vorwerfen, aber dass er dieses Erbe seiner Vorfahren vernachlässigt hätte, ganz gewiss nicht. Unter seiner Herrschaft war Purna noch prachtvoller erstrahlt als jemals zuvor. Was man vom restlichen Onur leider nicht behaupten konnte.
    „Ihr findet Eure Gefährten hier. Falls Ihr etwas wünscht, lasst es mich wissen, Ihr braucht nur zu klingeln“, sagte der Diener und verschwand nach einer formvollendeten Verbeugung.
    Kaum hatte Lys die Tür hinter sich geschlossen, stürmten Erek und Nikor auf ihn zu.
    „Herr, ich würde nie bezweifeln, dass Ihr genau wisst, wie Ihr am besten vorgeht, aber …“
    Lys unterbrach den stämmigen Gardisten mit den dunkelbraunen Haaren sofort. „Erek, seid leiser! Wir wissen nicht, wer alles zuhört.“ Er winkte sie zum Fenster und wisperte: „Wenn ich ganz normal nach einer Audienz verlange, lässt Maruv mich drei Wochen lang zappeln. Bis dahin ist Kirian verloren! Mit etwas Glück kommt der König zu mir, weil er wissen will, was mein Gehabe soll. Ich habe absichtlich übertrieben, damit auch kein Zweifel besteht, dass ich nur mit Maruv spiele. Wie er darauf reagieren wird, hängt ganz davon ab, ob er mit mir sprechen will oder nicht.“ Sein Gesicht verdüsterte sich. „Ob es eine Intrige gibt oder nicht“, setzte er nach, und zerknüllte den schweren Brokatvorhang, der noch vor das Fenster gezogen war. Sie setzten sich gemeinsam an den Tisch und plauderten nun über belanglose Nichtigkeiten, die jeden Lauscher langweilen mussten.
     
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    Maruv ließ sie nicht allzu lange warten. Sie hatten gerade ihr Frühstück beendet, das für einen Fürsten mehr als angemessen gewesen war – von ofenwarmem Brot mit Honig über Schinken und Käse zu frischen Äpfeln bis kleinen Sahnekuchen war alles reichlich vorhanden – als ein Kammerdiener anklopfte und Lys respektvoll bat, ihm zu folgen. Schnell wurde offenbar, dass Maruv ihn nicht im Audienzsaal empfangen wollte. Der Mann führte ihn stattdessen in den Südflügel, hinauf in die königlichen Gemächer. Zwei bewaffnete Gardisten hielten vor der Tür Wache und beäugten ihn sowie den Diener misstrauisch, ließen sie aber passieren.
    Lys erschrak, als er den König erblickte. Ihre letzte Begegnung war über ein Jahr her, seit dieser Zeit war Maruv deutlich gealtert und bis auf die Knochen abgemagert. Man konnte ihm die Schmerzen ansehen, die jede Bewegung verursachte. Seine Fingergelenke waren allesamt dick geschwollen und knotig, er saß gebeugt in seinem Lehnstuhl in der großen Empfangshalle. Eine Wolldecke lag über seinen Beinen, obwohl er bereits so dicht wie möglich am Kaminfeuer saß, das den gesamten Raum mit Hitze erfüllte. Rasch verbarg Lys seine Gedanken hinter der Maske eisiger Beherrschung und verneigte sich gemäß der Etikette vor diesem kranken, gebrechlichen Greis, der sein Herrscher war.
    „Treibst du wieder deine seltsamen Spiele?“ Maruvs Stimme und Blick zeugten von der inneren Kraft des Mannes, ganz gleich, in welchem Zustand sein verfallender Körper sich befand.
    „Ich folge strikt Euren Regeln, Majestät“, erwiderte Lys mit einem schmalen Lächeln, das hoffentlich nicht verriet, ob er diese vertraute Anrede missbilligte. Ein gutes Zeichen war es wohl kaum, Maruv hielt sich sonst steifer an das Protokoll als irgendein anderer Mensch in Onur. „Ihr wünscht, dass wir Adligen spielen, damit wir uns nicht gegen Euch verbünden können. Nur weil ich mir ein Spielchen mit Euch gönne, das niemandem schadet, außer vielleicht mir selbst, müsst Ihr nicht glauben, ich sei respektlos. Ich dachte, es würde Euch erheitern.“
    „Das hat es“, knurrte Maruv. „Zumal du freiwillig herkommst, bevor ich dich anklagen konnte.“
    Lys betrachtete ihn mit großen Augen, mit allen Gesten verletzten Erstaunens.
    „Mein König, warum anklagen? Werft Ihr mir denn Ungehorsam vor?“
    „Setz dich!“ Ungeduldig wies Maruv auf einen niedrigen Schemel, auf dem sein Gast gezwungen sein würde, zu ihm aufzublicken. „Lassen wir den Tanz, ich bin zu alt für so etwas. Dein … Freund Lamár, dieser Söldner, war hier. Ich habe ihn verhaften lassen, ein wenig gefoltert und dann an eine

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