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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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würde, eher früher als später. Er wollte alles dafür tun, dass es noch lange dauern würde.
    „Du hast dich soweit gut eingefügt. Du arbeitest wie drei Männer und hilfst den Schwächeren. Aber ich habe etwas an dir beobachtet. Niemand klagt über dich, auch Pocil nicht“, beschwichtigte Arkin rasch, als Lamár zusammenfuhr. „Was ich meine, betrifft dich selbst. Ich habe gesehen, wie die meisten Frauen auf dich reagieren. Tanma, Ellrya, Katys – sie alle umschwärmen dich.“
    „Ich habe keine von ihnen angerührt oder ermuntert!“, versicherte Lamár erschrocken.
    Arkin hob die Hand, um ihn zu ermahnen leise zu bleiben, lächelte dabei beruhigend. „Ich weiß, Lamár. Ich weiß, dass keine einzige unserer Frauen dich interessiert.“
    Lamár legte den Kopf schräg, betrachtete ihn von unten herauf – nicht, als würde er sich ertappt fühlen, sondern überrascht.
    „Du erinnerst dich auch daran wohl nicht?“
    „Was meinst du? Woran soll ich mich erinnern? Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.“
    „Was ich meine, ist recht einfach: Du wirst von Frauen jeden Alters mit Aufmerksamkeit überschüttet, und nimmst das nicht einmal wahr. Die jungen Mädchen kichern, wenn sie dich sehen, bewundern jede deiner Bewegungen, strahlen wie die Sonne, wenn du sie anlächelst. Die Frauen suchen deine Nähe, berühren dich unauffällig, jeder ihrer Blicke eine Einladung – und du reagierst nicht. Selbst die Älteren streichen sich unbewusst über die Haare, wenn du vorbei gehst.“
    Verblüfft schüttelte Lamár den Kopf und musste sich sichtlich zusammenreißen, um nicht über die Schulter zu blicken und zu prüfen, ob er auch jetzt von den Frauen beobachtet wurde.
    „Warum sollten sie das tun? Hier sind doch genug Männer?“, fragte er mit solch hilfloser Naivität, dass Arkin lachen musste.
    „Wenn du das nächste Mal am See bist, versuch dich darin zu betrachten. Keiner von uns kann mit dir mithalten“, sagte er grinsend. Dann wurde er wieder ernst und sprach weiter, noch leiser als zuvor: „Ich sehe, wie du auf die Männer hier reagierst. Unbewusst, aber das ist für dich noch gefährlicher. Du blickst ihm hinterher.“ Unauffällig wies er mit dem Kinn auf Orchym, der in einigen Schritt Entfernung mit anderen Männern zusammensaß und lebhaft über irgendetwas diskutierte.
    Weiterhin verwirrt zuckte Lamár die Schultern. „Er ist freundlich zu mir und hilft, wenn Tiko keine Zeit hat. Ich rede auch mit allen anderen, was hat das damit zu tun?“
    Arkin seufzte. „Wenn du die Wahl hättest, einen Freund zu einem nächtlichen Bad im See einzuladen, ohne etwas von den Wächtern befürchten zu müssen, wen würdest du wählen?“
    „Orchym“, erwiderte Lamár ohne nachzudenken. Seine Augen weiteten sich, als ihm endlich dämmerte, worauf Arkin anspielte.
    Arkin lächelte traurig. „Niemand weiß davon, selbst Irla nicht. So muss es bleiben, Lamár. Liebe zum eigenen Geschlecht ist Sklaven streng verboten. Es kommt vor, ich weiß nicht, warum die Götter so etwas wollen. Die Priester sagen, es zeige nur, dass die Himmlischen ihren Geschöpfen alle Möglichkeiten zur Entfaltung geben. Die Herren sagen, es ist Schande, die den Erhalt der Gemeinschaft bedroht, da so keine Kinder geboren werden. Es ist ein Laster, das nur dem höchsten Adel gestattet wird, und dies auch nur mit Lustsklaven. Müßiggang für jene, die nicht zu arbeiten brauchen. Wer erwischt wird, muss mit schlimmen Strafen rechnen.“
    Lamárs Augen umnebelten, er senkte den Kopf. „Was soll ich tun? Ich wusste bis eben nicht einmal, dass ich …“
    „Ich werde an richtiger Stelle eine Andeutung fallen lassen, dass du einen Traum hattest, der ganz sicher eine Erinnerung war. Ein Traum von einer schönen Frau, die zu dir gehört. Die meisten glauben bereits, dass dein Herz gebunden ist und du dich deshalb keiner der Frauen hier nähern willst So soll es bleiben.“
    „Soll ich mich von Orchym fernhalten? Ich will ihn eigentlich gar nicht … nicht so … ich meine …“
    Arkin unterbrach das verlegene Stammeln. „Das würde auffallen. Sieh ihn als Freund und lass es dabei. Vielleicht – nun, vielleicht ist es noch nicht einmal gelogen, was ich erzählen will. Vielleicht ist dein Herz wirklich gebunden, nur eben nicht an eine Frau?“ Er sah, wie Lamár vor Schmerz das Gesicht verzog, wie stets, wenn sich ein Anfall ankündigte, und klopfte ihm begütigend auf den Arm. „Quäl dich nicht. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, wirst du

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