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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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und Lys für alle Zeiten verschwinden lassen wollten?
    „Ihr müsst mich nicht nach Irtrawitt begleiten.“ Lys seufzte. „Diese Suche ist Wahnsinn und wird mich vermutlich umbringen. Ich möchte euer Leben nicht riskieren, Erek. Es wäre eine große Erleichterung für mich, wenn ihr umkehrt und im Tempel wartet, bis sicher ist, dass ich niemals wiederkomme.“
    „Ausgeschlossen!“ Erek straffte sich trotzig. Wahnsinn oder nicht, Lys war sein Herr. Er war ein Soldat. Seine Aufgabe war es, Lys zu beschützen und seinen Befehlen zu gehorchen und genau das wollte er auch tun.
    Der junge Fürst musterte ihn kritisch, auf jene Art, die Erek immer wünschen ließ, sich unsichtbar machen zu können, denn Lys schien nichts verborgen zu bleiben.
    „Nun“, sagte er schließlich, „wenn du es so willst, Erek, und Nikor nicht allein zurückbleiben kann, muss er uns weiter begleiten.“
    Er drängte Erek zurück und stand nun unmittelbar über Nikor, drohend wie ein Gewitter. Sein Gesicht verschloss sich, er wurde zu dem Herrscher, vor dem so viele sich fürchteten. Verschwunden war der heitere, feinsinnige Mann, dessen Freundschaft Erek schätzen gelernt hatte.
    „Steh auf!“, befahl er Nikor, so zwingend, dass der zusammenfuhr und augenblicklich gehorchte.
    „Du bist ein Gardist und hast deine Pflicht zu erfüllen! Rein mit dir in diesen Tunnel, du hast uns lange genug aufgehalten!“
    Mit offenem Mund starrte Nikor ihn an, starrte schockiert zu Erek hinüber; dann nickte er fahrig.
    „Ja, Herr. Ich bitte um Vergebung, Herr!“, murmelte er.
    „Du gehst jetzt hinter mir.“ Lys bedachte ihn mit einem weiteren harten Blick, bevor er sich Lark zuwandte. „Wir können weiter“, sagte er.
    Er lernt es endlich, dachte Erek erstaunt. Er lernt, dass er nicht unser Freund sein darf, wenn er uns ins Verderben schicken muss …
     
    „Langsam jetzt!“ Lark verhielt im Schritt. Lys hörte die Anspannung in der Stimme des Priesters, der bislang vollkommen gelassen geblieben war. Er selbst fühlte nichts mehr, nachdem er wer weiß wie lange durch diesen Berg gekrochen war; dabei gegen seine eigenen Ängste kämpfen musste, um Nikor, dessen unterdrückte Panik er hinter sich hörte – halblautes Gemurmel und Stöhnen – nicht noch mehr zu verunsichern. Sein Körper war müde, sein Kopf wie mit Watte gefüllt. Lark lauschte konzentriert, die Fackel hoch über den Kopf erhoben. Was er dort in der Finsternis ausmachen konnte, wagte Lys nicht zu fragen, anscheinend war er aber zufrieden, denn er nickte nach einer Weile und flüsterte:
    „Wir können weiter, alles ist ruhig. Keinen Laut, und zögert nicht, egal was uns begegnet. Einfach immer weitergehen, dann droht uns keine Gefahr.“
    Lys schluckte hart. Irgendetwas war dort. Womöglich die Erbauer dieser Tunnel? Die Wände waren zu rau, um durch Wasser entstanden zu sein und zu ebenmäßig für natürliche Erdverschiebungen. Lys wusste wenig über Tunnelbau oder Erdschichten, aber er war sich sicher, dass dies nicht das Werk von Menschen gewesen sein konnte. Einen Menschen würde Lark gewiss nicht fürchten … Sie mussten an diesem Etwas nun vorbei. Er sah kurz über die Schulter, suchte Blickkontakt mit Erek. Der nickte ihm zu – wenn es sein musste, würde er Nikor bewusstlos schlagen und hinter sich herzerren.
    Dann folgte er Lark. Es war, als würde die Luft selbst sich dagegen wehren, ihn durchzulassen, als wollte der Boden seine Füße festhalten, um ihn am Voranschreiten zu hindern.
    Ein Schatten!
    Dunkler noch als die Finsternis jenseits der Fackel. Bewegungen, zu schnell, um sie wahrzunehmen. Ein tiefes Grollen wie von einer Naturgewalt, nicht von einem lebendigen Wesen. Und doch war das, was sich zwischen Lark und Lys schob, lebendig. Ein Geschöpf, das man für einen urgewaltigen Salamander mit schwarzschuppiger Haut halten könnte, blickte auf Lys herab, den Kopf tief gebeugt, um überhaupt in dem niedrigen Tunnel Platz zu finden. Es schnaubte, drängte sich noch näher an die Männer heran, die zu keiner Seite hin fliehen konnten. Diese Kreatur schien den ganzen Berg zu erfüllen. Eine Präsenz von Macht strahlte von ihm aus, Macht und Gefahr. Es hatte viel Ähnlichkeit mit den Drachen, die auf Wappenschildern und Holzschnitten zu sehen waren – die drei Hörner am Schädel hingegen, die über die Decke schabten …
    Ein Schattenfresser! Daher also!, dachte Lys, während sein Körper völlig erstarrte. Sein Verstand weigerte sich, dieses Monster als

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