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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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dich erinnern können, da bin ich mir sicher.“
     
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    Sie waren vorsichtig gewesen, sehr vorsichtig, und gerieten doch in den Hinterhalt, vor dem sie sich gefürchtet hatten. Zwei Tagesreisen vom Pass entfernt fanden sich Lys, Erek und Nikor von einer Gruppe schwer bewaffneter Krieger umringt, die allesamt das Wappen von Irtrawitt trugen. Sie verloren keine Zeit damit zu fragen, wer die drei Fremden wohl sein mochten, sondern griffen sofort zu den Waffen. Nur einen Augenblick später sackte Nikor tödlich getroffen zu Boden.
    „NEIN!“, brüllte Erek, riss sein Schwert heraus und begann wie ein Wahnsinniger um sich zu schlagen. Lys fand sich im Duell mit einem dunkelhaarigen Mann wieder, der über die Schulter rief: „Der Junge gehört mir, zurückbleiben!“ Dann attackierte er und bewies dabei, dass er sehr gute Ausbildung genossen haben musste.
    „Du weißt nicht, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe!“, zischte er Lys zu, so leise, dass die anderen ihn nicht hören konnten. „Vermutlich erkennst du mich nicht?“
    Lys schüttelte nur den Kopf und wehrte sich verbissen gegen die erbarmungslosen Hiebe, die auf ihn niedergingen.
    „Mein Name ist Ruquinn. Heutzutage bin ich ein Sklaventreiber im Dienste des Layn. Aber ich habe andere Zeiten gesehen.“
    Der Mann – er mochte um die fünfzig Jahre zählen – begann zu keuchen, Schweiß perlte über sein unrasiertes, hageres Gesicht. Dennoch verlangsamte er weder das Tempo noch verzichtete er darauf zu reden. Er musste wirklich für diesen Moment der Rache gelebt haben …
    „Einst gehörte ich zum edlen Geschlecht der Rombruger!“, verkündete er stolz und lachte, als er sah, wie Lys zusammenfuhr. „Ja, ganz recht, ihr konntet uns nicht alle ausrotten. Auch, wenn Corlin und Lichterfels ihr Bestes gegeben haben, um es zu versuchen.“
    Eisige Kälte sammelte sich in Lys’ Eingeweiden. Söldner im Dienste der Rombruger hatten seine Mutter geschändet und getötet und es war die Schlacht gegen diese Sippe gewesen, die letztendlich zu Kirians Ächtung geführt hatte. Niemand hatte sich je Gedanken darüber gemacht, ob es überlebende Flüchtlinge gegeben haben mochte.
    „Dein Liebchen hat mir viel Freude bereitet“ Ruquinns Stimme troff vor Gehässigkeit.
    „Was hast du mit Kirian angestellt?“, fauchte Lys und begann nun seinerseits, seinen Gegner mit heftigen Attacken einzudecken. Ruquinn wich schrittweise zurück, verlor aber trotz erkennbarer Verwirrung über diesen Namen das verächtliche Funkeln in seinen dunklen Augen nicht einen Moment lang.
    „Weniger, als ich es mir gewünscht hätte, genug, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen“, sagte er angestrengt keuchend. „Vergiss es, mehr werde ich dir nicht sagen. Du darfst es selbst herausfinden.“
    Lys hörte Erek hinter sich aufschreien. Er wandte sich nicht um, doch er ließ nun jede Deckung fallen und stürzte sich auf seinen Gegner. Ruquinn konnte sich kaum noch verteidigen, er hatte Lys’ Kraft und Geschick unterschätzt wie die meisten, die sich von der eher schmalen Gestalt täuschen ließen.
    „Helft mir!“, schrie er. Es waren seine letzten Worte: Im gleichen Augenblick rammte Lys das Schwert in seine ungeschützte Brust. Er wartete nicht, bis die übrigen Soldaten reagieren konnten, sondern wich sofort zu Erek zurück, angelte sich dabei noch hastig Ruquinns Waffe. Sein Freund lag zusammengekrümmt auf dem Boden und rührte sich nicht.
    „Gib auf!“ Einer der Krieger grinste höhnisch, seine Haltung forderte Lys auf, es doch zu versuchen, sich weiter zu wehren und zu sterben. Genauso wie Nikor. Seine Hände krampften sich um den Schwertgriff, er senkte den Blick, um Erek anzusehen. Noch stand er breitbeinig über seinem treuen Gefährten, bereit ihn zu verteidigen. Es war offenkundig, dass Erek nicht mehr lange leben würde. Das Blut, das ihm schaumig aus Nase und Mundwinkel floss, bei jedem krampfhaften Atemzug bewies es zu deutlich. Der Kampf vorbei, die Übermacht zu groß. Lys warf sein Schwert fort und kniete neben Erek nieder.
    „Vergib mir“, flüsterte er ihm zu.
    „Verratet … Euch nicht, … müsst leben“, stammelte Erek kaum hörbar. Dann verlor er das Bewusstsein, und Lys wusste, dieser Mann würde niemals wieder erwachen.
    Er wurde hart am Arm gepackt und in die Höhe gezerrt.
    „So, nun rede, Junge! Wer ist das? Für welchen Herrn hast du gekämpft?“
    Verwirrt starrte Lys in die Gesichter der fremden Krieger, nur langsam dämmerte es

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