Jenseits der Eisenberge (German Edition)
Maggarn gelassen. „Du kannst mir vertrauen.“
Kumien blieb allein zurück. Eine ganze Weile starrte er blind ins Leere, dann straffte er sich. Ein hartes, spöttisches Lachen brach aus ihm heraus, und er murmelte vor sich hin: „Wollen mir mal sehen, aus welchem Holz du wirklich geschnitzt bist, Lyskir von Corlin …“
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Lys hielt den Kopf gesenkt, um die Blicke der Diener und Palastbewohner nicht ertragen zu müssen, während er nackt durch die Gänge getrieben wurde. Seine Demütigung endete in einem Verlies, nur ein paar Schritte neben dem, wo Shenia gesessen hatte. Zwei der Wächter verschwanden, der Dritte legte Lys Fußschellen an und fesselte ihm die Handgelenke auf Kopfhöhe so an der Wand, dass er lediglich aufrecht sitzen und sich kaum bewegen konnte.
„Keine Angst, das bleibt so nicht“, rief er höhnisch und ging lachend hinaus. Die Kerkertür blieb offen, er würde also bald zurückkehren. Mit einem Brandeisen.
Tausend Gedanken schwirrten wie aufgescheuchte Fliegen durch Lys’ Kopf und er konnte nicht aufhören zu zittern. Er hatte Angst, Angst wie noch niemals zuvor. Es war nicht sein erstes Mal in einem Verlies, er war schon häufiger gefesselt worden, als er zählen konnte, er hatte schon so oft um sein Leben fürchten, Folter ertragen müssen. Aber noch nie hatten die Dinge so aussichtslos für ihn gestanden. Hier zu sitzen in diesem stinkenden, düsteren Loch, auf eiskaltem Steinboden, unfähig sich zu rühren, und warten zu müssen, dass man ihm ein Stück glühendes Metall in den Leib presste … Wieso hatte Kumien ihm das angetan?
Ich habe versagt, versagt! Zu den Schattenfressern mit der Ehre, warum hab ich ihm nicht in der ersten Nacht ein Messer an den Hals gedrückt und solange auf ihn eingeschlagen, bis er mir freiwillig gesagt hätte, wo Kirian steckt?
Genau das hätte Kirian an seiner Stelle getan, er wusste es. Stattdessen hatte er drei Wochen lang gewartet, sich wie ein Prinz bedienen lassen, ohne etwas zu erreichen. War lethargisch um diese alles entscheidende Frage herumgeschlichen, hatte sich verführen lassen …
Wenn es ihn so sehr beleidigt hat, dass ich mich ihm nicht völlig hingeben wollte, warum hat er mich nicht schon heute Nacht verhaften lassen? Warum mich erst noch einmal nehmen, so liebevoll, und stundenlang schlafen lassen?
Es half ihm, über solche Dinge nachzudenken, Lys spürte, wie er langsam ruhiger wurde.
Kumien, er hatte hart und kalt gesprochen, aber in seinem Blick hatte etwas anderes gelegen. Nur was?
Ich mache mir was vor, das ist sinnlos! Ich habe ihm vertraut. Genauso, wie ich Roban vertraut habe. Das ist der Fehler, sobald ich ihnen vertraue, können sie mich verraten und verkaufen und ich spüre nichts davon, bis es zu spät ist!
Nach dem Liebesspiel, das so unglaublich schön gewesen war, hatte Lys beschlossen, sich Kumien gänzlich anzuvertrauen. Er hatte es ihm sagen wollen, sobald er aufwachte, ihm alles erzählen und hoffen, dass der Layn ihm zumindest verraten würde, was mit Kirian geschehen war. So sicher war er sich gewesen, dass Kumien ihn nicht für politische Machtspielchen missbrauchen würde, dass er ihm im schlimmsten Fall eben verschwieg, wo Kirian war, sei es aus Eifersucht oder warum auch immer …
Ich hätte es wissen müssen, er hat von Anfang an mit mir gespielt!
Ja, Kumien hatte auf jegliche Art und Weise mit ihm gespielt, mit seiner Angst, seiner Eitelkeit, seiner Lügengeschichte, all seinen Sinnen.
Und ich dachte, das wäre ein Akt der Verführung! Ich wusste, dass er ein Jäger ist und ich seine Beute, ich hätte verstehen müssen, dass es hier niemals um Liebe oder Verlangen ging. Nur, um was dann?
Lys hörte Stimmen, Schritte, die in seine Richtung kamen. Sofort zerstoben alle Gedanken und die Panik kehrte zurück. Er zitterte so sehr, dass seine Zähne aufeinanderschlugen und konnte es nicht verhindern.
Sie kamen.
Er konnte einfach nicht glauben, dass dies wirklich geschehen würde, aber es war so.
Zwei Schatten in der Tür.
„Hält sich gut, der Hübsche, nicht wahr?“, sagte der dunkelhaarige Wächter, der ihn hierher gebracht hatte, voller Spott. Er hielt ein Brandeisen in der Hand, dessen Spitze zu einem großen „K“ geformt war. Das glühende Metall hielt Lys’ Blick gefangen.
„Der Letzte hat geheult und sich selbst bepisst, ja“, brummte der Kerkerwächter. Lys erkannte ihn von gestern. Der schmierige Kerl starrte ihn an, als wäre er ein Stück rohes Fleisch.
Noch nie
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