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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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hatte er sich so nackt gefühlt.
    „Bringen wir’s hinter uns, nun los!“ Der Kerkerwächter kniete rechts neben Lys nieder, packte ihn an den Haaren und presste ihm den Kopf gegen die Wand; gleichzeitig drückte er mit seiner riesigen Pranke Lys’ Beine zu Boden, sodass er sich nun keinen Fingerbreit mehr rühren konnte. Der Gestank, der von dem Wächter ausging, nach saurem Schweiß, Bier und Urin nebelte Lys ein, er musste würgen, bekam keine Luft und versuchte in Panik, sich zu befreien – vergeblich.
    „Das hier ist zu deinem Schutz, Kleiner“, sagte der Dunkelhaarige und hielt Lys das Brenneisen dicht genug vor die Nase, dass es ihm fast die Atemwege versengte.
    „Liebessklaven, die ohne Brandzeichen in die Minen geschickt werden, kommen fast niemals lebendig dort an. Unser Layn und seine Würdenträger suchen sich nämlich nur die schönsten Stücke aus, klar? Lässt man sie brandmarken, bleiben sie hochadliges Eigentum, und niemand darf sie anrühren. Macht man das nicht, darf jeder sie anrühren, du verstehst?
    Mit gefallenen Sklaven ist das nämlich nicht verboten. Und glaub mir, es gibt genug, die auf so eine Gelegenheit warten.“ Er lachte dreckig und wackelte mit den Hüften.
    „Natürlich tatschen wir auch schon mal gerne an den gebrandmarkten Stücken herum, bevor sie abtransportiert werden, aber nur hier im Palast und immer ganz vorsichtig, damit es keiner merkt. Maggarn meinte allerdings, das sollen wir sein lassen, weil der Layn dich vielleicht doch wiederhaben will, bevor der nächste Transport geht. Also mach dir mal keine Sorgen, Kleiner.“
    „Wenn du jetzt nicht bald fertig wirst, brenn ich gleich euch beiden das Zeichen auf, klar?“, grollte der Kerkerwächter. Der Dunkelhaarige bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, dann stieß er vor, so plötzlich, dass Lys die Bewegung nicht kommen sah. Im ersten Moment spürte er nichts davon, wie sich das Metall in seine Haut fraß, mitten auf die Innenseite seines linken Unterarms. Das Brutzeln und Zischen und der Geruch nach verbranntem Fleisch drehte ihm den Magen um. Dann erreichte ihn der Schmerz und er schrie, schrie bis ihm die Sinne schwanden und er halb ohnmächtig in sich zusammensackte.
    „Hier, nimm das mit“, hörte er den Dunkelhaarigen. Er spürte, wie er losgebunden wurde, konnte sich aber nicht aus eigener Kraft bewegen oder auch nur die Augen öffnen, um zu zeigen, dass er zumindest noch ein bisschen bei Bewusstsein war.
    „Ich denke, der is’ tabu?“, knurrte der Kerkerwächter mit angewidertem Unterton.
    „Gibt ’ne Abmachung: Ich darf ihn einmal kurz haben, und halte dafür alle anderen von ihm fern. Ich musste Maggarn bloß versprechen zu warten, bis der Hübsche hier nix mehr spürt. Schade, ich mag’s, wenn sie zappeln und schreien, aber so ist’s mir auch recht.“
    „Er is’n Kerl, das ist doch eklig!“
    Lys hörte den Kerkerwächter gehen, die Tür wurde geschlossen.
    „Hast ja keine Ahnung, was du hier versäumst, Branco!“ Der Wächter kicherte. Lys hörte sich selbst ohnmächtig stöhnen, als er herumgedreht wurde.
    „Hey, bist du wach?“
    JA! , schrie Lys innerlich, doch kein Laut kam über seine Lippen.
    „Hat wirklich keine Ahnung, der Narr … was gut genug für einen Layn ist, ist das Himmelreich für uns niederes Volk!“
    Ich hasse dich, Kumien!, dachte Lys. Ich hasse dich …

18.
     
    Maggarn betrachtete regungslos das elende Geschöpf, das sich dort verängstigt in die hinterste Ecke des Kerkers presste. Drei Tage waren mittlerweile vergangen, Lys würde morgen früh zu den Minen gebracht werden. Er hatte sich die ganze Zeit über ruhig verhalten, was eher ungewöhnlich war – Liebessklaven, die von einem Augenblick zum nächsten vom verwöhnten und verhätschelten Spielzeug eines Würdenträgers oder gar des Layns zum Nichts degradiert wurden, fanden sich sonst gewöhnlich schwer damit ab. Viele schrien, weinten und bettelten ein, zwei Tage lang. Andere verfluchten den verlorenen Herrn und versuchten die Kerkerwächter anzugreifen. Lys hatte nichts davon getan, sondern war still geblieben, hatte jedem Befehl und jeder Anweisung gehorcht, wenn man ihm Essen brachte oder seine Brandwunde versorgte, ohne auch nur einmal eine Frage zu stellen. Keine Frage nach dem Warum oder wohin man ihn genau bringen würde, nichts davon. Die Angst, die er jetzt zeigte, rührte vermutlich daher, dass er unmittelbar vor Maggarns Ankunft geschlagen worden war. Eine weitere Schutzmaßnahme, die sich

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