Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
ging er weiter.
„ Wahrscheinlich ist er übermüdet“, meinte Pat Reynolds. „Kein Wunder bei solchen Anblicken. Da verliert man schon mal die Nerven...“
Linda sah Jay nach. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Er war ein vollkommen verwandelter Mensch. Die spitzbübische Leichtigkeit war aus seiner Persönlichkeit verschwunden. Er verschwand in der Dunkelheit.
„ Ich habe das Parkhaus sichern lassen“, sagte Lindas Chef. Dann sah er sie ernst an. „Linda...“, komm mal ein Stück mit mir...“ Er nahm sie unter einem Arm, und sie hatte ein wenig das Gefühl, als würde er sie abführen. „Linda...“, begann er. „Wir haben die Videos der Überwachungskameras im Parkhaus gesichtet.“
„ Ja? Und?“
„ Nun, Linda...“ Er sah zur Seite, als wolle er ihrem Blick ausweichen. „Da war nichts.“
„ Was? Was meinst du damit?“ Sie sah ihn verständnislos an.
Reynolds wischte sich über seinen Schnurrbart. „Also...Die schwarz gekleideten Personen, die du beschrieben hast...und dieser Mönch mit der Kutte...“
„ Was ist mit denen?“ Linda ahnte bereits, was er jetzt gleich sagen würde. Aber als er die Worte tatsächlich aussprach, waren sie für sie unglaublich.
„ Sie waren nicht da.“ Er sah sie wieder an. „Auf den Bändern bist nur du zu sehen, wie du auf dein Auto zugehst und plötzlich auf den Parkplatz mit deinem Wagen zu rennst. Du wirkst, als hättest du dich zu Tode erschrocken. Aber da ist weder ein Mönch zu sehen, noch irgendwelche schwarz gekleideten Gestalten, Linda.“
„ Aber sie waren da. Vielleicht hat die Kamera sie nicht eingefangen, weil sie in einem toten Winkel waren.“
„ Wir haben Kameras aus mehreren Perspektiven ausgewertet. Da war niemand außer dir.“
Linda wandte sich ab. Sie sagte nichts mehr und ging einfach nur auf ihr Auto zu. Pat Reynolds lief hinter ihr her.
„ Warte. Ich weiß, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Es ist nicht so, dass ich dir nicht glaube, aber ich kann dir nur sagen, was ich auf den Bändern gesehen habe. Komm morgen in mein Büro, dann zeige ich sie dir.“
„ Okay“, sagte Linda. Sie beschleunigte ihre Schritte, wollte nur noch weg von hier. Sie ging durch die Düsternis der Manhattan Bridge, die nur spärlich beleuchtet war.
Einige Meter neben ihr streifte ein Wolf durch die Nacht. Er bewegte sich vollkommen lautlos. Nur sein Atem war zu hören.
Linda blickte zur Seite und blieb wie angewurzelt stehen.
Der Wolf verharrte ebenfalls. Aus silbern schimmernden Augen blickte er sie an. Sein Fell war grau, und er atmete die kalte Nachtluft aus. Linda war wie erstarrt. Das Tier näherte sich ihr nicht, blieb einfach nur still stehen. Es sah sie an, als würde es auf etwas warten. Linda spürte den Drang zu fliehen. Aber der Wolf schien sie nicht angreifen zu wollen.
Mit eleganten Bewegungen, so, als würde er durch die Nacht fließen, trat er näher an die junge Frau heran. Er legte seinen Kopf an ihre herab hängende Hand. Dabei knurrte er leise.
Er kennt mich , dachte Linda. Wie unsinnig dieser Gedanke war, wurde ihr sofort klar. Trotzdem war es für sie wie eine Gewissheit. Er kennt mich, und darum tut er mir nichts.
Langsam entfernte sie sich von dem Tier, ging weiter, drehte sich zuerst aber nicht weg. Der Wolf folgte ihr. Leise, wie ein Schatten. Linda wandte sich von ihm ab und blickte in die Dunkelheit, um ihren Wagen auszumachen. Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt. Sie griff in die Innentasche ihres Mantels und holte den Autoschlüssel hervor. Mit der Infrarot-Fernbedienung öffnete sie die Fahrertür. Obwohl sie keine Angst hatte, wollte sie so schnell wie möglich aus der Gesellschaft des Wolfs entfliehen. Sie hatte schon davon gehört, dass es Wölfe und andere wilde Tiere in New York gab. Alle Großstädte lockten solche Tiere an.
Sie stand vor ihrem Wagen und griff nach der Autotür.
Was sie sah verschlug ihr den Atem. Sie war nicht mehr fähig, auch nur eine einzige Bewegung zu machen.
Das ist unmöglich , dachte sie. Das kann nicht sein. Ich muss träumen. All das ist nur ein schlechter Traum. Gleich werde ich aufwachen.
Aber sie wachte nicht auf.
Das Rudel stand unmittelbar hinter ihrem Wagen.
Mein Gott , dachte Linda und konnte ihren Blick nicht von dem Anblick abwenden. Das sind...hunderte...
Die Manhattan Bridge war bis weit in die Dunkelheit hinein bevölkert von einem riesigen Rudel grauer Wölfe, die alle still da standen und Linda ansahen. Ein dunkler brummender Ton
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