Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
des leisen Knurrens der Tiere war zu hören. Aber sie bewegten sich nur unmerklich. Sie schienen auf etwas zu warten.
Der Wolf neben ihr, den sie in diesem Moment schon ganz vergessen hatte, legte seinen pelzigen Kopf wieder an ihre Hand. Dann begann er an ihrem Handgelenk zu lecken.
In diesem Moment löste sich Lindas Starre. Ruckartig zog sie ihre Hand zurück, riss die Fahrertür auf und sprang in den Wagen. Sie riss die Tür hinter sich wieder zu und verriegelte sie. Keuchend blickte sie aus dem Fahrerfenster.
Der Wolf entfernte sich, schlich um das Heck des Autos herum und gesellte sich zu seinen Artgenossen. Linda drehte sich herum und sah zum Beifahrerfenster hinaus.
Zuerst standen die Wölfe noch stumm da, aber dann begannen sie, sich in die Finsternis zurückzuziehen. Sie wandten sich ab und verschwanden genauso lautlos in der Dunkelheit, wie sie gekommen waren.
Linda schloss die Augen. Sie atmete durch, tief und lang.
„ Was...“, sagte sie dann und öffnete die Augen wieder. Die Wölfe waren verschwunden.
„ Was ist das? Was geht hier vor sich?“ Es war niemand hier, der ihr diese Frage beantworten konnte.
Alles was da war, war die kalte Nacht über Manhattan und Valeria, die auf dem höchsten Pfeiler der Manhattan Bridge auf die junge Frau in dem Auto hinab blickte und lächelte.
Ihre schwarze Lederkleidung glänzte in der Sternennacht.
„ Bald...“, flüsterte sie. „Bald schon gehört all deine Macht mir, Linda Taylor. Und du ahnst noch nicht einmal, dass du diese Macht in dir trägst.“
Sie verzog ihre Lippen zu einem triumphierenden Grinsen. Ihre schwarzen Augen glänzten wie glühende Kohlen. Ihre nadelspitzen Zähne blitzten im Licht der Millionenstadt.
Dann breitete sie ihre Schwingen aus, erhob sich in die Luft und verschwand in der Finsternis.
8. Kapitel
Damon Adrian blickte durch das Panoramafenster seines Penthouses auf die Stadt. Er wusste, dass die Wölfe frei waren. Er wusste auch, dass sie nicht die einzigen Wesen der Nacht waren, die New York City und seine Bewohner bedrohten.
Die Tore öffnen sich , dachte er und ballte die Fäuste zusammen. Die andere Welt drängt sich in die unsere hinein.
Er sah die Lichter, die Sterne und die unermessliche Finsternis, die diese Stadt umgab. Bisher war es ihm gelungen, die Dunkelheit daran zu hindern, die ganze Welt zu verschlingen. Die Macht, die in seinen Händen lag, hatte ausgereicht, um die Pforten verschlossen und die Dämonen und Blutsauger in Schach zu halten. Aber nun wuchsen die Kräfte der Dunkelmächte an, und Damon Adrian spürte zusehends, wie seine eigene Macht schwand. Seit jener Zeit, als er gegen Berengar gekämpft hatte, war die Macht in seinen Händen kontinuierlich gewachsen.
„ All diese Jahrhunderte...“, sagte Damon und wandte sich von dem Fenster ab. Er kämpfte gegen die Drang an, seinem Durst nachzugehen. Schon seit langem hatte er ihn unter Kontrolle. Nur ab und zu gewann er die Oberhand. Dann fügte sich Damon Adrian seiner Bestimmung und ging auf Beutezug. Seit langem hatte er dabei niemandem mehr geschadet und zu einem Teil seiner verfluchten Art gemacht.
Er ging zu seiner Bar und schenkte sich einen sehr alten französischen Rotwein ein. All diese Jahrhunderte , dachte er und musste bei er Ironie lächeln. Der Wein konnte seinen Durst aber nicht stillen. Es war etwas anderes, das ihn antrieb.
„ Valeria“, flüsterte er. Sie war es, die all die Ereignisse der letzten Wochen ins Rollen gebracht hatte. Sie war Berengars Vermächtnis. Sie wollte sein Werk vollenden. Wie es aussah, stand sie kurz davor. Damon wusste, dass sie ihm einen Schritt voraus war, vielleicht sogar mehr als nur einen. Er dachte an ihr schönes Gesicht, die herzlose Kälte, die ihr diese Ausstrahlung gab. Alleine damit konnte sie alles erreichen, was sie wollte. Damon war klar, dass sie seinen Mitarbeiter Ray als Lockvogel benutzt hatte.
Das eigentliche Opfer von Valerias Intrige war Damon erst heute begegnet. Er wusste, dass die junge Ärztin gespürt hatte, dass dieser Fall keine Routinearbeit war. Er wusste auch, dass Linda Taylor eine wichtige Rolle im letzten Kampf der Mächte der Finsternis spielen würde. Normalerweise schlug sein Herz gar nicht. Nur in seltenen Momenten der Erinnerung ans seine menschliche Vergangenheit spürte er dieses Gefühl. Er fühlte auch eine gewisse Wärme in seinem Inneren. Es war, als wäre das Leben in seinen untoten Körper zurück gekehrt. Manchmal hatte er eine dunkle Erinnerung
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