Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
beleuchtet.
Alles wurde dominiert von einem riesigen Panoramafenster, das einen berauschenden Blick auf das nächtliche Manhattan bot. Linda war beeindruckt. Für einen kurzen Moment hielt sie den Atem an.
„ So reagieren alle Menschen, die hier reinkommen“, sagte Damon Adrian hinter ihr. „Das sind zwar nicht viele, aber die wenigen ziehen die Luft durch die Zähne ein.“ Er lachte leise.
Warum betont er das Wort Menschen? fragte sich Linda, dachte vorerst aber nicht weiter darüber nach. „Ich will ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch nehmen, Mr. Adrian.“ Sie hatte unmerklich geflüstert. Die stille Atmosphäre des Raumes hatte sie dazu verleitet. Es war fast, als würde man sich in einer Kirche befinden. Keine Frage, Damon Adrian schien die Stille wohl besonders zu lieben. Vielleicht war das ja seine Reaktion auf die laute Welt, in der er seine Arbeit verrichtete. Irgendwie hatte er auf der Party deplatziert gewirkt, fast wie ein Fremdkörper. Linda betrat den Raum und drehte sich nach ihm um.
Adrian war aber nicht mehr hinter ihr. Sie wandte sich wieder um. Wie machte er das? dachte sie und sah ihm in seine braunen Augen, als er aus der Mitte des Raumes auf sie zu kam, mit zwei Gläsern Rotwein in den Händen. Seine Bewegungen waren von rastloser Energie getragen. Er verströmte eine Rauheit und vitale Lebenskraft, die Linda in ihren Bann zog.
„ Die Partygäste brauchen mich nicht, um sich zu amüsieren“, sagte er und verzog seine Lippen zu einem leicht spöttischen Grinsen. „Diese Menschen lieben nur die Party, aber nicht den Anlass. Sie sind reine Vergnügungsmenschen.“ Er reichte ihr ein Glas Wein.
Linda nahm es entgegen und wollte einen Schluck trinken, als sie sich daran erinnerte, dass das unhöflich war. Sie war nicht oft auf Partys. Sie sah Adrian an.
Der dunkel gekleidete Mann trat näher an sie heran, fast ein wenig zu nahe, aber Linda fühlte sich nicht unwohl dabei. Jetzt veränderten sich seine Züge zu einem richtigen Lächeln, das ihren Puls beschleunigte. Es sah aus, als würde die Anspannung seiner gesellschaftlichen Rolle gerade von ihm abfallen. Er atmete tief durch.
Die Weingläser und die Blicke der beiden berührten einander.
„ Trinken wir auf einen schnellen Abschluss dieses Falles“, sagte er, aber in seiner Stimme klang ein Unterton, als wüsste er, dass dies nur ein Wunsch bleiben würde.
Linda bemerkte, dass in seinen Augen ein Blick des Verlangens lag. Einen Augenblick lang rechnete Linda damit, dass Damon Adrian sie küssen würde. Ihr Herz schlug schneller. Dabei fragte sie sich, was sie an diesem Mann so sehr faszinierte. Ohne Zweifel, er sah sehr gut aus, aber da war noch etwas Anderes. Von Damon Adrian ging eine dunkle Gefahr aus. Linda konnte sich dieses Gefühl nicht erklären, denn er gehörte nicht zu den Verdächtigen in dem Mordfall. Trotzdem war er irgendwie in diese Tat verwickelt. Sie stellte sich vor, dass er den Opfern vielleicht das ganze Blut ausgesaugt hatte. Daran wollte sie aber nicht denken.
„ Mr. Adrian...“, begann sie und räusperte sich.
„ Damon.“ Er streckte eine Hand aus. Seine Stimme war tief und sanft. „Bitte nennen Sie mich Damon.“ Er machte eine kurze Pause. „Wenn ich Sie Linda nennen darf.“
„ Gerne“, erwiderte Linda. Sie ergriff seine Hand und fröstelte. Sie wollte sie wieder zurückziehen, aber Damon hielt sie fest. „Sie haben kalte Hände, Linda.“
In diesem Moment wusste Linda selbst nicht mehr, ob die Kälte von ihm ausging oder von ihr selbst. „Damon...Die Opfer in diesem Fall stammen aus Ihrem Umfeld, und sie sind übel zugerichtet worden. In meiner ganzen Tätigkeit als Hämatologin habe ich noch nie Menschen gesehen, die vollkommen...“
„ ...ausgesaugt waren?“ unterbrach sie Damon.
„ Ja. So ist es. Wir haben kaum noch Blut in ihren Körpern gefunden. Meine Kollegen fangen schon an, über Vampire zu reden.“
Damon ließ sie los und trank einen Schluck Rotwein. „Glauben Sie daran?“
Linda wich seinem Blick aus. „Nein, natürlich nicht.“
„ Die Frage ist, wer sind die wirklichen Vampire. Die Blutsauger oder die Halsabschneider an der Wall Street, die den Menschen die Lebensenergie aussaugen?“ Er lächelte zynisch.
Schon wieder betont er das Wort Menschen , bemerkte Linda.
Damon wandte sich von ihr ab und ging auf das Panoramafenster zu. Er bewegte sich lautlos, schien aber über den bordeauxroten Teppich eher zu schweben als zu gehen.
Das sieht nur so aus , dachte
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