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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Nagula
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vergessen, wissen Sie, es lag zu viel Aufregung in der Luft; es war nämlich am gleichen Tag als der … der Massenmord passierte.«
    Der Professor sprang erschrocken auf. »Nun kann ja wohl kein Zweifel mehr bestehen: Das Kettchen gehörte Denise. Was meinen Sie? Könnten wir es wohl zu sehen bekommen?«
    Die Vermutung bestätigte sich. Zur Sicherheit hatte er am Abend bei Denises Mutter in Montpellier angerufen, und sie beschrieb den Anhänger und das Kettchen ganz genau.
    »Viel geholfen ist uns damit nicht, denn nun erhebt sich die dringende Frage, wie kommt das Kettchen in die Werkstatt? Denise hatte doch da überhaupt nichts zu suchen.«
    Aber wenn der Stein erst einmal ins Rollen gekommen ist, kann ihn so leicht nichts bremsen.
    Denise Zézalon war von Beruf Kunsthistorikerin und bei einem Museum in Montpellier beschäftigt. Als sie die Operation überwunden hatte und ein wenig herumgehen konnte, kam sie eines Tages mit einer Arbeiterin aus der Werkstatt ins Gespräch, und die erzählte ihr von dem Raum für die Pestkranken und daß sich geheilte Kranke aus Dankbarkeit oder Zorn mit Inschriften an den Wänden verewigt hatten.
    Das interessierte Denise über alle Maßen, und nach vielen Bitten hatte die Arbeiterin endlich gestattet, in ihrer Begleitung den Raum zu betreten. Denise hatte sich dann einen Fotoapparat und ein Blitzlichtgerät schicken lassen und einige Aufnahmen von den Graffitti gemacht und ihr sogar zwei Fotos geschickt, die hätten ihr aber nicht sonderlich gefallen; daher hätte sie sie weggeworfen.
    Da lag doch die Vermutung nahe, Denise hatte diesmal wiederum versucht, die Arbeiterin zu sprechen, aber die hatte wahrscheinlich schon Feierabend, und so war sie dem Täter in die Hände gefallen, der ihr das Kettchen vom Halse riß, sie dann verfolgte und im Schlafraum einholte.
    Dies die Kurzfassung einer Unterhaltung zwischen der Kriminalpolizei und den Ärzten.
    »Ja, das ist alles gut und schön, aber wer war der Mann, der sie verfolgt und überfallen hat. Wo kam er her? Wo ging er hin?« Kriminalkommissar Pierre Pirot machte weder ein zufriedenes noch hoffnungsvolles Gesicht. »Dummerweise haben wir nicht auch die Werkstatt abgesucht. Wie sollten wir auch auf den Gedanken kommen, zwischen beiden Häusern gäbe es einen unkontrollierten Zugang.«
    »Nein, so ist es keineswegs!« widersprach der Monteur Emile Sauveure, den man wieder hinzugezogen hatte. »Wir stellen manche Dinge her, Computerteile, Zieleinrichtungen fürs Heer und so weiter. Daher kann man bei uns nicht aus und ein gehen. Unsere Fenster sind vergittert, jede Bewegung der Außentüren gibt ein Alarmsignal, das trifft auch auf die Pendeltür zum Krankenhaus zu. Wenn sich also jemand den Weg über uns aussucht, um ins Krankenhaus zu kommen, hat er eine schlechte Wahl getroffen.«
    »So ganz möchte ich Ihnen Ihre Schilderung über die Sicherung Ihrer Firma nicht abnehmen. Ganz offensichtlich ist doch diese … diese Denise einmal in Ihren Räumen gewesen, um sich diese … diese Dings … diese Graffitti anzusehen, und das zweitemal, um sie zu fotografieren. Möglicherweise sogar noch ein drittes Mal, was dann ihren Tod zur Folge hatte. Gestatten Sie eine Frage: Wo war denn bei diesen Gelegenheiten Ihr Alarmsystem?«
    Sauveure zuckte verlegen mit den Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Ich kann es mir auch gar nicht erklären.«
    »Dann will ich es Ihnen erklären. Alarmeinrichtungen funktionieren ganz ausgezeichnet, wenn nichts vorliegt, versagen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn sie wirklich einmal dringend benötigt werden, dann stellt sich nämlich hinterher heraus, daß es doch eine Möglichkeit gibt, sie außer Betrieb zu setzen. Das ist die Tücke des Objekts. Aber lassen wir das lieber, vielleicht hilft uns eines Tages ein gütiges Geschick ein Stück weiter.«
    Der Kriminalkommissar hatte nicht gesponnen, es gab tatsächlich ein gütiges Geschick, denn am Nebentisch saß der Krankenpfleger Adolphe Fontaine. Er hatte ein Gesicht wie eine überreife Morchel und eine Stimme wie eine abgespielte Schellackplatte. Manche hatten Angst vor ihm wegen seines bitterbösen Aussehens. Aber er war ein humorvoller Mensch, und viele seiner Einfälle hatten schon das ganze Krankenhaus zu Heiterkeitsstürmen hingerissen.
    Jetzt stand er auf, ging zu dem Tisch, stützte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und sagte zum Kriminalkommissar: »Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle machen würde? Ich würde mal Plaisantin

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