Jenseits Der Grenze
die Befehle erhalten und weitergeleitet hatte.«
»Captain Desjanis Komm-Mitteilungen hätte man auf dem Weg zu uns ebenso fälschen können«, beharrte Jane Geary. »Sie unterstanden beide der Kontrolle durch eine externe Macht.«
Irgendetwas war mit ihr geschehen, aber was? Geary setzte sich hin und ließ sie weiter stehen. »Captain Geary«, sagte er und betonte ihren formalen Titel, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich war in einer Besprechung mit Mitgliedern der Allianz-Regierung. Es handelte sich nicht um eine externe Macht. Ich möchte Ihnen meine Gründe darlegen, wieso ich so enttäuscht bin. Ich bin nicht nur besorgt, weil Sie sich über meine Befehle hinweggesetzt haben, sondern auch weil ich sehen muss, wie Sie sich dabei betragen haben. Als ich Sie das erste Mal bei der Verteidigung von Varandal erlebt habe, da war ich von Ihrer Urteilsfähigkeit und Ihrer Beherrschung tief beeindruckt. Sie haben weder rücksichtslos noch impulsiv gehandelt.«
Ein Flackern blitzte in ihren Augen auf, und sie kniff ein wenig die Lippen zusammen. »Ich habe die Maßnahmen ergriffen, die in dieser Situation nach meinem Dafürhalten erforderlich waren«, erklärte Jane Geary. »Ganz wie Sie es auch tun, Sir. Mir wurde das Kommando über ein Schlachtschiff gegeben, nicht über einen Schlachtkreuzer, aber das heißt noch lange nicht, dass mir deswegen auch der Kampfgeist eines Geary fehlt.«
Verdutzt verzog er das Gesicht. »Niemand hat das je infrage gestellt.«
»Doch, Admiral, das hat man«, widersprach sie ihm und sah ihm in die Augen.
Die Vergangenheit schob sich wieder wie eine unsichtbare Mauer zwischen sie, die Geary für immer von all seinen noch lebenden Verwandten trennte. Sagen Sie ihr, dass ich Sie nicht mehr hasse, waren Michael Gearys letzte Worte zu ihm gewesen. Für seine Nachfahren hatte sich Black Jack Geary als das uneinholbare und unentrinnbare Symbol der ganzen Familie entpuppt. Seinen Verwandten war das Schicksal gewiss gewesen, in den Dienst der Flotte zu treten, und das alles nur, weil ihr für tot gehaltener Vorfahr angeblich ein Held gewesen war. »Jane, ich habe Ihnen zuvor gesagt, dass ich Sie zu den besseren Befehlshabern in dieser Flotte zähle. Das schließt auch die Kommandanten all meiner Schlachtkreuzer ein. Sie sind eine der Besten.«
»Danke, Sir.«
Sie glaubte ihm kein Wort. Was war in der Zeit geschehen, als er nicht bei der Flotte gewesen war? »Ich will wieder die Befehlshaberin sehen, die Varandal verteidigt hat. Vergessen Sie Black Jack, ich will, dass Sie wieder Jane Geary sind.«
»Jawohl, Sir.«
Zum Teufel mit den militärischen Formalitäten. Wenn alles andere versagte, waren sie immer noch das perfekte Versteck, um wahre Gefühle und ehrliche Gedanken zu verbergen. Geary lehnte sich zurück und tippte auf den Tisch. »Setzen Sie sich bitte, Jane. Ich muss gestehen, ich dachte, jetzt nach dem Krieg würden Sie die Flotte verlassen und Ihr Leben so führen, wie es Ihnen gefällt.«
Steif nahm sie ihm gegenüber Platz. »Nicht jede Mission ist damit abgeschlossen«, sagte sie leise.
»Wenn Michael noch lebt, werde ich ihn schon finden.«
»Sie haben genug anderes zu tun, Admiral. Ich kann mich darum kümmern.«
»Bleiben Sie deshalb bei der Flotte? Um nach Michael zu suchen?«
Nach kurzem Zögern erwiderte sie: »Es gibt auch noch andere Gründe.«
»Sie haben Ihren Teil geleistet«, beharrte er. »Ich stecke hier fest, aber Sie können sich anderen Dingen widmen.«
»Ich bin eine Geary«, sagte sie leise, aber eindringlich. »Mehr denn je.«
Lange Zeit sah er sie schweigend an, da ihm nichts in den Sinn kam, was er hätte sagen können. »Ich will eine Sache klar machen: Ich glaube, Sie haben das Recht auf ein eigenes Leben. Bleiben Sie nicht meinetwegen bei der Flotte. Ich habe der Familie schon genug Unheil eingebrockt. Aber wenn Sie bleiben, dann muss ich Gewissheit haben, dass ich auf Sie zählen kann.«
»Sie können auf mich zählen.« Sie wich seinem Blick nicht aus.
»Das habe ich immer gewusst.« Diese Unterhaltung kam einfach nicht von der Stelle. »Jane, als Ihr befehlshabender Offizier hoffe ich, Sie werden mich auf dem Laufenden halten, wenn sich irgendwelche Umstände ergeben, die Sie dahin hindern könnten, weiterhin so gut Ihren Dienst zu verrichten wie bisher. Als dein Onkel hoffe ich, dass du genauso offen mit mir über alle anderen Angelegenheiten reden wirst.«
Eine Weile erwiderte Jane nichts, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich
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