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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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Territorium befand. Er wusste, dass die Berichte, die er von allen Schiffen erhielt, zutreffend waren, doch was davon wurde wirklich ans Hauptquartier weitergeleitet?
    Desjani stutzte, als sie die Frage hörte, die er ihr stellte, nachdem er sie zu sich gerufen hatte. »Es ist eine Simulation«, antwortete sie. »Sie müssen gar nichts machen. Die Datenbank der Flotte ist so programmiert, dass sie automatisch eine Simulation erzeugt, die auf Nachrichten vom Hauptquartier wie diese da reagiert. Diese Simulation wird um echte Daten ergänzt, wenn das notwendig wird, wenn also zum Beispiel in einem Gefecht Schiffe zerstört oder beschädigt werden. Aber verwaltungstechnisch betrachtet ist es ein alternatives Universum, das dem Hauptquartier übermittelt wird, damit es Ruhe gibt. Haben Sie das vor hundert Jahren nicht auch schon so gemacht?«
    »Nein.« Sollte er jetzt entsetzt sein? Oder dankbar, dass die Streitkräfte ein Mittel entdeckt hatten, wie sie der Einmischung durch die Bürokratie entgehen konnten? »Warum hat das Hauptquartier noch nicht gemerkt, was in Wahrheit läuft?«
    »Gemerkt hat man das da schon. Natürlich sind die jeweiligen Einheiten so weit entfernt, dass es eine Weile dauert, bis das Hauptquartier weiß, was los ist. Dann sagen sie uns, wir sollen tun, was man uns gesagt hat, und sie schalten die Simulation ab. Die simulierte Flotte stimmt ihnen zu und erzählt, dass alles in Ordnung ist. Nach einer Weile kommt das Hauptquartier dahinter, dass es nach wie vor Rückmeldungen von der Simulation erhält, und dann bekommen wir das Gleiche gesagt wie zuvor, und die simulierte Flotte stimmt wieder zu. So geht das immer weiter. Einige Offiziere im Hauptquartier schwören von Zeit zu Zeit hoch und heilig, dass sie das System ändern werden. Aber wenn dann tatsächlich jemand dorthin reist, wo die Flotte im Einsatz ist, ändert sich seine Einstellung recht schnell.«
    Das klang zwar logisch, aber es konnte auch ein raffinierter Streich sein. Geary musterte Desjani aufmerksam und suchte nach einem Hinweis darauf, dass sie sich nur einen Spaß erlaubte. »Und niemand redet jemals darüber?«
    »Wir müssen nicht viel darüber reden. Von unserer Seite läuft das alles ganz automatisch ab, aber ich schätze, das Hauptquartier verwendet viel Zeit darauf, unserer simulierten Crew zu erzählen, was sie tun und lassen soll. Haben Sie noch nie von der Potemkinschen Flotte gehört? Ich weiß nicht, woher der Name kommt. Vielleicht hieß derjenige so, der das System entwickelt hat, oder jemand hat den Namen in einer Datenbank gefunden und war der Meinung, dass er gut dazu passt. Auf jeden Fall wird damit die Flotte bezeichnet, so wie das Hauptquartier sie sehen will. Damit zeigen wir ihnen genau das, was man dort sehen will. Wir befolgen natürlich den eigentlichen Einsatzbefehl, aber das Mikromanagement ignorieren wir, ganz egal, welchen Bereich es betrifft.«
    Nachdem er die Unterhaltung beendet hatte, starrte Geary minutenlang auf den Befehl. Auch wenn Desjani das Ganze auf die leichte Schulter nahm, sträubte sich alles in ihm gegen die Vorstellung, dem Hauptquartier einfach nur simulierte Daten zu übermitteln. Aber dann widmete er sich noch einmal eingehender den Befehlen und blieb dabei an einer Zeile hängen, die einen bestimmten Offizier auf einem bestimmten Schiff betraf. Ensign Door soll zweimal wöchentlich einen Bericht an seinen Vorgesetzten Lieutenant Orp senden und darin seine Fortschritte zusammenfassen, die er bei seiner Qualifizierung gemäß Flottenanweisung 554499A zum Notfallschadensbeseitigungsgruppenführer macht. Falls Ensign Door nicht die erforderlichen Fortschritte nachweisen kann, sollen wöchentliche Berichte die bestehenden Wissenslücken dokumentieren, wobei Formular B334.900 zu verwenden ist …
    Geary löschte die Nachricht mit einem Tastendruck.
    Natürlich war das nur die erste von vielen Nachrichten, die ihn aus dem Hauptquartier erreichten.
    Die Nächste traf schon einen Tag später ein, diesmal als Mitteilung von höchster Priorität, die mit einem wütenden roten Blinken seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Das genügte bereits, um bei Geary ein ungutes Gefühl auszulösen, da er damit beschäftigt war, sich einen Überblick über den Bereitschaftsstatus der zur Ersten Flotte gehörenden Schiffe zu verschaffen. Mit einem resignierenden Seufzer nahm er die Nachricht an, dann tauchte vor ihm Admiral Celu auf, die neue Chefin des Flottenhauptquartiers für die Allianz. Celu

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