Jenseits Der Grenze
Leben eine intelligente nichtmenschliche Spezies zu Gesicht bekommen haben?«
Timbale machte eine entschuldigende Geste. »Sie sind das Beste, was die Menschheit zu diesem Thema zu bieten hat. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Einer der Sturmtransporter wäre doch für sie geeignet. Da sollten Sie doch genügend freie Quartiere für sie haben, und wenn es den Professoren und Doktoren langweilig wird, können sie immer noch die Marines studieren.«
»Würde mich interessieren, zu welchen Erkenntnissen sie dabei kommen werden«, meinte Geary. »Danke für die Warnung. Ich werde die Experten dann mal General Carabali anvertrauen, dann darf sie entscheiden, auf welchem Transporter sie sie unterbringt.«
Eine weitere Woche verging. Ein lautes Klopfern gegen die Luke zu seinem Quartier ließ ihn erschrocken den Kopf heben. Jemand klopfte so energisch an, dass er an Kartätschen denken musste, die mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Kilometern pro Sekunde auf die Panzerung eines Kriegsschiffs aufschlugen. Noch ehe die Schwingungen des letzten Schlags abgeebbt waren, flog die Luke auf, und Tanya Desjani kam hereingestürmt. Sie kochte so sehr vor Wut, dass er fast befürchtete, sie würde Plasma spucken.
» Was macht diese Frau schon wieder auf meinem Schiff?«, herrschte sie ihn an.
Sechs
Geary wusste, wie verdutzt er dreinblicken musste, weil er sich genauso überrumpelt fühlte. Es gab nur eine Frau, die bei Desjani eine solche Reaktion auslösen konnte.
»Rione?«, fragte er. »Victoria Rione?«
Ihr wutentbrannter Blick war auf ihn gerichtet. »Davon wussten Sie nichts?«
»Sie ist an Bord der Dauntless? Seit wann? Und wieso?«
Noch immer aufgebracht, aber ein wenig besänftigt durch Gearys überraschte Reaktion auf diese Neuigkeit nickte Desjani schließlich. »Sie ist mit dem routinemäßigen täglichen Shuttleflug an Bord gekommen. Ich habe erst davon erfahren, als sie vor ein paar Minuten das Shuttle verlassen hat.« Desjani ging in der Kabine auf und ab, dann drehte sie sich abrupt zu ihm um. »Sie können von Glück reden, dass Sie so ein lausiger Lügner sind. Dadurch konnte ich Ihnen ansehen, dass Sie tatsächlich nichts von ihrer Ankunft wussten. Wäre Ihnen das bekannt gewesen, und Sie hätten mir nichts …«
»Tanya, so dumm bin ich nun auch wieder nicht. Was um alles in der Welt hat sie auf der Dauntless verloren?«
»Da Sie es mir nicht sagen können, schlage ich vor, Sie fragen sie.«
Während er insgeheim überlegte, was er nur verbrochen hatte, dass die lebenden Sterne für ihn dieses Schicksal vorsahen, nickte er auf eine Weise, von der er nur hoffen konnte, dass sie etwas Besänftigendes vermittelte. »Wo ist sie?«
»In diesem Moment? So wie ich diese Frau kenne, ist sie auf dem Weg hierher.«
Kaum hatte Desjani ausgesprochen, wurde die Türglocke zu Gearys Quartier betätigt. Desjani verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich auf eine Weise hin, die ihm verriet, dass sie in nächster Zeit den Raum nicht verlassen würde. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst, während er die Luke öffnete.
Jede restliche Hoffnung, es könnte sich um jemanden handeln, der Victoria Rione zum Verwechseln ähnlich sah, zerschlug sich in dem Moment, als der Blick auf sie freigegeben wurde. »Ich störe doch nicht, oder?«, fragte sie mit höflich interessierter Miene.
Desjanis bereits rot angelaufenes Gesicht verfärbte sich noch dunkler, ihre Fäuste ballte sie dabei so fest, dass der Ring in die Finger zu beiden Seiten des Ringfingers schnitt. Dennoch brachte sie es fertig, in einem fast emotionslosen Ton zu sagen: »Man hat mich nicht darüber informiert, dass Sie meinem Schiff einen Besuch abstatten würden.«
»Das war ein Auftrag, den mir die Regierung in letzter Minute erteilt hat«, reagierte Rione auf Desjanis Bemerkung, wobei sie es aber irgendwie schaffte, es so aussehen zu lassen, als würde sie auf eine Äußerung von Geary antworten.
»Wird die Callas-Republik Sie nicht vermissen?«, fragte er.
»Leider nicht.« Ein Hauch von echten Gefühlen huschte über Riones Gesicht und war so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. »Außerplanmäßige Neuwahlen. Vielleicht haben Sie davon gehört. Die Wähler fanden, ich sei zu sehr auf die Allianz konzentriert und ich würde nicht genügend hinter den Themen stehen, die die Interessen der Callas-Republik angehen.«
Es dauerte einen Moment, das zu erfassen. »Sie sind nicht länger Co-Präsidentin der
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