Jenseits Der Grenze
bewegte sich auf ihrer Flugbahn mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Die ersten Shuttles setzten zur Landung innerhalb des Gefangenenlagers an. Die Rampen waren bereits ausgefahren, damit die Marines im Augenblick des Bodenkontakts in voller Gefechtsmontur aus dem Fahrzeug springen und in Deckung gehen konnten. Die Waffensysteme der nachfolgenden Shuttles beschossen weiter die Wachtürme und andere Verteidigungseinrichtungen, um sicherzustellen, dass die Gefängniswärter weiter in Deckung bleiben mussten. Innerhalb weniger Augenblicke war die erste Welle gelandet. Die Shuttles hoben gleich wieder ab, um sich in Sicherheit zu bringen, während die Marines auf ihre Ziele vorrückten und die zweite Welle dicht hinter ihnen war.
Die Gebäude erinnerten an mehrstöckige Unterkünfte, während die Unterkünfte in den bisher aufgesuchten Arbeitslagern der Syndiks mehr wie flache, lang gestreckte Lagerhallen ausgesehen hatten. Lange Fensterreihen säumten die zum Hof gewandten Gebäudeseiten, aber niemand eröffnete von dort das Feuer auf die Shuttles oder die Marines.
Geary betrachtete ausgiebig sein Display. Die Dreadnaught war fast wieder zurück auf ihrer alten Position, und es sah aus, als ob sich alle anderen an seine Befehle hielten. Die Auslöschung der Raketenbasen schien das Militär von weiteren Angriffen auf das Lager abzuhalten, und sogar die Bodentruppen der Syndiks hielten sich zurück. Ihr Führer mag ja dumm sein, aber das gilt nicht für seine Untergebenen. Keiner von denen will die Feuerkraft dieser Flotte herausfordern, nur um den Stolz des CEO zu retten.
Er rief die Fenster für die Führer der Marines-Einheiten auf und war einen Moment lang über die große Zahl an Fenstern überrascht. Mehr als doppelt so viele Marines wie zuvor standen ihm zur Verfügung, was natürlich auch doppelt so viele Einheiten mitsamt Führern bedeutete. Er berührte ein Gesicht. Das Unterdisplay zeigte die Aktivität der betreffenden Person im Gefangenenlager, zugleich markierte ein Lichtpunkt die Position des Offiziers, der sich in diesem Fall in der Nähe der Shuttles aufhielt. Er unternahm einen neuen Versuch und erwischte eine Lieutenant, die sich in einem Gebäude befand und einen Zug anführte. Dann öffnete er ein neues Fenster und ließ sich den Blick der Kamera in der Gefechtspanzerung der Marine anzeigen.
Ein Gefühl der Desorientierung verschwand gleich wieder, als Gearys Verstand die Bilder einordnen konnte. Er sah einen düsteren, von Türen gesäumten Korridor. Die Marines bewegten sich mit feuerbereiten Waffen zügig bis zum Ende des Gangs, dann fasste einer von ihnen auf Befehl der Lieutenant nach dem Türknauf und knackte das mit lautem, metallischem Kreischen protestierende Schloss, indem er die zusätzliche, mechanische Kraft ihre Arbeit verrichten ließ, die ihm seine Gefechtspanzerung verlieh.
Zwei Männer in verschossenen Uniformen der Allianz-Bodentruppen standen in dem Raum dahinter, hielten die Hände hoch und rührten sich nicht. Beide waren klug genug, beim Anblick von Marines, die ihre Waffen auf sie gerichtet hatten, keine unbedachten Bewegungen zu machen. »Wo sind die Wachen?«, fragte die Lieutenant sie.
»Jeweils auf den ungeraden Etagen, in der Wachstation ganz am Ende«, antwortete einer der Gefangenen sofort. »Normalerweise sind sie zu dritt.«
»Alles klar. Sie bleiben hier, bis die nächsten von unseren Leuten hier eintreffen.« Die Lieutenant schickte ihre Leute zur Treppe am Ende des Korridors. Deren Gefechtsrüstung erlaubte es ihnen, mehrere Stufen mit einem Satz zurückzulegen, dann durchbrachen sie die Türen auf der nächsten Etage.
Der Raum war verlassen, auf einem Monitor blinkten Alarmsymbole auf, aber es war niemand da, der sie hätte beachten können. »Die Wachstation in diesem Gebäude ist verlassen«, meldete die Lieutenant. »Roger«, hörte Geary den Captain antworten, der eindringlich weitersprach: »Achten Sie darauf, dass Sie alle Räume überprüfen. Gefechtsingenieure sind auf dem Weg zu Ihnen, um die Alarmmeldungen abzuschalten und um sicherzustellen, dass nichts an einen Totmannschalter gekoppelt ist. Und sagen Sie Ihren Marines, dass sie ja nichts anfassen sollen.«
»Verstanden.« Gleich darauf brüllte sie zwei ihrer Leute an: »Orvis! Rendillon! Sie sollen diese verdammten Tasten nicht berühren!«
Geary schloss das Fenster und verspürte ein schlechtes Gewissen, weil er sich auf diesen einen, winzigen Aspekt des Geschehens konzentriert
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