Jenseits Der Grenze
Gefangenen an Bord geholt haben. »Tanya, achten Sie bitte mit darauf, dass ich ganz auf die Aliens konzentriert bleibe.«
Sie sah ihn verwundert an. »Das macht Ihnen Sorgen?«
»Ich weiß nicht, was uns in diesem Gefängnis erwartet – oder besser gesagt: wer uns da erwartet. Aber wir können es uns nicht leisten, dass ich mich mit Dingen beschäftige, die sich darum drehen, wenn ich mir eigentlich Gedanken über das machen muss, was vor uns liegt. Wenn sich irgendetwas ergibt, das sich als zu große Ablenkung entpuppt, dann helfen Sie mir, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.«
»Ich wünschte, Sie hätten das gesagt, solange Roberto Duellos noch hier war. Sie können manchmal so starrsinnig sein, dass ich ein zweites Paar Hände gut gebrauchen könnte, um Ihnen die Augen zu öffnen.«
Eine Anzahl Satelliten, die bis vor Kurzem den Planeten umkreist und mit ihren Sensordaten den Syndik-Streitkräften gedient hatten, waren in tote Objekte verwandelt worden, die aus ihrer Bahn geworfen in die Atmosphäre eintauchten und dort verglühten. Zudem hatte man vier Orbitalplattformen ausgeschaltet, da die mit Marschflugkörpern bestückt gewesen waren.
Als die Flotte in einen Orbit um die Primärwelt von Dunai einschwenkte, warf Geary wieder einen Blick zu Rione, die weiterhin nicht zu erkennen gab, was sie von seiner Vorgehensweise hielt. »Noch immer keine Reaktion von diesem Syndik-CEO?«
»Nein, nur eine Litanei von Beschwerden über Ihre ›grundlose‹ Zerstörung mehrerer Satelliten.«
Er öffnete ein Komm-Fenster zu seiner Linken. »General Carabali, wie sieht’s aus?«
Carabali, die einen anderen Teil ihres Displays im Auge behielt und daher an Geary vorbeisah, nickte respektvoll. »Es ist ein guter Tag für eine nichterlaubnispflichtige Personenbefreiungsoperation, Admiral.«
»Sind sie immer noch bereit, Widerstand zu leisten?«, fragte er.
»Bodentruppen sind rund um das Gefangenenlager in Gefechtsformation verteilt«, erwiderte Carabali. Ein Fenster öffnete sich vor Geary und zoomte das Gebiet rund um das Lager heran. »Aber bislang haben wir keine Versuche feststellen können, die Gefangenen aus ihren Kasernen zu holen und sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Die Syndiks haben sämtlichen Flugverkehr eingestellt, aber es gibt zahlreiche Artillerie- und Raketenabschussbasen in Reichweite des Gefangenenlagers.«
»Glauben Sie, sie werden kämpfen?«
»Meine Einschätzung ist, Admiral, dass sie davon ausgehen, dass wir im allerletzten Moment doch noch einen Rückzieher machen werden. Das würde erklären, warum sie die Gefangenen nicht noch offensichtlicher als Geiseln benutzen, denn das könnte uns ja erst so richtig sauer machen. Wenn das der Fall ist, kapitulieren sie vielleicht in dem Augenblick, in dem wir landen. Aber sie könnten natürlich auch den Befehl haben, sich zur Wehr zu setzen, wenn wir tatsächlich die Marines zu ihnen schicken.«
Geary drückte eine Hand gegen seine Stirn und überlegte. »Madam Gesandte, ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir sagen, was diesem CEO wohl im Augenblick durch den Kopf geht.«
Sekundenlang fragte er sich, ob sie überhaupt antworten würde, aber dann begann sie doch zu reden: »Er hat seine ganze Autorität und Urteilsfähigkeit auf die Annahme gestützt, dass Sie auf seine Forderungen eingehen. Durch Ihre Weigerung und sein Beharren hat er sich selbst in eine Ecke manövriert. Wenn er jetzt keinen Widerstand leistet, wird er als Schwächling und Dummkopf dastehen. Wenn er kämpft, wird man ihn zwar auch für dumm halten, weil er die Situation so völlig falsch eingeschätzt hat, aber er wird nicht als schwach dastehen. Ein Führer, der sich eine Dummheit leistet, kann politisch trotzdem überleben, vor allem wenn die Leute sehen, dass er bis zum bitteren Ende kämpfen will. Aber ein Führer, der dumm und schwach ist, hat keine Überlebenschancen. Das geht meiner Ansicht nach in diesen Minuten durch seinen Kopf.«
Desjani legte die Stirn in Falten und sah zu Rione, dann zuckte sie wie verärgert mit den Schultern. »Das sehe ich auch so«, flüsterte sie Geary zu.
»Dann bleibt mir also keine andere Wahl.« Er aktivierte den Befehl zur Bombardierung, der Countdown zum Start des Feuers näherte sich der Null, dann tippte er auf eine andere Taste, um seinen Befehl zu bestätigen. Minuten später war die Zeit abgelaufen, und die Kriegsschiffe begannen, kinetische Geschosse abzuwerfen.
Das Sperrfeuer durchdrang die
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