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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Stirn in Falten. Er war sich sicher gewesen, dass einige seiner Brüder versuchen würden, die Schule des Feuers zu unterwandern, so wie er in die Schule des Heilens geschickt worden war, aber zu erfahren, dass einer Erfolg gehabt hatte, hinterließ den übelkeiterregenden Geschmack von Verrat in seinem Mund. Er kannte die meisten Magi, die man auf eine solche Mission hätte schicken können. War er befreundet gewesen mit einem seiner eigenen verräterischen Brüder? Er schüttelte den Kopf. Das war nicht entscheidend. Moburu und Neph stellten das wahre Problem dar - und zu überleben, bis er seine Männer so weit im Griff hatte, dass er sie gegen Neph einsetzen konnte.
    »Sehr gut, Hopper. Danke.«
    Hopper verbeugte sich abermals, und als er sich aufrichtete, zeigte er wieder den leicht verwirrten Gesichtsausdruck.

    »Dorian? Dorian, ich habe überall nach Euch gesucht«, sagte Jenine, die in den Raum getreten war.
    Dorian wurde zu seinem Schrecken bewusst, dass er noch immer in einem Raum mit einem erhängten Kind stand. Bei dem Gott, es war furchtbar, und er hatte hier gestanden und unbekümmert über Politik nachgedacht. Wozu wurde er? Sein Magen drohte zu rebellieren.
    Jenine zeigte ein scheues Lächeln. Von ihrem Platz aus konnte sie Pricias Leichnam nicht sehen. Sie trug ein schlichtes Gewand aus grüner Seide, das unter ihren Brüsten gerafft war. »Ich habe meine Entscheidung getroffen«, erklärte sie und trat weiter in den Raum hinein. »Ich werde Euch heiraten, Dorian, und ich werde lernen, Euch zu lieben, wie Ihr mich liebt.«
    »Jenine, Ihr solltet nicht …« Aber er war zu spät. Jenine sah die an dem Strick baumelnde nackte Leiche, und der Ausdruck auf dem Gesicht der Frau, die er liebte, spiegelte Entsetzen wider.
    »Oh Götter!«, rief Jenine und schlug eine Hand vor den Mund.
    »Ich habe sie getötet«, sagte Dorian und erbrach sich.
    »Was?«, fragte Jenine. Sie kam nicht zu ihm.
    »Sie hat sich lieber das Leben genommen, als gezwungen zu werden, auf Garoths Scheiterhaufen zu brennen«, erklärte Hopper leise.
    Dorian lag auf den Knien. Blinzelnd griff er nach einem Lumpen auf dem Boden, um sich das Erbrochene vom Mund zu wischen. Erst nachdem er sich den Bart gesäubert hatte, betrachtete er das Tuch in seiner Hand. Es war Pricias Untergewand. Es roch noch immer nach ihrem Parfüm.
    Er übergab sich abermals und richtete sich dann taumelnd auf. Diesmal wischte er sich den Mund an seinem Umhang ab und drehte sich um, so dass er Pricias Leichnam nicht mehr sehen musste. »Hopper«, sagte er. »Bitte, kümmere dich um sie. Und
verdopple die Wachen in den Räumen der Konkubinen. Jenine, Ihr müsst mir helfen, eine harte Entscheidung zu treffen. Sie könnte … Konsequenzen für unser Verlöbnis haben.«

37
    Vi goss kaltes Wasser aus einem Kupferkrug in das Becken und bespritzte sich das Gesicht. Auf dem schmalen Schreibtisch an der Tür sah sie einen an »Viridiana« adressierten Brief. Vi rührte ihn nicht an. Sie würde es tun, wenn sie bereit war. Der Raum war schrecklich. Mehr ein Besenschrank. Die unfertigen Steinmauern standen kaum weit genug voneinander entfernt, um Platz für das schmale Bett mit der dünnen Strohmatratze zu bieten. Am Fuß des Betts standen eine Truhe für ihre Habe und das Waschbecken. Die Truhe war leer. Sie hatten Vi sogar die Haarbänder genommen. Novizen besaßen nur das, was die Chantry ihnen gab. In Vis Fall bedeutete das ein einziges, schlecht sitzendes weißes Novizinnenkleid. Das Ärgerliche war, dass sie wusste, dass sie ein perfekt passendes Kleid hatten, das ihre Schönheit wunderbar zur Geltung brachte.
    Aber das war offensichtlich nicht die beabsichtigte Wirkung. Man hatte das Kleid weggebracht, und dieser weiße Sack war an seiner Stelle aufgetaucht. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, ein Unterhemd für sie zu schneidern. Das Hemd, in dem sie aufgewacht war, war offensichtlich gebraucht, wenn auch - hoffentlich - sauber, und die frühere Besitzerin war fetter gewesen, als sie groß war. Das Hemd reichte Vi nicht einmal bis zu den Knien.
    Verärgert bürstete Vi sich das Haar zurück. Sie hatten ihr ihre
verdammten Haarbänder weggenommen. Sie würde nicht zu ihrem Unterricht gehen. Sie würde den Raum nicht verlassen. Sie hatten ihr genug genommen. Schließlich schaute sie sich im Raum um, auf der Suche nach etwas, das sie benutzen könnte. Ihr Blick fiel auf den Kupferkrug. »Zur Hölle mit ihnen«, sagte sie, um ihre Magie zu wecken, während sie

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