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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Leben kosten werden?«
    »Ich bin nur hier, um meine Tochter zu sehen«, antwortete Durzo.

64
    Die Beerdigung fand vor der Hochzeit statt. Dorian wollte nicht, dass das Erste, was er zusammen mit seiner frisch vermählten Frau sah, wahnsinnige Frauen waren, die sich in ein Feuer warfen und kreischend verbrannten. Noch wollte er die vielen Dutzend winziger Leichen sehen, die seine Männer zuerst in die Feuer werfen würden. Er hatte Jenine erklärt, dass er die Edelinge ausgemerzt habe, die sich gegen ihn verschworen hätten, aber er hatte ihr auch erzählt, dass er die Jüngeren lediglich fortgeschickt habe.
    Nun, die Hölle konnte man als »fort« wohl durchgehen lassen, vermutete er. Für den Himmel galt es gewiss.
    Dorian hatte natürlich noch nie der Einäscherung eines Gottkönigs beigewohnt, aber einige der älteren Meister hatten es durchaus getan. Selten war tatsächlich der Leichnam des Gottkönigs eingeäschert worden, aber auf Garoth Ursuuls Scheiterhaufen würde kein Ersatzmann verbrennen. Garoth war ein Mann gewesen, der sich zutiefst dem Bösen verschrieben hatte, aber er war auch eine große Seele gewesen, ein Gräuel, der ein Wunder hätte sein können, und er war Dorians Vater.
    Einzig Meistern war es gestattet, der göttlichen Einäscherung beizuwohnen, doch diese Einschränkung bedeutete nur wenig, denn fast alle hochrangigen Beamten in der khalidorischen Regierung waren Meister. Generäle, Bürokraten, die Schatzmeister und selbst die Küchenchefs standen in Habachtstellung. Steuereintreiber
und Soldaten schauten ihrem Rang entsprechend zu. Dorian sprach die bedeutungslosen Lobesworte für Khali, und sie sprachen ihre bedeutungslosen Refrains der Huldigung. Die Feuer wurden in Brand gesetzt, und Dorian konnte die Vir eines jeden Meisters lesen, der einen Zauber wob, um den beißenden Gestank von verbrennendem menschlichen Fett zu überdecken. Als die Feuer am heißesten tobten, ließ Dorian den Harem antreten und forderte beinahe alle Frauen für sich. Etliche der Anwesenden zogen die Augenbrauen hoch, aber sonst geschah nichts. Von einem Gottkönig wurde erwartet, dass er gierig war. Die acht Ehefrauen und Konkubinen, die den Tod gewählt hatten, wurden herbeigeführt, und dies wurde als eine kleine, aber angemessene Huldigung der Tradition betrachtet. Man hatte den Frauen einen mit reichlich Mohn versetzten Wein zu trinken gegeben, und sechs von ihnen hatten dem Trank übermäßig zugesprochen. Zwei waren nüchtern. Alle schienen mit ihrem Wahnsinn zufrieden zu sein und wichen nicht einmal zurück, als die Eunuchen sie hochhoben, um sie ins Feuer zu werfen.
    Das Kreischen war schrecklich, aber barmherzigerweise kurz. Es galt als ein größeres Opfer an Khali, wenn ihr Leiden in die Länge gezogen wurde, aber Dorian gab Khali bereits mehr, als ihr zustand. Er hätte den Frauen verbieten sollen, sich Garoth anzuschließen. Aber wenn er sie gezwungen hätte zu leben und sie Garoth wahrhaft geliebt hatten, wären solche Frauen vielleicht zu Gift geworden.
    Oder sie hätten ihre sklavische Hingabe auf mich übertragen, so wie ein guter Hund nach dem Tod seines alten Herrn einen neuen findet. Dorian beobachtete, wie ihre Körper köchelten, und schob den Gedanken beiseite.
    Er nickte den Vürdmeistern zu, die sich um das Feuer kümmerten, und die Flammen züngelten höher hinauf und verzehrten
das Fleisch und sogar die Knochen, bis nur noch Asche übrig blieb. Binnen Minuten war es vollbracht.
    Dorian hob die Hand zum Zeichen, dass die Hochzeit beginnen solle. Es würde eine schlichte Angelegenheit sein, wenn auch üppig nach khalidorischen Maßstäben. Gottkönige vermählten sich niemals. Wenn gemeine Männer es taten, sagten sie nur: »Ich nehme diese Frau zu meiner Gemahlin.« Von der Frau wurde lediglich ein Mangel an ausdrücklichem Protest verlangt. Dorian plante etwas Besseres für Jenine, das jedoch nicht so fremdländisch war, dass seine Meister es nicht hätten verdauen können. Die Hand immer noch erhoben, hielt er inne. Der Augenblick hatte die unheimliche Atmosphäre der Prophezeiung angenommen. Übelkeit erfüllte Dorian, und ein Frösteln überlief ihn. Er hielt die Vir bereit, für den Fall, dass es zu einem weiteren Mordversuch kommen sollte. Hopper flüsterte einem Pagen etwas zu, der respektvoll neben Dorian hintrat. Dorian betrachtete seine prächtigen weißen Roben, betrachtete die Gesichter der versammelten Menschen. Er hatte diesen Augenblick in einer Prophezeiung gesehen,

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