Jenseits Der Schatten
erschreckt hat«, sagte sie. »Vergebt ihm. Wir mussten über eine Bedrohung sprechen, die uns allen bevorsteht. Wenn er scheitert, werden all unsere Kämpfe umsonst gewesen sein.« Die von Ehrfurcht erfüllten Schwestern teilten sich. Mit einem letzten Blick auf Vi verließ Kylar den Raum.
78
»Ich werde nicht zusehen, wie du dich umbringst«, sagte Durzo. Während der letzten drei Tage waren Kylar und Durzo nach Westen gereist. Durzo war auf dem Weg nach Cenaria, um endlich Momma K zu treffen, daher hatte er sich Kylar angeschlossen. Der Pass war schlammig und verschneit gewesen, so dass sie nur
wenige Stunden von Torras Bend und einige hundert Schritte von Ezras Wald entfernt ihr Lager errichteten.
Kylar breitete seine schwere Satteldecke auf einem umgestürzten Baum neben dem Feuer aus und setzte sich. »Es ist nicht mein Plan zu sterben«, erklärte er.
»Oh, es gibt also einen Plan? Ich dachte, du würdest je nach Situation improvisieren. Es wird dunkel. Unser kleiner Verfolger wird binnen einer Stunde eintreffen.« Irgendjemand war ihnen seit ihrem Auf bruch von der Chantry unbeholfen gefolgt. Heute waren sie hart geritten, um es bis nach Torras Bend zu schaffen, und ihr Verfolger hatte nicht Schritt halten können.
»Ich glaube nicht, dass es Khali wirklich gibt«, bemerkte Kylar.
»Ich wusste gar nicht, dass dir öfter mal religiöse Offenbarungen zuteilwerden.«
»Ich meine, es gibt sie, aber ich glaube nicht, dass sie eine Göttin ist.«
»Ach ja?«, erwiderte Durzo.
»Sie ist ein Gefäß für Magie. Der Wolf sagte, Magie sei am stärksten, wenn sie an Gefühle geknüpft sei. Khali ist erfüllt von der Huldigung der Khalidori. Während sie Menschen um ihretwillen verletzen, singen sie ein Gebet. Aber es ist kein Gebet. Es ist ein Zauber. Er leert ihre Glore Fryden in das Gefäß. Und aus diesem Gefäß beziehen Meister, Vürdmeister und Gottkönige ihre Macht. Weil die Talente für das Herausziehen von Magie aus der Welt und das Benutzen von Magie unterschiedlich sind, bedeutet das, dass sie häufig weit mehr Magie benutzen können als Magier. Es bedeutet, dass sie sie bei Nacht benutzen können. Versteht Ihr nicht? Die ganze Nation singt zweimal am Tag diesen Zauber. Das Gefäß ist der Schlüssel für Khalidors Macht.«
»Und das hat etwas damit zu tun, warum du Selbstmord begehst?«
»Curoch ist der Fluch und Tod dieser Macht. Das habe ich gesehen, als ich damit einen Meister getötet habe. Curoch lässt die Vir explodieren.«
»Vor einigen Monaten hast du einen Mann getötet, der sich als Gott bezeichnet hat; jetzt hast du es auf eine wirkliche Gottheit abgesehen. Wenn du keine Möglichkeit finden kannst, Kontinente zu töten, wirst du nach dieser Tat in den Ruhestand gehen müssen.«
»Ihr wisst, dass es so nicht ist«, sagte Kylar errötend.
»Du hoffst also, Khali zu finden und Curoch in sie hineinzustoßen - und was dann? Einfach abwarten, was geschieht?«
Kylar runzelte die Stirn. »So wie Ihr es ausdrückt, klingt es dumm.«
»Hmm.«
»Es ist eine Methode, um zu siegen, wirklich zu siegen, ein für alle Mal. Ich bitte Euch, wie viele Male habt Ihr gegen Khalidori gekämpft?«
»Öfter, als ich mir gern vor Augen führen möchte«, gestand Durzo.
»Seht, ich habe Iures verloren. Das ist eine Katastrophe. Ich weiß es. Es ist auch eine Katastrophe, an der Ihr mitgewirkt habt, weil Ihr mir nie erklärt habt, was das verdammte Ding eigentlich war. Mit Iures in Nephs Händen werden wir es schwer haben, ihn zu töten.«
»Wir?«
»Aber wenn wir die Vir zerstören, wird Neph nicht in der Lage sein, Iures zu benutzen. Falls er die Zerstörung der Vir überlebt, selbst wenn er magisches Talent hat, wird er eine Weile brauchen, um zu überlegen, wie er es einsetzen muss. Er wird verletzbar sein. Meister, er hat die letzten drei Monate damit verbracht herauszufinden, wie er in Ezras Wald eindringen und Curoch an sich
bringen kann. Wenn ein einziger Mann sowohl Curoch als auch Iures hat -«
»Es wäre nicht gut.«
»Es wäre verheerend!«, sagte Kylar.
»Dir ist doch klar, dass es, wenn du Curoch in den Mittelpunkt aller Vir der Welt setzt, eher einen qualitativen als einen quantitativen Unterschied machen würde?«
»Häh?«
Durzo warf ihm einen entnervten Blick zu. »Curoch hat die Vir aus einem Hexer gesprengt, und nichts ist geschehen. Wenn es alle Vir aus der Welt sprengt, könnte etwas geschehen.«
»Wenn es jeden Hexer auf der Welt sprengen würde, würde ich mich nicht
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