Jenseits Der Schatten
ein winziger, weißer Homunkulus mit Flügeln und dem Gesicht des Vürdmeisters, das Kylar angrinste, und dessen langer Nase. Er streckte seine Krallen nach Kylars Gesicht aus.
Kylar blockte ihn ab. Die Klauen des Homunkulus senkten sich widerstandslos in Kylars Schwert.
Der Grubenwurm griff erneut an, obwohl Feir mit dem Schwert auf seine Flanke einhämmerte. Das Schwert klang hell durch den Morgendunst, richtete aber keinen Schaden an. Es verlangsamte die Kreatur nicht einmal. Der Grubenwurm würde sich nicht ablenken lassen und nicht ruhen, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Sein Ziel war nicht Kylar. Es war der Homunkulus.
Kylar ließ das Schwert fallen und sprang wieder in die Höhe. Er landete in fast zehn Meter Höhe in einem Baum dicht am Stamm, und wieder bohrten sich seine Finger und Zehen mit Krallen in das Holz. Der Grubenwurm warf sich auf Kylars am Boden zurückgelassenes Schwert, die kegelförmige Schnauze voller Zähne schloss sich um den Homunkulus und grub sich tief in den Waldboden, verschlang die weiße Kreatur und alles um sie herum. Dann zog der Grubenwurm sich zurück, und Dreck, Wurzeln und welkes Laub flogen durch die Luft. Befriedigt trat er seinen Rückzug in die Hölle an, aus der er gekommen war.
Dann erzitterte er.
Feir schlug weiter auf das Ding ein. Aus irgendeinem Grund benutzte er seine Magie nicht. Wieder und wieder drosch der gewaltige Magier mit seinem Schwert auf den Wurm, ohne damit das Geringste zu erreichen.
Als Kylars Blick endlich den wahren Grund für das Zittern des Grubenwurms gefunden hatte, hatte Lantano Garuwashi bereits die Hälfte von dessen Rumpf abgetrennt. Er hackte unweit des Risses in der Wirklichkeit auf ihn ein. Aber er hackte eigentlich nicht. Wo immer Garuwashi mit Ceur’caelestos auf den Grubenwurm traf, teilte sich rauchend dessen Fleisch. Ein Blick auf das Gesicht des Sa’ceurai verriet Kylar, dass der Mann völlig entrückt
war - er war der beste Schwertkämpfer der Welt, nannte das beste Schwert der Welt sein Eigen und kämpfte gegen ein Monster aus der Legende. Lantano Garuwashi hatte seinen Daseinszweck gefunden.
Garuwashis Schwert bewegte sich mit Garuwashis Schnelligkeit. In zwei weiteren Sekunden hatte er den ganzen Grubenwurm durchschnitten. Der neun Meter lange Teil des Wurms, der in der Wirklichkeit verblieben war, krachte auf den Waldboden, schien noch einmal seine Kräfte zu sammeln und zerfiel dann in zuckende rote und schwarze Klumpen, die sich in giftgrünem Rauch auflösten. Der übrig gebliebene Stumpen wand sich, ohne zu bluten, bis Garuwashi ihn - zu schnell, als dass ein normales Auge ihm hätte folgen können - mit sechs Hieben spaltete und ihn das, was immer ihn lenkte, zurück in seine Hölle zog.
Kylar sprang von seinem Baum herunter und landete zehn Schritt von Lantano Garuwashi entfernt. Da er nie zuvor gegen einen Grubenwurm gekämpft hatte, konnte der Sa’ceurai nicht wissen, dass sie nicht einfach so erschienen; sie mussten beschworen werden. Daher war er jetzt nicht mehr auf der Hut.
Der Vürdmeister mit der langen Nase handelte, bevor Kylar es konnte, trat hinter einem Baum hervor und ließ eine Kugel grüner Flammen los. Garuwashi riss Ceur’caelestos hoch, aber er war nicht auf das vorbereitet, was geschah, als die Magie des Vürdmeisters auf das Schwert traf.
Zuerst schüttelte ein dumpfes Dröhnen die goldenen Nadeln der Lärchen. Der Morgendunst wurde wie von einer unsichtbaren, immer größer werdenden Blase auseinandergetrieben, das Moos welkte und begann, auf den Bäumen zu rauchen, und die Erschütterung riss sowohl Feir als auch Garuwashi und den Vürdmeister von den Füßen.
Nur Kylar stand noch, abgeschirmt von der magischen Explosion
durch den Ka’kari, der seine Haut bedeckte. Die Männer fielen in alle Richtungen, aber Ceur’caelestos verharrte im Zentrum des von ihm ausgelösten Sturms. Es drehte sich einmal in der Luft und blieb dann im Waldboden stecken.
Kylar ergriff Ceur’caelestos. Der zu Boden geworfene Vürdmeister versuchte erst gar nicht aufzustehen. Er sammelte seine Kraft, die Vir auf seinen Armen wanden sich in langsamen Bewegungen, und ihr Wellenmuster wurde immer regelmäßiger, bis Kylar es merkwürdigerweise lesen konnte - die Magie würde sich in einem gigantischen Flammenstoß entladen.
Bevor der Vürdmeister die Flamme werfen konnte, durchbohrte Kylar ihn.
Die kühlen blauen Augen des Vürdmeisters weiteten sich vor Schmerz und dann noch einmal vor reinem Schrecken, als
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