Jenseits Der Schatten
auseinander. Kylar sprang durch die Lücke. Der Fuß des Titanen senkte sich, zerquetschte
Mann und Pferd zu Brei und erschütterte den Boden. Kylar sprang und packte den Titanen an der Wade. Der Riese trug einen Panzer aus Schuppen, die so groß waren, dass Kylar es nicht wagte, sich vorzustellen, woher sie gekommen waren, aber die Riemen, die die Rüstung zusammenhielten, waren aus dickem Leder und gewaltigen Hanfseilen. Mit Curoch in der Scheide kletterte Kylar zum Gürtel des Titanen hinauf.
Der Riese bemerkte ihn und wirbelte so schnell herum, dass Kylar mit den Füßen den Halt verlor und an den Händen hängend herumgeschwungen wurde. Kylar sah, wie unter der unerwarteten Bewegung Chitinkrieger zerquetscht wurden. Der Titan schlug nach ihm, und Kylar wurde in die Falten seiner zusammengerollten Flügel gedrückt.
Eingehüllt in weiches, stinkendes Leder, glitt Kylar auf den Boden zu. Er packte einen Flügelknochen, der so dick war wie sein Oberschenkel. Dann kletterte er so schnell er konnte, und Curoch bekam wieder zu tun, als der Titan bemerkte, dass Kylar sich noch immer an ihn klammerte. Kylar schlug einmal zu, zweimal, dreimal, und die weiche, handdicke Membran teilte sich. Er warf sich Curoch auf den Rücken und schlüpfte gerade durch das Loch im Flügel, als der Titan mit einem Knacken seine gewaltigen Flügel entfaltete. Es war wie ein Peitschenhieb für den im Flügel feststeckenden Kylar. Beinahe wäre er bewusstlos geworden. Der Titan rollte die Flügel ein, um zu versuchen, Kylar wieder abzuschütteln, und dieser zwängte sich ganz durch das Loch und sprang.
Er landete auf einem der großen Stachel, die aus dem Rücken des Titanen ragten. Die Kreatur wirbelte abermals herum, doch sie sah ihn nicht, und dann wurde sie durch irgendeinen Angriff abgelenkt, den Kylar nicht sehen konnte. Kylars Füße fanden Halt auf einem Wirbel, und unter genauer Abschätzung der Bewegungen des Riesenkörpers kletterte Kylar von Wirbel zu Wirbel.
Er konnte sich nirgends genug abstützen, um einen Hieb oder Stoß anzubringen, der das Rückgrat des Riesen ernsthaft verletzt hätte. Kylar kletterte weiter, bis er den breiten Ringkragen erreichte, der den Hals des Titanen schützte. Ein Saum von metallischem Haar schaute darunter hervor, und Kylar griff fest hinein, um dem Titanen Curoch in den Hinterkopf zu stoßen.
Magie schoss durch die metallischen Haare und riss ihn von den Füßen. Kylar fuhr herum und hielt sich mit einer Hand fest.
Seine Hand glitt ab, er bekam den Ringkragen selbst zu fassen und schob die Hand zwischen das Metall und die Haut des Titanen. Kylar fuhr herum und hieb blind auf den Hals des Riesen ein. Magie quoll in einer Schockwelle aus dem Titanen. Die Welt wurde schwarz, und Kylar verlor sich kreiselnd im Raum. Es gab nichts, woran er sich festhalten konnte, keine Möglichkeit, seinen Sturz zu bremsen - und aus dieser Höhe war ein Sturz gewiss tödlich. Es war wie ein Traum: das Rauschen der Luft, die kranke Leere in seinem Magen, die Drehung, als er sich gegen den unausweichlichen Aufprall wappnete - aber er wachte nicht auf. Er krachte gegen irgendetwas und hörte ebenso wie er spürte, dass seine Knochen brachen. Sein Schlüsselbein, sein rechter Arm, jede Rippe auf der rechten Seite und sein Becken knirschten und knackten.
Als er wieder klar sehen konnte, lag er flach auf dem Rücken; er hatte eine Feuerameise unter sich zerquetscht. Kylar versuchte, sich zu bewegen, aber es war nicht möglich. Der Schmerz war so intensiv, dass ihm schwarze Punkte vor Augen tanzten. Wenn er es noch einmal versuchte, würde er das Bewusstsein verlieren. Er war tot. Kylars Schlacht war einfach so zu Ende gegangen.
Der Titan war mehrere riesige Schritte rückwärtsgetaumelt. Aus seinem Hals spritzte an der rechten Seite Blut heraus. Kylar hatte die Schlagader erwischt. Der Titan schrie. Dann erblickte er
Kylar. Befriedigung leuchtete in diesen silbernen und schwarzen Katzenaugen auf. Der Titan trat vor. Er starb, und er wusste es, und er würde auf Kylar fallen, um ihn zu zerquetschen.
Kylar streckte einen Finger nach dem Titanen aus, legte sich nieder und schaute zum Himmel hinauf. Ein Fleck trieb vor seinen Augen umher, und er blinzelte, aber der Fleck ging nicht weg. Am Himmel tauchte aus gewaltigen Höhen ein Raubvogel auf, der sich mit unglaublicher Geschwindigkeit herabstürzte. Selbst in seinem Sturzflug war klar, dass er eine Flügelspanne von fünf Schritt haben musste, und er schoss direkt
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