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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auf Kylar zu.
    Großartig, zerquetscht von einem Titanen oder von irgendeinem riesigen Vogel. Zauberhaft.
    Es war unmöglich, sich zu bewegen. So viele Knochen waren gebrochen, dass das Atmen qualvoll war. Kylar blickte wieder zu dem Titanen hinüber. Die Blutfontäne aus seinem Hals war noch immer nicht verebbt. Der Titan wiegte sich vorwärts, seine perfekten weißen Zähne in Kylars Richtung gebleckt.
    Der Vogel riss die Flügel in der letzten Sekunde auseinander und schoss dem Titanen mit knochenzerschmetternder Wucht ins Gesicht. Der Kopf des Riesen wurde mit einem Krachen zurückgerissen, und er fiel wie ein Stein - rückwärts, auf die Reihen der Krul.
    Kylar seufzte leise. Er hatte gehofft, mehr ausrichten zu können. Nun, zumindest hatte er den Titanen getötet. Das war gewiss auch etwas wert.
    Von den ceuranischen Linien erhob sich ein heulender Schrei, und die Verbündeten wogten vorwärts. Kylar sah Männer und Pferde, die über ihn hinwegsprangen.
    Er hatte kaum die Augen geschlossen, als er spürte, wie Magie in ihn hineinglitt. Mit ebenso sicherer wie brutaler Hand wurden seine Knochen an die richtigen Stelle gerissen und in schneller
Folge zusammengefügt. Als die Magie verebbte, richtete Kylar sich taumelnd auf und erbrach sich. Er hatte nicht einmal gewusst, dass er so schnell geheilt werden konnte. Wer hatte es versucht?
    »Eines Tages wirst du mir wirklich das Leben retten müssen. Das Ganze wird langsam langweilig. Übrigens, ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du dies hier festhalten sollst.«
    Kylar starrte zu Durzo hinauf. Sein Meister hielt ihm Curoch hin. Durzo trug ein gewaltiges Bündel auf dem Rücken, das gut einen Meter über seine Schultern hinausragte - nur dass es kein Bündel war. »Oh Hölle, nein«, murmelte Kylar. »Ihr könnt nicht fliegen. Sagt mir, dass Ihr nicht fliegen könnt.«
    Durzo zuckte die Achseln. »Hohle Knochen, Veränderungen am Herzen und an den Augen, wenn du etwas sehen willst, während du hinabschießt, vorsichtige Verlagerungen der Körpermasse - es ist wirklich knifflig. Es hilft, wenn man Drachen studiert.«
    »Drachen? Nein, erzählt es mir nicht.« Kylar stand auf, zittrig von der gewaltigen Menge an Magie, die in ihm am Werk gewesen war. »Ich hatte nicht gedacht, dass ich so schnell heilen könnte …« Er brach ab, als Durzos Flügel sich in seinen Rücken zurückzogen und seine Gestalt ganz sachte ihre Proportionen veränderte. Durzo hatte ihn gelehrt, dass die Veränderung seiner Gesichtszüge, selbst wenn es sich nur um die relativ geringfügigen Veränderungen von einem menschlichen Gesicht zum anderen handelte, acht bis zwölf Stunden dauerte. Jetzt hatte sein Meister binnen weniger Sekunden fünf Schritt lange Flügel verloren. »Unglaublich«, bemerkte Kylar.
    »Für dich ist es zu schwierig«, sagte Durzo, und ein entschuldigender Unterton schlich sich in seine Stimme.
    »Wisst Ihr, wo Elene ist?«, fragte Kylar.
    »Nicht mit Bestimmtheit …« Durzo sah aus, als sei er drauf
und dran, noch mehr zu sagen, aber er brach ab. Aller Frohsinn wich aus seinen Zügen.
    Einen Moment später erkannte Kylar, was seinen Meister so entsetzt hatte. Nach und nach schien der Boden unter ihnen zu seufzen. Der Gestank der frisch Verstorbenen verzehnfachte sich. Jorsins Zauber, der den Boden verschloss, war gelöst worden. Die Todeszone schüttelte ihre Ketten ab und atmete.

94
    Gottkönig Wahnhoff sah die cenarische Lichtkugel hoch über seinen Zelten aufsteigen, und das Herz blieb ihm stehen.
    Jenine. Sie holten Jenine.
    Er stand auf der letzten Treppenflucht vor einer großen Kuppel der uralten Burg. Es war das höchste Gebäude, das er je gesehen hatte, mit turmhohen Bögen und fliegenden Zinnen, die am Himmel selbst zu kratzen schienen. In seinem Innern konnte er Khali spüren - und Neph Dada. Dorian war umringt von zwölf Hochländern und zweihundert Vürdmeistern: mehr als genug. Die eigentliche Schlacht würde zwischen ihm selbst und Neph stattfinden, seinem alten Mentor. Neph, der versuchte, den Thron an sich zu reißen, Neph, der einen Titanen und die roten Buulgari - die Feuerameisen, die Käfer - erweckt hatte, die in der Nähe des Titanen eingekerkert gewesen waren.
    Aber Neph Dada war nicht der Einzige, der einen hohen Einsatz wagte. Wahnhoffs Bruder Moburu hatte fast seine gesamte Kraft darauf verwandt, sich gestern durch Wahnhoffs Truppen zum Schwarzen Hügel durchzuschlagen. Jetzt tauchte er aus
einem der Tunnel unter der Stadt auf. Er

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