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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hatte einen Ferali bei sich.
    Von der Treppe aus konnte der Gottkönig alles überblicken, was sich nördlich und östlich der Burg abspielte. Im Norden rückte eine kleine cenarische Streitmacht durch die Todeszone nach Osten vor, wo sie zu Logan Gyres Truppen stoßen würde, angeführt vom König selbst. Moburus Streitmacht schien nur wenige hundert Mann zu umfassen, und sie würde vor den Cenariern, die Jenine geholt hatten, auf Logans Truppen treffen. Ohne den Ferali würden die Cenarier Moburus Streitmacht auslöschen. Mit ihm - nun, es hing davon ab, wie gut Logans Magae waren.
    Alles in allem sollten ihm die daraus resultierenden Gefechte reichlich Zeit geben hineinzugehen, Khali zu holen und Neph seine Vir zu nehmen. Ohne Vir würden Neph und Moburu hilflos sein, und die gesamte Armee der Krul würde geeint werden. Wahnhoff hatte Fehler gemacht, aber seine Sache war noch keineswegs verloren. Er wandte sich gerade um, um hineinzugehen, als er sah, wie Moburus Männer sich umdrehten und auf die Cenarier zustrebten, die Jenine geholt hatten.
    Sein Herz hämmerte. Er hatte diese Szene gesehen, als seine Gabe zurückgekehrt war. Moburus Ferali würde die Entführer vernichten, und sein Halbbruder würde Jenine fangen. Wahnhoff konnte das Bild lebhaft vor sich sehen. Moburu hielt mit wilden Augen Jenine fest, um ihren Kopf war ein Zauber gewunden, der ihn wie eine Melone zerquetschen würde, wenn Moburu ihn losließ.
    Es war zu spät für Jenine. Wahnhoff konnte ihren Kopf bersten sehen, Gehirnmasse quoll aus den schmalen Löchern in dem Zauber. Er blinzelte. Selbst wenn er sie rettete, seine Ehe war am Ende. Die Cenarier hatten sie geholt. Sie musste inzwischen wissen, dass Logan noch lebte. Wenn er sie in Sichtweite von
Logan rettete, würde sie ihm dafür danken? In diesem Gebäude war zumindest Macht. Mit Khali hatte Wahnhoff Magie, Wohlstand, jede Wonne des Fleisches, Luxus. Da war das Studium verlorener Dinge, von Magie, die niemand außer einer Göttin lehren konnte. Da war alles außer Freundschaft, Kameradschaft und Liebe - aber was bedeuteten diese Dinge, wenn er ohnehin den Verstand verlieren würde und sie nicht genießen konnte? Dies war sein Geburtsrecht, und Menschen hatten, solange er lebte, versucht, ihm sein Geburtsrecht streitig zu machen. Er hatte alles dafür gegeben, hier zu sein. Was würde mit seinem Harem geschehen, wenn er fortging? Er hatte diesen Mädchen ein anständiges Leben gegeben, ein besseres Leben, als sie es sich hätten vorstellen können. Er konnte nicht ohne die Vir leben. Er hatte sie einmal abgestoßen, und das hätte ihn beinahe umgebracht. Er konnte es nicht noch einmal tun. Jenine war ohnehin tot für ihn. Außerdem wollte er Neph zerquetschen, wollte ihn endlich lehren, wer der Meister und wer der Schüler war, wollte sich für all die Grausamkeiten rächen, die Neph ihm in seiner Jugend zugefügt hatte.
    Wahnhoff wandte sich um, um hineinzugehen.
    »Dorian?«, rief ein Mann, der sich auf halbem Weg den Hügel hinunter befand. »Dorian?!« Auf der gepflasterten Straße tauchte hundert Schritt entfernt Solon um eine Ecke auf, auf einem kastanienbraunen Streitross. Er gestikulierte mit einer Hand und gab offensichtlich Soldaten auf der Straße hinter ihm ein Zeichen, damit sie stehen blieben. »Dorian! Mein Gott, Dorian, es ist so schön, dich zu sehen! Ich dachte, du wärst tot!«
    Gottkönig Wahnhoff trug seine weißen Roben und seine schweren, goldenen Amtsketten. Die Vir verdunkelten seine Haut, und Solon tat so, als sehe er nichts von alledem.
    Solon ritt auf ihn zu, ohne seine Magie zu berühren, ohne irgendeine Waffe in der Hand, ohne eine Bewegung zu machen,
die als bedrohlich hätte aufgefasst werden können. Er näherte sich Dorian, wie man sich einem wilden Tier nähern würde. »Du bist es wirklich. Dorian .«
    Er sprach das Wort aus, als habe es Macht, als rufe er einen Toten zurück ins Leben. Und es war Leben. Selbst mit all dem Luxus und der Erfüllung jeden Wunsches hatte Dorian diese letzten Monate wie ein Gejagter gelebt. Es hatte keine Ruhe gegeben, nur Dumpf heit. Es hatte keine Zwiesprache gegeben, nicht einmal mit Jenine.
    Solons Nahen machte die zweihundert Vürdmeister nervös. Sie konnten die Macht seiner Magie riechen, und selbst in Wahnhoffs Nase stank sie. Er hasste sie. Sie roch nach Licht, nach sengendem, enthüllendem, beschämendem Licht. Aber die Vürdmeister würden Solon nicht angreifen, nicht ohne Befehl des Gottkönigs. Solon

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