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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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war.
    »So viel können wir nicht tragen«, wandte Jenine ein.
    Dorian legte die sperrigen Teile auf den Tisch. Er zwinkerte ihr zu und legte nacheinander die Hände auf jeden Gegenstand. Einer nach dem anderen schmolzen sie. Das Gold sammelte sich in einer Pfütze auf dem Tisch, teilte sich und lief wieder zusammen wie Quecksilber. Die einzelnen Pfützchen begannen zu gerinnen, wurden dünner, härter, bis jede eine flache Scheibe war, die das Antlitz von Garoth Ursuul zeigte.

    »Was … wie …?«, stotterte Jenine.
    »Die Münzen haben nur einen Bruchteil des Wertes, den die Kunstwerke hatten, aber mit ihnen sind wir viel flüssiger .« Er lächelte, als sie voller Staunen kicherte.
    Er gestattete sich dieses Lächeln, aber die Dinge verliefen nicht nach Plan. Verdammt, alles war für morgen vorbereitet gewesen. Das Schlimmste waren nicht die vergeudeten Vorkehrungen, der Mangel an Pferden, der Mangel an warmer Kleidung für die gefährliche Überquerung von Schreiende Winde oder der Mangel an getrockneter Nahrung. Das Schlimmste war, dass Dorian südliche Magie benutzt hatte. Jeder Meister, der ihn roch, würde es wahrnehmen. Die Lichtbrücke würde sie vielleicht in den Abgrund werfen.
    Das Chaos in der Burg würde ihnen vielleicht ebenfalls nicht helfen. Gewiss würden mehr Soldaten und Meister herumlaufen und ganz sicher mehr Edelinge. Es bedeutete, dass Dorian sich ganz umsonst mit solcher Sorgfalt die Routen und persönlichen Angewohnheiten der Wachposten eingeprägt hatte.
    Trotzdem, er war hier, und die Armeen des Gottkönigs waren es nicht, noch waren irgendwelche der älteren Söhne des Gottkönigs anwesend; Jenine lebte und war in Sicherheit, und die Pässe nach Süden waren noch offen. In seinem Zorn hatte er viel zu viel Magie auf Rivik verschwendet, aber er hatte noch immer welche übrig, genug, um mit einem Meister oder sogar einem Vürdmeister fertig zu werden, wenn er diesen überraschte.
    »Was macht Ihr da?«, fragte er, als Jenine Riviks Leichnam umdrehte. Er wollte ihr diesen Anblick ersparen.
    »Ich kann so nicht mit Euch gehen. Ich werde mir seine Kleider nehmen«, sagte sie.
    Gemeinsam entkleideten sie Rivik. Die Vorderseite der Robe, wo Jenine ihm das Messer in die Brust gerammt hatte, war mit
Blut verschmiert, und sowohl hinten als auch vorn hatten sich sechs kleine Löcher in den Stoff gebrannt, aber davon abgesehen war das Gewand in Ordnung. Rivik war ein schmächtiger Junge gewesen, so dass die Robe nur eine Spur zu groß war.
    Jenine riss sich die Bluse vom Leib und zog die Robe des toten Jungen an, ohne Dorian zu bitten, wegzuschauen oder sich umzudrehen. Er sah sie mit offenem Mund und wie erstarrt an, wandte dann verlegen den Blick ab und fragte sich danach, warum er verlegen war und sie nicht. Dann sah er wieder hin und wieder weg. Er war doppelt so alt wie sie! Sie war wunderschön. Sie war tollkühn. Sie war durchaus sensibel; sie hatten nur keine Zeit für Zimperlichkeit. Ihr Kopf tauchte aus der Robe auf, und sie sah den Ausdruck auf seinem Gesicht. »Reicht mir die Hose, ja?«, fragte sie lässig.
    Die Farbe in ihren Wangen sagte ihm, dass ihre Unverfrorenheit nur vorgetäuscht war, aber er konnte nicht anders, als sich nun seinerseits lässig zu geben und zuzuschauen, wie sie ihren Rock auszog. Sie riss ihm die Hose aus der Hand und schaute dann an Dorian vorbei, zu dem Leichnam hinter ihm. Ihre Röte verlor sich. »Lasst uns von hier verschwinden«, sagte sie. »Ich hasse diesen Ort. Ich hasse dieses ganze Land.«
    Schweigend kleidete sie sich fertig an und setzte den Schlapphut auf, den Dorian regelmäßig getragen hatte, um sein Gesicht so gut wie möglich zu verbergen. Zuvor hatte sie sich das lange Haar auf dem Kopf zu einem Knoten zusammengesteckt. Am Ende war es eine jämmerliche Verkleidung, aber nicht wegen der Gewänder, sondern weil Jenine nicht ging wie ein Mann und es nicht in den wenigen Momenten lernen konnte, die Dorian bereit war, auf den Versuch zu verwenden, es ihr beizubringen. Aber wenn sie nicht aussah wie ein Mann, so sah sie auch nicht aus wie eine Prinzessin. Sie würden einfach hoffen müssen, dass alle anderen abgelenkt waren.

15
    Feir hatte um zwei Stunden gebeten, um Lantano Garuwashis Schwert aus Ezras Wald zu holen. Er hatte keine Ahnung, wie viel von dieser Zeit vergangen war. Tatsächlich konnte er sich nicht einmal daran erinnern, wie er hierhergekommen war. Er blickte zu den turmhohen Mammutbäumen auf, die sich gen Himmel reckten.
    Nun,

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