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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Durzo hatte ihm den Ka’kari geschenkt, einen Schatz von unsagbarem Wert, aber er hatte Kylar nicht sein Vertrauen geschenkt - oder seine Zeit.
    Neben dem staubigen Schreibtisch stand eine staubige Glasvitrine. Kylar öffnete sie. Darin standen, beschriftet mit Durzos sauberer Handschrift, Dutzende von Krügen mit Kräutern, Tränken, Elixieren und Tinkturen. Durzo hatte Kylar erzählt, dass einige Blutjungen ihre Kräuter mit Absicht falsch etikettierten, um jeden, der sie bestahl, zu verwirren oder zu töten. Durzo sagte, jeder, der die Findigkeit und den Mumm habe, ihn zu bestehlen, könne ein Kraut identifizieren oder jemanden dafür bezahlen, es für ihn zu tun. Kylar argwöhnte, dass der wahre Grund ein anderer war: Durzo konnte es nicht ertragen, irgendetwas falsch zu etikettieren.
    Dass er nicht gern etwas falsch etikettierte, bedeutete jedoch nicht, dass Durzo seine Habe stets und vollständig zu etikettieren pflegte. Durzo glaubte, dass bei sicheren Häusern eine Chance von eins zu vier bestand, dass sie irgendwann entdeckt wurden, daher verteilte er die wichtigsten Stücke seiner Sammlung auf die einzelnen Häuser, um mögliche Verluste so gering wie möglich zu halten. Die Verwaltung eines solches Inventars war wahrscheinlich mit ein Grund für die Paranoia von Kylars Meister gewesen. Denn in diesem jetzt wertlosen sicheren Haus befand sich in einer unbeschrifteten Phiole, die kleiner war als Kylars Daumen, eine Substanz, die aussah wie flüssiges Gold. Sie hatte
Durzo ein halbes Jahr und so viel wie ein ganzes Herrenhaus auf dem Sidlinweg gekostet. Ihr eigentlicher Name war Philodunamos. Durzo nannte die Substanz abgefülltes Feuer.
    Während so gut wie jedes andere Werkzeug seines Gewerbes weltlicher Natur war, auch wenn es sich um seltene und kaum bekannte Dinge handelte, war abgefülltes Feuer Magie. Das einzige Volk, das sich auf seine Herstellung verstand, waren die Harani-Ureinwohner, deren Magie an Gefühl und Gesang geknüpft war. Seit der Vertreibung aus ihrer Tieflandheimat vor zwei Jahrhunderten hatten sie keinen Zugang mehr zu den Materialien gehabt, die sie für die Fertigung von Philodunamos benötigten. Kylar hatte keine Ahnung, woher Durzo gewusst hatte, worum es sich bei diesen Phiolen handelte, wie er sie beschafft oder wie er einen Harani-Magier dazu überredet hatte, eine solch tödliche Substanz herzustellen.
    Nachdem er sich an den Tisch gesetzt hatte, stöberte Kylar herum, bis er die vergoldete Pinzette fand, einen Wattebausch und eine Kerze. Dann konnte er keine Zündschachtel entdecken. Da er in der Dunkelheit sehen konnte, trug er nie eine bei sich. Ohne eine Zündschachtel konnte er die Kerze nicht anzünden, ohne die Kerze konnte er die Pinzette nicht säubern, ohne eine saubere Pinzette konnte er nicht ein kleines Stück von der Baumwolle zupfen, um es in das abgefüllte Feuer zu tauchen, ohne die Baumwolle konnte er keine geziemend winzige Menge von dem abgefüllten Feuer testen. Er fluchte leise.
    ~Warum machst du es dir so schwer? Benutze mich. Ich bin steril.~
    Willst du damit sagen, dass nirgendwo ein kleiner Hüpfer von einem Ka’kari herumspringt, der dich Papa nennt?
    Es folgte eine Pause, dann kam unbeeindruckt die Erwiderung: ~ Wieso habe ich eigentlich Durzos Humor jemals für leicht abseitig gehalten?~
    Nichtsdestoweniger sammelte sich der Ka’kari im nächsten
Moment in der Innenfläche von Kylars Hand und formte ein Instrument aus einer flexiblen Blase mit angesetzter, sich bis zur Stärke einer Nadelspitze verjüngenden Schnute. Kylar hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. ~ Drück mich und tauch mich in das Philodunamos. ~
    »Du bist erstaunlich«, sagte Kylar.
    ~Ich weiß.~
    »Und so bescheiden.«
    Kylar öffnete die Phiole und saugte einen kleinen Tropfen heraus. Er ließ ihn auf einen Lumpen fallen, schloss die Phiole und schob seinen Stuhl zurück. Der Ka’kari löste sich wieder in seiner Haut auf. Kylar stellte die Phiole mit abgefülltem Feuer ans andere Ende des Raums und schloss die Kräutervitrinen, nachdem er nur eine einzige Phiole Wasser herausgenommen hatte. Der goldene Philodunamos-Tropfen trocknete binnen Sekunden. Kylar warf den Lumpen auf den Boden und tropfte etwas Wasser darauf. Das Wasser wurde von dem Gewebe des Lumpens aufgesogen, bis es das Philodunamos erreichte.
    Eine Flamme zischte bis zur Höhe von Kylars Knie empor. Das Feuer verzehrte den Lumpen auf der Stelle und brannte noch zehn Sekunden weiter, dann erlosch es.
    »Es

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