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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zurückzurufen. Stattdessen schmolz Vi sofort unter seiner Berührung, gab sich ihm vollkommen hin, und ein Prickeln rann von seinem Kopf in seine Lenden. Sein Herz machte einen Satz. Er konnte sich nur an eins entsinnen, das diesem hier nahe kam: die Gelegenheiten, da er Elene eine halbe Stunde lang geküsst und dann mit ihr in den Armen dagelegen hatte, um ihre Ohren und ihren Hals mit Küssen zu bedecken und mit den Fingerspitzen über ihre Brüste zu fahren - und das war immer der Moment gewesen, in dem sie ihn aufgehalten hatte, voller Angst, gänzlich die Kontrolle zu verlieren. Vi segelte direkt über diesen Abgrund hinweg. Sie gehörte ihm, absolut, uneingeschränkt.
    Er war trunken von ihrer Ekstase. Das Band zwischen ihnen brannte wie Feuer. Langsam zog er die Finger durch ihr Haar, rieb ihre Kopfhaut und zog die Finger abermals durch ihr Haar. Sie bewegte die Hüften und gab winzige Laute von sich. Dann drehte sie sich auf seinem Schoß um, so dass er die andere Seite ihres Kopfes berühren konnte. Auf diese Weise war ihr Gesicht seinem Bauch zugewandt, nur wenige Zoll entfernt von dem unleugbaren Beweis für seine eigene Erregung.
    Er erstarrte. Sie spürte es und riss die Augen auf. Ihre Pupillen waren Teiche des Verlangens. »Bitte, hör nicht auf«, sagte sie. »Ich
werde gut auf dich achtgeben. Ich verspreche es.« Sie drückte einen sachten Kuss auf die Wölbung seiner Hose.
    Ihre Beiläufigkeit warf Kylar aus der Bahn. Sie störte ihre innige Verbindung. Es war kein Lass uns dies teilen, es war ein Lass uns ein Geschäft machen. Es war nicht Liebe - es war Handel.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, als sie seine Verwirrung wahrnahm. »Ich war egoistisch.« Sie warf die Decke zurück, und mit der Unlogik eines Traums war ihr hässliches Nachtgewand einfach verschwunden. An seiner Stelle schmiegte sich ein maßgeschneidertes, rotes Nachthemd um ihre Wölbungen. Sie reckte sich wie eine Katze und stellte sich wunderbar vorteilhaft zur Schau. »Du zuerst. Das gehört alles dir.«
    »Es gehört alles dir«, nicht: »Ich gehöre ganz dir.« Sie bot sich ihm dar wie ein Süßigkeit. Ihr bedeutete es nichts.
    Die Tür wurde abrupt geöffnet, und Elene stand da. Ihr Blick erfasste Vi, halbnackt auf Kylars Schoß, die Hand in seinem Schritt, und Kylar, der das alles mit dümmlichem Vergnügen genoss.
    Kylar rappelte sich aus dem Bett hoch. »Nein!«, rief er.
    »Was?«, fragte Vi. »Was siehst du?«
    »Elene! Warte!«
    Kylar erwachte und fand sich allein in dem sicheren Haus wieder.
     
    Dorian war mit Jenine in seinen Gemächern und brütete über Karten des Frosts und den Schätzungen der Vürdmeister, was die Stärke der Clans betraf, als der Hüter der Toten eintrat. Dorian und Jenine folgten dem Mann in einen der helleren Räume, wo ein in Laken gehüllter Leichnam lag. Zwei riesige Hochländer in der nichtssagenden Gewandung des Südens, aber mit der Haltung von Soldaten erhoben sich, nachdem sie dem Gottkönig ihre Ehrerbietung gezeigt hatten.

    Ashaiah Vul öffnete das Tuch um den Kopf des Leichnams. Der Gestank verzehnfachte sich. Der kahle Kopf war gespalten, aber nicht zerbrochen. Nichts war gebrochen oder zerrissen. Es fehlte lediglich eine dünne Scheibe - von der Schädeldecke bis zum Hals.
    In diesem Moment erkannte Dorian nicht nur das Opfer, sondern auch den Täter. Einzig der schwarze Ka’kari konnte eine solche Wunde schlagen. Kylar hatte das getan. Der verwesende Sack Fleisch war Dorians Vater Garoth. Seine Knie wurden plötzlich weich. Jenine trat dicht neben ihn, aber sie berührte ihn nicht, ergriff nicht seine Hand. Jede Zurschaustellung von Trost hätte ihn in den Augen seiner Männer schwach erscheinen lassen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Dorian. »Euer Heiligkeit«, sagte der Hochländer, der auf der linken Hälfte seines Gesichts ein Muttermal hatte. »Wir dachten, Ihr würdet den Leichnam Seiner Heiligkeit für den Scheiterhaufen wollen. Es war ein Dämon in der Burg. Er hat das getan. Der Leutnant hat sich mit zehn unserer besten Männer aufgemacht, um ihn zu töten. Er hat uns befohlen, den Leichnam herzubringen, Euer Heiligkeit. Sie wollten sich mit uns treffen, aber sie sind nicht gekommen.«
    »Wie war Eure Reise? Sprecht aufrichtig.«
    Der Mann starrte zu Boden. »Es war wirklich hart, Heiligkeit. Wir sind dreimal angegriffen worden. Zweimal von Sa’kagé und einmal auf Quorigs Pass von Verrätern, die nach unserer Niederlage bei Pavvils Hain zu Banditen geworden sind.

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