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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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meinen eigenen Augen nicht zum Ungeheuer machen. Nicht einmal, als ich menschliches Fleisch aß. Dazu wurde ich durch schiere Notwendigkeit getrieben, nicht durch Perversion. Ich nehme an, das Gleiche könnte man von dir sagen, was das Töten betrifft. Ich habe es auf deinem Gesicht gesehen, als du meinen Wärter, Gorkhy, getötet hast. Du tust es, aber du liebst es nicht. Wenn du es liebtest, würdest du ein Hu Gibbet werden.«
    »Es bereitet auf schlechte Weise Vergnügen«, erwiderte Kylar leise.
    »Es bereitet auch Vergnügen, einen vollen Bauch zu haben, aber für einige ist es ein gefährliches Vergnügen. Als ich dir befahl, Gorkhy zu töten, hast du es nicht so empfunden.« Logan sah, dass seine Tätowierung sichtbar geworden war, und bedeckte sie. »Ich schon. Ich habe einen Befehl gegeben, und er starb. Ich habe mit einem Wort getötet. Und ich habe es geliebt. Und ich wollte mehr davon.«
    »Was soll jetzt also geschehen? Wirst du zum Eremiten werden und in eine Hütte im Wald ziehen?«
    »So selbstsüchtig bin ich nicht.« Logan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wenn ich dich darum bäte, würdest du Terah Graesin töten?«
    »Unbedingt.«
    Logan schloss die Augen. »Wenn ich dich nicht darum bäte, würdest du es trotzdem tun?«

    »Ja.«
    »Hast du es geplant?«
    »Ja.«
    »Verdammt, Kylar! Jetzt weiß ich es.«
    »Warum hast du dann gefragt?«, erwiderte Kylar.
    »Um mir den Vorwand zu nehmen. Kann man gerecht regieren, nachdem man den Thron auf unrechte Weise an sich gerissen hat?«
    »Eine gute Frage, um sie der Frau zu stellen, die dir deinen Thron gestohlen hat.«
    »Wie, Kylar?«
    »Vereinbare ein Treffen mit ihr und trinke vorher eine Menge Wein.«
    »Verdammt, Mann, wie wolltest du sie töten?«
    »Eine verpfuschte Abtreibung. Ich würde das Abtreibungsmittel, das sie benutzt, vergiften. Viele dieser Tränke sind gefährlich. Wenn es den Anschein machte, als hätte sie das Doppelte dessen eingenommen, was ihr Apotheker ihr empfohlen hat, würde es aussehen wie ein tragischer und bedauerlicher Unfall, den eine ledige, leichtfertige junge Königin erlitten hat. Sollten die Edelleute versuchen, die Einzelheiten aufzudecken, würden Gerüchte die Runde machen, was für eine Hure Terah war, statt dass man darüber spekulierte, sie könne ermordet worden sein. Und es würde den tugendhaften neuen König noch besser dastehen lassen.«
    »Götter«, hauchte Logan. »Wie lange hast du gebraucht, um auf diese Idee zu kommen?«
    Kylar zuckte die Achseln. »Ein paar Minuten.«
    In Logans Augen lag Schmerz, als müsse er um Worte ringen. »Es ist genial, Kylar. Es ist genial - und ich verbiete es.«
    »Du verbietest es?«
    »Ja.«

    »Und wie meinst du, willst du mir irgendetwas verbieten?«, fragte Kylar.
    Logan wirkte erstaunt.
    »Trotz all meiner Bemühungen bist du nicht mein König. Du kannst mir rein gar nichts verbieten.«
    Logans Miene verfinsterte sich, und all seine gewohnte Leutseligkeit erstarb. Es machte Kylar einmal mehr bewusst, wie ungeheuer groß Logan war. »Wisse dies«, sagte Logan. »Wenn ich wegen der Ermordung Terah Graesins gekrönt werde, werde ich dich hinrichten lassen.«
    »Du würdest mich wegen Terah Graesin töten?«
    »Ich würde dich wegen Hochverrats hinrichten lassen. Ein Angriff auf Cenarias Herrscher ist ein Angriff auf Cenaria.«
    »Sie sollte nicht Königin sein.«
    »Aber sie ist es.«
    »Du hattest kein Recht, den Treueeid abzulegen.«
    »Ich habe getan, was ich tun musste, um das Volk zu retten, Kylar. Jetzt muss ich mein Wort halten. Politik ist großgeschriebene Ethik.«
    »Politik ist die Kunst des Möglichen, und das weißt du«, sagte Kylar. »Am Vorabend der Schlacht hat sich die Strömung gewendet, so dass du nicht König werden konntest, also hast du den Kurs gewechselt. Die Strömung wendet sich abermals.«
    Logan verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Stimme war Granit. »Mein Wort gilt.«
    »Kannst du eine Idee mehr lieben, als du einen Menschen liebst, und nicht zum Ungeheuer werden? Wie viele Freunde wirst du auf dem Altar der Gerechtigkeit opfern, Logan?«
    »Wenn du mich dazu zwingst, zumindest einen.«
    Sie standen an einem Abgrund. In gesellschaftlicher Hinsicht war Logan Kylar stets überlegen gewesen. Moralisch hatte Kylar
sich ebenfalls immer unterlegen gefühlt. Aber sie waren noch nie in eine direkte hierarchische Beziehung gesetzt worden. Jetzt erteilte Logan einen Befehl. Er würde sich nicht beirren lassen.
    Kylar konnte seinen

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