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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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versuchen«, sagte Dorian. »Wenn sie Glück hätten und das Wetter mitspielte und die rebellierenden Hochlandstämme nicht angriffen, während meine Armee dort durchzieht, würden wir vielleicht nur einige tausend Mann verlieren. Bis wir Cenaria erreichten, wäre die Belagerung wahrscheinlich zu Ende. Und wenn wir rechtzeitig kämen und die Stadt selbst eroberten, denkt Ihr, Cenaria würde uns willkommen heißen? Die khalidorischen Retter ? Sie werden nicht vergessen haben, was meine Männer vor wenigen Monaten getan haben. Und meine Soldaten, die auf dem Weg dorthin Brüder und Väter und Söhne verloren oder in der Nocta Hemata Freunde verloren haben, werden die Kriegsbeute wollen.
    Wenn ich Vergewaltigung und Mord untersagte, würden
sie mir vielleicht gehorchen, aber ich würde damit Zweifel in Bezug auf meine Person säen. Zweihundert von meinen Vürdmeistern - das ist mehr als die Hälfte - sind verschwunden. Ich habe noch keine Kontrolle über die Hände des Gottkönigs, die einzigen Leute, die mir sagen werden, wohin diese Vürdmeister verschwunden sind oder wer sie anführt. Garoth Ursuul hatte andere Edelinge, über deren Verbleib ich nichts weiß. Im Frühling werde ich vielleicht vor einem Bürgerkrieg stehen. Wenn es also dazu käme, was glaubt Ihr, wem die Vürdmeister folgen werden: Khali, die ihnen ihre Macht gibt, oder dem einst verräterischen Edeling?« Die Falte zwischen ihren Brauen war jetzt tief vor Qual und Hilflosigkeit, aber Dorian war noch nicht fertig. »Und wenn sie mir doch folgten und wir Erfolg hätten, was würde Euer Volk sagen? Sie haben eine neue Königin ausgerufen, Terah Graesin.«
    »Terah?« Jenine konnte es nicht glauben.
    »Wird das Volk die junge Jenine mit einer khalidorischen Armee daheim willkommen heißen? Oder werden sie sagen, Ihr wärt eine Marionette, so jung, dass ich Euch manipuliere, vielleicht ohne Euer Wissen? Wird Königin Graesin auf ihre Macht verzichten?«
    Jenine sah krank aus. »Ich dachte … ich dachte, es würde einfach sein, nachdem wir gesiegt haben. Ich meine, wir haben doch gesiegt, oder?«
    Es war eine gute Frage. Vielleicht die einzige Frage, die zählte.
    »Wir haben gesiegt«, sagte Dorian nach langem Schweigen. »Aber der Sieg kostet uns einen Preis. Ich kann nie wieder nach Süden gehen. All meine Freunde außer Euch sind im Süden. Sie werden meine Herrschaft als Verrat ansehen.« Er musste an Solon denken. Hatte Solon es überhaupt geschafft, lebend aus Schreiende Winde fortzukommen? Der Gedanke schmerzte. »Wenn Ihr
Euer Anrecht auf den cenarischen Thron zurückfordern wollt, kann ich Euch helfen, aber das würde auch Euch einen Preis kosten.
    Der Preis wird sein, dass jeder sieht, dass ein Gottkönig Euch den Thron gegeben hat. Denkt Ihr, Ihr seid bereit zu herrschen? Ohne Hilfe? Wisst Ihr mit Euren sechzehn Jahren, wie man Ratgeber auswählt, wie man es erkennt, ob der Kanzler Eure Gelder veruntreut, wie man mit Generälen umgeht, die Euch als Kind ansehen? Habt Ihr einen Plan, wie Ihr mit den Sa’kagé verfahren wollt? Wisst Ihr, warum die beiden letzten ceuranischen Kriege endeten und welche Verpflichtungen Ihr gegenüber Euren Nachbarn habt? Gibt es einen Plan für den Umgang mit den Lae’knaught, die Eure östlichen Länder besetzt halten? Wenn Ihr keine Lösung für all diese Probleme habt, werdet Ihr Hilfe brauchen. Wenn Ihr Hilfe annehmt, wird man sehen, dass Ihr Hilfe annehmt. Wenn Ihr keine Hilfe annehmt, werdet Ihr Fehler machen. Wenn Ihr den falschen Leuten vertraut, werden sie Euch verraten. Wenn Ihr den richtigen Leuten nicht vertraut, werdet Ihr niemanden haben, der Euch vor Euren Feinden schützt. Attentate haben eine lange Geschichte in Eurem Königreich, so wie Gemetzel sie in meinem haben. Habt Ihr eine Ahnung, wen Ihr heiraten werdet und wann? Plant Ihr, die Herrschaft Eurem neuen Gemahl zu überlassen, sie mit ihm zu teilen oder sie allein auszuüben?«
    »Auf einige dieser Fragen habe ich Antworten, und ich kenne einige Leute, denen ich vertrauen kann -«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    »Aber ich hatte nicht an all diese Dinge gedacht.« Sie wurde sehr still. »Ich bin nicht bereit.«
    »Ich habe allerdings … eine Alternative«, sagte Dorian. Sein Herz hämmerte. Er wollte die Vir benutzen. In seinem alten
Leben, bevor der Eine Gott ihn fand, hatte er einen Glanzzauber erlernt, um Frauen zu verführen. Jetzt könnte er ihn benutzen, nur ein klein wenig, nur um Jenine zu helfen, ihre Furcht und Enttäuschung zu

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