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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ihm vorbei in die kleine Wohnung trat, schnüffelte er, um ihr Parfüm zu riechen. Quoglees Geruchssinn war ebenso gut, wie sein Augenlicht schlecht war. Ihre Spione sagten, er habe sogar einige Zeit mit Alitaeras kaiserlichem Parfümeur verbracht.
    Er zögerte, bevor er erwiderte: »Ihr seid Madame Kirena, eine Frau mit großer Macht und Wohlstand.« Quoglee besaß eine
Tenorstimme von solcher Klarheit, dass es eine Freude war, ihn auch nur sprechen zu hören.
    Es war ein Jammer, dass nichts anderes an dem Mann schön war. Wenn Quoglee Mars überhaupt irgendeinem Geschöpf ähnelte, dann einem zerquetschten Frosch. Er hatte einen breiten, fleischigen Mund, dessen Winkel sich nach unten bogen, keinen Hals, einen kleinen, ballartigen Bauch und die schlechte Angewohnheit, ständig zu blinzeln. Statt Hosen trug er ausgebeulte, gelbe Beinkleider an den mageren Beinen, und er hatte einen winzigen Dreispitz mit einer Feder darin auf dem Kopf. Er war einer der hässlichsten Männer, die Momma K je gesehen hatte, bis auf einige Leprakranke, deren Verfall bereits weit fortgeschritten war. »Ich habe Eure neue Geschichte gehört, den ›Sturz des Hauses Gunder‹. Sie war furchtlos. Schön. Ihr solltet mehr schreiben«, sagte sie.
    Quoglee verneigte sich und nahm das Lob als angemessenen Tribut entgegen. »Im Allgemeinen bevorzuge ich die Ehrlichkeit von Instrumenten. Die Flöte und die Leier lügen niemals, noch sterben durch ihre Klänge gute Männer.«
    »Eine seltsame Einstellung für einen Minnesänger, der aus der Hälfte der Hauptstädte Midcyrus vertrieben wurde, weil er es sich nicht verkneifen konnte, die Wahrheit zu sagen.« Was der Grund war, warum sie gefragt hatte, ob er wisse, wer sie war. Zumindest war er der Diskretion fähig. Sie lächelte.
    »Darf ich fragen, warum Ihr hier seid?«, erkundigte Quoglee sich und schaute sie blinzelnd an.
    Verdammt sollten alle Künstler sein. Wollte man sie bestechen, musste man sie einflussreichen Leuten vorstellen, ihnen Kleider oder Instrumente schenken, ihnen spezielle Konzerte arrangieren und dafür sorgen, dass diese gut ankamen. Natürlich machte es einem Barden nur selten etwas aus, wenn eine schöne junge
Musikliebhaberin sich erbot, ihm die Flöte zu polieren. Aber es musste alles diskret geschehen. Die einzige Bestrafung, mit der sie sie treffen konnte, um ihnen ihre Unzufriedenheit zu zeigen, war Gleichgültigkeit. Vor Jahren hatte Momma K einem gerade zur Beliebtheit aufgestiegenen Barden namens Rowan der Rote einen entzückenden kleinen Flötenkasten geschickt. Das Mädchen hatte ihm ein von entsetzlicher Unwissenheit gezeichnetes Kompliment gemacht, was sie nicht getan hätte, wäre sie die gebildete junge Edelfrau gewesen, die zu sein sie vorgab. Statt sie mit auf sein Zimmer zu nehmen und ihr bessere Dinge zu geben, die sie mit ihrem Mund machen konnte, hatte Rowan sie ausgefragt und öffentlich als Närrin hingestellt. Er hatte nicht lange gebraucht, um zu erraten, wer sie geschickt hatte. Als Momma Ks talentiertester Blutjunge, Durzo Blint, einige Stunden später eingetroffen war, schrieb der Barde bereits ein Lied, in dem er sie verspottete und wilde Anspielungen machte, von denen einige der Wahrheit entsprachen. Niemand bekam diese zauberhafte Weise von Rowan dem Roten je zu hören - und auch kein anderes Lied mehr von ihm -, aber es war eine knappe Sache gewesen, und seither ging Momma K Barden wenn möglich aus dem Weg.
    Aber Barden waren ein zu gutes Werkzeug, um sie zur Gänze abzutun. Sie versorgten Momma K mit jedem Leckerbissen, den sie kannten, und leckten jeden Krümel auf, den sie fallen ließ. In der Tat, sie gaben ihr häufig neue Informationen, denn Barden waren stets bei Festen zugegen, wenn ihre übrigen Spione es nicht waren. Doch Quoglee war anders. Quoglees Geschichten waren selten, und die Edelleute betrachteten sie als absolute Wahrheit; andere Barden wiederholten sie häufig. Es war schwer, sein Interesse zu erringen, aber sobald es geweckt war, war er ein Bluthund.
    »Wisst Ihr, wer ich bin, Quoglee Mars?«, fragte sie noch einmal.
    Wieder zögerte er. »Ihr seid die Besitzerin der Hälfte der Bordelle
in der Stadt. Ihr seid eine Frau, die aus der Gosse gekrochen ist, um höher aufzusteigen, als irgendjemand es für möglich gehalten hätte. Ich schätze, dass Ihr die Herrin der Wonnen der Sa’kagé seid.«
    »Eins meiner Mädchen hat eine kleines hellseherisches Talent«, erwiderte Momma K. »Sie träumt nicht oft, aber wenn sie es

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