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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wahr?~
    »Ich habe euch gesagt, dass er es war«, erklärte Blau.
    Kylar hatte ein schreckliches Déjà-vu-Gefühl. Sie hielten ihn für Durzo. Hatte der Ka’kari ihm auch dessen Gesicht verliehen? Er stand da, wie Durzo vor über einem Jahrzehnt dagestanden hatte, als Azoths Gilde versucht hatte, ihn zu überfallen. Aber jetzt stand er auf Durzos Seite. Von dort sah es anders aus.
    »Es ist Kylar«, flüsterte Blau.
    »Kylar«, echoten zwei Kinder. Die Ehrfurcht in ihrer Stimme machte klar, dass sie dachten, sie würden eine Legende überfallen. Überall im Kreis fielen Steine klackernd zu Boden. Der Kreis zog sich zurück, die Gilde hin- und hergerissen zwischen Flucht und
Neugier. Erst jetzt richteten die Großen den Blick ihrer riesigen Augen auf ihre leicht rauchenden Schwerter, und einige rieben sich geistesabwesend die Glieder oder Rippen, die von den Wurfgeschossen ihrer Kameraden geprellt waren.
    »Woher kennt ihr diesen Namen?«, fragte Kylar scharf. Plötzlich überlief ihn ein Schauer der Furcht.
    »Ich habe Jarl einmal mit Momma K reden hören«, antwortete Blau. »Er sagte, du seist sein bester Freund, er sagte, du hättest früher zu den Schwarzen Drachen gehört. Und Momma K hat uns einmal erzählt, dass der beste Schwarze Drache aller Zeiten bei Durzo Blint in die Lehre gegangen sei. Ich habe zwei und zwei zusammengezählt.«
    Kylar konnte sich nicht bewegen. Durzo hatte es vor langer Zeit gesagt: Die Wahrheit kommt immer ans Licht. Wenn diese Kinder wussten, dass Kylar ein Blutjunge und Durzos Lehrling war, ließ sich nicht sagen, wie lange es dauern würde, bevor ein Feind es wusste. Es mochte bereits herausgekommen sein, oder seine Feinde würden vielleicht niemals auf den Gedanken kommen, einen Haufen Gilderatten zu befragen. Es gab keine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Es war nicht Kylars Schuld, aber »Kylar« musste verschwinden. Seine Zeit war zu Ende. Sollte er jemals nach Cenaria zurückkehren, würde er es als ein anderer Mann mit einem anderen Namen und anderen oder gar keinen Freunden tun müssen. Kylar würde alles aufgeben müssen, so wie Durzo alle zehn oder zwanzig Jahre alles aufgegeben hatte. Es war der Preis der Unsterblichkeit.
    »Bitte, Herr«, sagte der verängstigte Große, der ihn zuerst zur Rede gestellt hatte, und leckte sich abermals die Lippen. »Lehrling Blau. Sie ist die Klügste. Sie verdient es herauszukommen.«
    »Ihr denkt, das hieße herauskommen?«, knurrte Kylar. »Ich werde binnen einer Woche tot sein!« Er zog den Ka’kari auf seine
Haut und sandte einen Strahl blauen Feuers durch ihn hindurch. Die Kinder rissen die Hände hoch, um ihre Augen zu beschirmen, und als sie wieder hinsahen, war Kylar verschwunden.

35
    Gefolgt von Generälen, Leibwachen, Lord Agon und einem rauen Ceuraner namens Otaru Tomaki schritten Logan und Lantano Garuwashi in den Thronsaal. Logan kniete vor dem Thron nieder, ebenso wie die anderen Cenarier; die Ceuraner machten eine tiefe Verbeugung; Lantano Garuwashi neigte den Kopf, und die Ringe in seinem langen roten Haar klirrten.
    »Erhebt Euch«, sagte Königin Graesin. Sie war freundlichköniglich in einem weichen, roten Gewand mit Smaragdpaspeln und dazu passenden Juwelen in den Ohren und am Hals erschienen. Sie stieg die sieben Stufen zu Garuwashi und Logan hinab. »Herzog Gyre«, fuhr sie lächelnd fort, »Ihr habt uns exzellente Dienste geleistet. Wir werden Euch so reich belohnen, wie Ihr es verdient.« Sie wandte sich an Lantano Garuwashi. »Euer Hoheit, es ist uns eine Ehre. Seid willkommen an unserem Hof.«
    Logan konnte sich nur mit Mühe daran hindern, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Also hatte sie seine Briefe doch bekommen. Ihre Antworten hatten etwas Seltsames gehabt, einen Mangel an dem erwarteten Hohn. Vielleicht hatte sie befunden, dass sie jetzt, da ihre Herrschaft gesichert war, anfangen sollte, sich mehr wie eine Königin zu benehmen.
    »Bitte, nennt mich Garuwashi. Ich bin kein König, noch nicht«, entgegnete Lantano Garuwashi mit einem kleinen Grinsen und
noch etwas anderem. Die traditionellen, seidenen ceuranischen Halbroben über weiten Hosen neigten dazu, den Körperbau eines Mannes zu verbergen, aber Garuwashi hätte sich mit einem Haufen alter Laken bekleiden und dennoch Männlichkeit verströmen können. Sein Haar leuchtete wie Rotgold, und es war zurückgebunden zu einem Pferdeschwanz und durchflochten mit Dutzenden anderer Strähnen - wie die Streifen eines Tigers. Sein Kinn war fest,

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