Jenseits Der Schatten
Rückkehr gebetet und gehofft, du könntest deinen Bruder zügeln, und später hofften sie, du könntest an seine Stelle treten. Auch ich habe um deine Rückkehr gebetet, aus anderen Gründen. Aber du bist nie gekommen. Ich habe selbst am Vorabend meiner Hochzeit gebetet, dass du kommen und die Dinge in Ordnung bringen würdest. Ich habe gebetet, während dein Bruder mich in sein Bett zog, dass du durch die Türen gestürzt kämest. Du hast es nicht getan.« Ihre Stimme war leise, aber kalt. »Außerdem«, sagte sie, »habe ich deinen Bruder geheiratet.«
»Aber du sagtest, du …« Er brach ab und verfluchte seine taktlose Dummheit.
Sie schloss die Augen. »Anschließend«, sagte sie. »Ich wollte ihn so betrunken machen, dass er ohnmächtig werden würde, aber ausnahmsweise einmal war er nicht in der Stimmung zu trinken, und ich - ich hatte zu große Angst. Ich habe gewartet, bis es vorüber war und er einschlief. Selbst nach dem, was er soeben getan hatte, war ich kaum imstande, ihm die Kehle durchzuschneiden. Im Schlaf hatte er so große Ähnlichkeit mit dir.«
»Es tut mir so leid«, sagte Solon.
Sie schlug ihn. Fest. »Wage es nicht, mich zu bemitleiden. Wage es nicht.«
»Es ist kein Mitleid. Es ist Liebe, Kaede. Ich habe dir wehgetan, und ich habe zugelassen, dass dir wehgetan wurde, und es tut mir leid.«
»In zwei Tagen heirate ich Oshobi Takeda.«
»Du liebst ihn nicht.«
»Sei nicht dumm.« Natürlich liebte sie ihn nicht.
»Kaede, gib mir eine Chance. Ich werde alles tun.«
»Du kannst dir die Festlichkeiten von deiner Zelle aus ansehen. Leb wohl, Solon.«
Terah saß ungeduldig auf der schwarzen Monstrosität von einem Thron, die Garoth Ursuul erbaut hatte. Sie hatte den halben Morgen gebraucht, um die Botschafter der Lae’knaught und der Chantry zu besänftigen. Ihre Versuche herauszufinden, wer diese diplomatische Katastrophe arrangiert hatte, waren fruchtlos geblieben. Finger zeigten in diese Richtung und in jene, und es ließ sich nicht sagen, wer log.
Zu guter Letzt kam Luc, prachtvoll anzusehen in dem goldenen Umhang des Lordgenerals, den Kalbslederstiefeln, der adretten weißen Robe und den Kniehosen. »Die Gerüchte sind wahr«, sagte er, während er auf der obersten Stufe vor ihrem Thron niederkniete. »Logan ist mit vierzehnhundert Mann eingetroffen.«
»Sie haben beim Durchbruch durch die ceuranischen Linien niemanden verloren?«, hakte Terah nach. Der erste Bericht besagte lediglich, dass Logan es bis an die Tore geschafft hatte. Ihre Befehle, ihm die Tore nicht zu öffnen, waren verfälscht oder ignoriert worden. Sie hatte gehofft, dass die Ceuraner ihn für sie töten würden.
Luc wirkte verwirrt. »Sie sind nicht durchgebrochen. Sie haben einen Bündnisvertrag unterzeichnet.« Als er den Ausdruck auf
dem Gesicht seiner Schwester sah, sprach Luc hastig weiter. »Als ich verlangte zu hören, mit welchem Recht sie einen Bündnisvertrag ausgehandelt hätten, sagten sie, mit deinem Recht. Es überraschte sie, dass ich nichts wusste.«
Terah sackte auf dem Thron in sich zusammen. Diese Geschichte war über und über bedeckt mit den schmutzigen Fingerabdrücken der Sa’kagé. »Was sind die Einzelheiten des Bündnisvertrags?«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
»Idiot!«
Er schluckte. »Ceuranische Wagen voller Reis und Getreide fahren in jede Ecke der Stadt. Sie geben unserem Volk zu essen.«
»Sie haben die ceuranische Armee hinter die Mauern gelassen?«
»Nur Lantano Garuwashi und die Wagen. Aber die Tore stehen noch immer offen. Viele Menschen gehen hinaus zum ceuranischen Lager und feiern mit ihnen.«
Binnen Minuten stand Terah auf einem Balkon und blickte auf die Stadt hinab. Es war ein frischer Herbsttag, die Sonne hell, aber kaum warm. Die Vanden-Brücke glitzerte von Sonnenlicht, das die Rüstungen Hunderter von Männern widerspiegelten.
»Logan paradiert durch das Labyrinth?«, fragte Terah. »Warum sollte er das tun? Wer würde sich dort sicher fühlen?«
»Die Karnickel beten ihn an«, sagte Luc.
Die Prozession marschierte zurück zur Ostseite und wandte sich der Burg zu. Bei der Parade von Terahs Armee waren die Straßen belebt gewesen, doch jetzt, da Logan gekommen war, schien die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Der Jubel selbst klang anders. Er machte ihr eine höllische Angst.
»Ruf meine Berater herbei«, verlangte sie. »Ich muss alles über diesen Bündnisvertrag wissen, bevor Garuwashi die Burg erreicht. Ist er mein Verbündeter, mein
Weitere Kostenlose Bücher